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Liebesbegehren – Veronika Schmidt

February 17, 2017

Dreimal Sex die Woche und immer noch unzufrieden

by Veronika Schmidt in Beckenschaukel, Ehesex, keine Lust, Konflikte, Lust, männliche Sexualität, Orgasmus, Schmerzen beim Sex, Selbstgefühl & Selbstwert, Selbstverantwortung, Stress, weibliche Sexualität, Zusammenleben, 2017


illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

Hallo Veronika

Der Sex beschert unserer Ehe regelmässig Krisen. Seit Jahren herrscht bei uns Sexfrust. Nachdem wir bei Dir auf einem Seminartag waren, von dem ich mir die Beckenschaukel mit nach Hause genommen habe, fühle ich mich im Sex wirklich emotional verbundener. Das ist wunderbar. Nur ist das Problem, dass mein Mann nach unseren 12 Ehejahren einfach schon maximal frustriert ist.

Aus meiner Sicht sieht er die kleinen Schritte nicht mehr, die ich gehe. Inzwischen ist für mich unser Sex besser geworden und sehe ihn für mich nicht mehr so als Belastung. Mein Mann wünscht sich, dass ich mich rasiere und schöne Unterwäsche anziehe, und das bekomme ich auch hin, ohne mich verbiegen zu müssen. Wir versuchten im letzten Jahr, uns zum Sex dreimal die Woche zu verabreden, was für mich eine ganz gute Lösung war. Denn dann wusste ich, an den anderen Tagen habe ich Zeit für mich. Mein Mann war mit der Lösung aber nicht glücklich. Jetzt war unser Krach über den Sex das erste Mal so schlimm, dass ich mich gefragt habe, ob unsere Beziehung das auf Dauer schafft, obwohl ich finde, ich bin im letzten Jahr grosse Schritte gegangen.

Ich habe lange auf meinen ersten Freund gewartet, für den ich mich aufheben wollte. Ich hatte keine sexuellen Erfahrungen vor meiner Ehe und bis dahin noch nie einen Orgasmus. Mein Mann ist einige Jahre älter und lebte vorher einige Jahre in einer eheähnlichen Beziehung. Die Hochzeitsnacht fand ich nicht besonders schön und seinen Penis nicht erotisch. Ich hatte mir das irgendwie romantischer vorgestellt. In den Flitterwochen befielen mich dann erst einmal Trichomonaden und ein Scheidenpilz, den ich die ersten Ehejahre überhaupt nicht mehr loswurde. Ichhatte überhaupt keinen Spass am Sex. Einen Orgasmus konnte ich zwar bekommen, aber der Weg dahin war fürchterlich mühsam. Ansonsten versuchte ich, es meinem Mann recht und ihn glücklich zu machen.

Mein Mann wünscht sich von mir Lust und dass ich ihn verführe. Ich aber wollte lange abends am liebsten meine Ruhe und ein schönes Buch, wenn die Kinder endlich im Bett waren. Auf jeden Fall wollte ich nicht noch etwas leisten müssen. Beim Sex gingen meine Gedanken oft spazieren. Zum nächsten Einkauf oder zu dem einen oder anderen akuten Problem. Ich hatte keine Ahnung, was mich gedanklich heiss machen könnte. Im letzten Sommer hat mir dann meine Tante, eine Therapeutin, das Buch von Nancy Friday über erotische Fantasien von Frauen empfohlen. Das Meiste darin fand ich echt widerlich, aber das eine oder andere hat mich angemacht. Ich denke mir, es ist in Gottes Interesse, wenn ich beim Sex mit meinem Mann mehr Spass habe.

Meine aktuellste Not ist, dass für mich nur die Stellung „er oben – ich unten“ wirklich lustvoll ist. Bei allen anderen Stellungen muss ich mich mit der Hand abmühen oder einen Vibrator nehmen. Doch damit kann ich es meinem Mann nicht recht machen. Oben zu sein ist für meinen Mann zum einen zu anstrengend und auf die Dauer zu langweilig. Sex, der für mich toll ist, ist für ihn langweilig - Sex den er toll findet, ist für mich gerade mal erträglich.

Insofern wünscht er sich andere Stellungen, die ich dann halt mache. Klar bekomme ich irgendwann einen Orgasmus, das ist dann für mich eher mehr Pflichtprogramm als Genuss. Eigentlich will ich das nicht mehr. Ich möchte den Sex geniessen, und nicht für einen Orgasmus arbeiten müssen, der dann oft einfach nur dürftig ist. Nun meint mein Mann, dass er sich nicht mehr für meinen Orgasmus zuständig fühlen möchte. Das ist kein Problem für mich, vorausgesetzt er ist nicht enttäuscht, wenn ich halt keinen habe. Ich habe viel zu lange mitgemacht, um ihn zufrieden zu stellen. Mittlerweile sehe ich das als Sackgasse.

Ich wäre echt froh wenn du uns weiterhelfen könntest.
Liebe Grüsse Beatrice, 38 Jahre


Liebe Beatrice

Das ist Deine Sicht der Dinge, ich weiss, und es wäre gut, auch die Deines Mannes zu kennen. Trotzdem erlaube ich mir mal ganz provokativ zu ihm und vielen anderen unzufriedenen Männern zu sagen: "Wenn Ihr nicht die Verantwortung für Euren eigenen Orgasmus übernehmt, wenn ihr Eure sexuelle Zufriedenheit an Eure Frau delegiert, wenn ihr Eure Frauen mit Euren sexuellen Erwartungen unter Druck setzt, dann seid ihr Egoisten und lausige Liebhaber."

Das heisst selbstverständlich nicht, dass Dein Mann für Deinen Orgasmus zuständig ist. Das bist Du selbst, und auf diesen Weg hast Du Dich bereits gemacht. Es ist gut, dass Du Deinen Mann nicht mehr zufrieden stellen willst. Weise ihn darauf hin, dass er selbst mit sich zufrieden sein muss. Dass er Sex nicht als Mittel zum Zweck sehen kann, um sich zu bestätigen und seinen Lebenshunger zu stillen. Und Du, beginne damit, Dich selbst zufrieden zu stellen, nicht nur sexuell, aber auch. Du kannst lernen, einen Orgasmus ohne Anstrengung zu bekommen. Dafür solltest Du erst einmal mit Dir selbst experimentieren. Das Buch „Komm, wie Du willst“ von Emily Nagoski kann Dir dabei helfen.

Sex haben heisst, eine Insel für Intimität zu schaffen. Doch ich kann aus Deinen Zeilen nicht erkennen, dass bei Euch Sex auch eine Dimension von Nähe, Zärtlichkeit und Verspieltheit hat. Leider können viele Männer aus diesen leisen Formen der Zuwendung und Erotik keine Erfüllung nehmen. Ihnen wurde schon in der Kindheit das Fühlen abtrainiert. Die Entdeckung der Innenwelt und die Suche der Selbstliebe kann für Männer ein langwieriger und auch schmerzhafter Prozess sein. Männer sind sich nicht gewohnt, sich selbst zu lieben. Den Mangel spüren sie trotzdem. In der Folge tritt anstelle von Selbstliebe Selbstsucht, Sexsucht oder Arroganz und Abwertung anderer. Am ehesten riskieren Männer Einsicht und emotionale Öffnung, wenn sie vermittelt bekommen, wie sie tatsächlich zu tief erfüllendem Sex kommen können. Denn oft erfüllt sie ihre Art, wie sie Sex leben, im Grunde doch nicht, weshalb sie meinen, dieses Ziel mit der Häufigkeit wett machen zu können. Mit dem rechten Wissen und der ihnen entgegen gebrachten Wertschätzung kann aus überzogenen Sexerwartungen erfüllender Sex als Ausdruck von wirklicher Selbstliebe werden.

„Langweiliger“ Sex kann sehr lustvoll sein, wenn man die Lust aus sich selbst und seinem Körper zu wecken und nehmen weiss." 

Ein lustvolles, jahrelang andauerndes Sexleben nährt sich daraus, wie es sich anfühlt, nicht, wie es aussieht und welche Kicks es bringt. Dein Mann aber scheint sich selbst und seinen Körper nicht sehr bewusst wahrnehmen zu können. Deshalb braucht er Kicks wie Stellungen, Intimrasur und Wäsche, um in Gang und zu Lust zu kommen. Es ist gegen alle diese Dinge überhaupt nichts einzuwenden, sofern sie auch Dir Spass machen. Doch Dein Mann sollte dringend lernen, seine Lust daraus zu nehmen, dass Sex auch Dir Genuss bringt. Daraus, dass Dein Genuss genauso wichtig ist wie seiner.

Ein Mann, der mit dreimal Sex die Woche nicht zufrieden ist und keinen Bock auf eine „anstrengende“ Stellung hat, die Dir mehr Empfindungen ermöglicht, hat definitiv ein Problem. Ein eigenes. Die Blick-Sexberaterin Caroline Fux meinte mal zu einem ebenfalls unzufriedenen „Dreimal-die-Woche-Mann“: „Nimm diesen Sex oder gar keinen.“ – und dass „… die meisten Eltern von kleinen Kindern nur davon träumen können, zwei- bis dreimal Sex pro Woche zu haben.“ Ihre Aussage auf Eure Situation bezogen bedeutet, abwechslungsreicher und spontaner Sex in Langzeitbeziehungen wird glorifiziert und geplanter und „langweiliger“ Sex abgewertet. Sexuelle Spielarten werden überladen mit irgendwelchen Fantasien und Illusionen, die mit „normalem“ Sex  in normalen Beziehungen nichts zu tun haben.

Liebe Beatrice, ich vermute, auf Euch wartet eine Auseinandersetzung mit Eurer Paarsexualität, Eurer Paarbeziehung, mit Euch selbst und Eurer Persönlichkeit. Deshalb würde ich Euch zu einer Sexualberatung bei einer ausgewiesenen Fachperson raten.

Herzliche Grüsse – Veronika

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February 10, 2017

Was ist bloss mit den Männern los?

by Veronika Schmidt in Ehe, Ehesex, falsche Scham, keine Lust, Lust, männliche Sexualität, Porno, Selbstbefriedigung, Selbsterfahrung, Selbstgefühl & Selbstwert, Selbstverantwortung, Sünde, Zusammenleben, 2017


wasistlos.ipg
wasistlos.ipg

Hallo Veronika

Seit eineinhalb Jahren sind mein Mann (33) und ich nun verheiratet und seit der Hochzeit haben wir nur selten und nie spontan Sex. Meinem Mann fehlt die Lust. Ich würde gerne viel häufiger mit ihm schlafen. Aber jegliche "Verführung" kommt nicht an. Diese Ablehnung verletzt mich sehr. Ich würde mich nur schon über einen leidenschaftlichen Kuss im Alltag freuen.

Wir sind beide christlich aufgewachsen und hatten vorher nie Geschlechtsverkehr, konnten aber vor unserer Hochzeit kaum die Finger voneinander lassen. Doch sobald wir offiziell durften, war von dieser Leidenschaft fast nichts mehr zu spüren. Mein Mann hat mit anderen Frauen vor mir schon gewisse sexuelle Erfahrungen und konsumierte regelmässig leichte Pornografie und onanierte. Obwohl er das aktuell nur noch sehr selten tut, verletzt mich das ebenfalls.

Wir haben schon oft alles beredet. Er weiss nicht, warum er keine Lust hat oder sich selbst befriedigt. Und den Sex den wir haben, findet er jeweils sehr schön. Könnte die fehlende Leidenschaft von unseren gemeinsamen Erfahrungen vor der Ehe herrühren, also von der Sünde, welche echte befreite Intimität verhindert? Oder habe ich falsche Erwartungen an ihn? Trotz unserem kleinen Kind fehlt es in meinen Augen eigentlich nicht an Gelegenheiten, in welchen Intimität Platz hätte.

Liebe Grüsse Leonie, 30 Jahre


Nach Ulrich Clement ist die uralte Frage des Mannes: „Bin ich gut?“, die der Frau: „Bin ich gemeint?“. Stimmt beides, dann ist alles gut, egal was die beiden tun.

Liebe Leonie

Mit kleinen Abweichungen erreichen mich ähnliche Fragen immer wieder. Es scheint in unserer heutigen Zeit schwierig zu sein, Sex zu einer Gewohnheit zu machen. Wir finden irgendwie für alles Zeit, nur nicht für den Sex. Und Tausenderlei Möglichkeiten, uns davon abzulenken. Wie auch das Paar Mitte Dreissig, seit einem Jahr verheiratet, das schreibt, ihr Sex habe sehr wenig Raum im Alltag. Sie treiben Sport, kochen gemeinsam, gehen ins Kino, arbeiten beide und irgendwie sind sie für den Sex immer zu müde.

Die Hormone der Verliebtheit und die Aufregung des „Verbotenen“ geben anfänglich einen Kick, der sich irgendwann verflüchtigt. Und nun ist sehr entscheidend, ob wir Lust gelernt haben, die aus uns selbst kommt. Männer finden manchmal Sex genauso anstrengend wie viele Frauen. Vor allem den ersten Schritt, weil sie auf die Lust warten, die nicht einfach von selbst kommt. Und weil die Lust nicht von selbst kommt, fühlen sie sich als Versager, als Mann und als Mensch. Manchmal befriedigt er sich selbst oder schaut im Internet einen Porno, aber oft nur, um den Motor in Gang zu halten und sicher zu gehen, dass er noch funktioniert. Lustvoll findet er das oft gar nicht. Die Zahl der Männer, die explizit sagen, sie haben keine Lust auf Sex, nimmt deutlich zu. Aber es nimmt auch die Zahl der Frauen zu, denen Sex wichtig ist und wichtig bleibt über die Jahre. Deshalb wohl bringt dieSuchanfrage „Was ist bloß mit den Männern los?“ im Internet über 1 Million Ergebnisse.

Der stille (oder auch laute) Vorwurf der Frau erhöht den Druck und erstickt seine Lustgefühle im Keim. Bei mir in der Beratung zeigt sich die männliche Unlust auffallend dort, wo Paare erst nach der „dranghaften“ Zeit, also nach Dreißig heiraten. Und vor allem dann, wenn der Mann, das Paar bis anhin wirklich enthaltsam lebte. Bei Euch kam zudem schnell ein Kind. Auch Schwangerschaft und Geburt hinterlassen bei Männern manchmal Irritationen in Bezug auf den Sex.

Lust lernen gegen Lustlosigkeit

Was für die Lustlosigkeit vieler Frauen gilt, gilt auch für den Mann. Er sollte Lust üben, Sicherheit, Technik und Routine gewinnen. Macht Euch auf einen gemeinsamen Weg, Erotik und Erregung in aller Feinheit wahrnehmen zu lernen. Plant feste Zeiten im Alltag ein, zu denen Ihr Euch fürs Üben verabredet. Zudem sollte Dein Mann seine Selbstbefriedigung (ohne Porno) nützen, um eine gute Technik für den Paarsex zu erforschen und seine Empfindungen dabei gut wahrzunehmen. Die Art und Weise, wie sich ein Mann jahrelang erregt, oft mit starker Reibung und Druck auf den Penis, lässt ihn feine Nuancen der Lust gar nicht spüren. Das kann man aber ändern. Lasst Euch als Paar ohne Druck auf Nähe, Zärtlichkeiten, Schmusen und Experimente ein. Setzt Euch nicht unter Erfolgsdruck. Ganz entscheidend sind der Kopf, der Beckenboden, die Bewegung des Körpers und der Atem, der alles in Lust verbindet (Beckenschaukel), siehe LIEBESLUST.

Und setzt Euch mit Euch selbst auseinander. Die hindernden Faktoren rund um die Sexualität sind viel weniger entscheidend, als die Grundfrage der Identität als Mann (und Frau). In der Frage, wer ich bin als sexuelle Person, finden wir eine Spur. Sexualität ist nicht ein Nebenaspekt von Spaß, sondern eine zentrale Ausdrucksform von Persönlichkeit. Zu sich kommen und bei sich sein, das sehen Experten als eigentliche Voraussetzung für eine glückliche Sexualität, völlig unabhängig davon, wie viel oder wenig Testosteron ein Mann im Blut hat.

Liebe Leonie, nimm den Druck weg von Deinem Mann und mache Dich auch selbst auf den Weg zu Deiner eigenen Sexualität. Ich glaube nicht, dass seine Vorerfahrungen der Hinderungsgrund sind, sondern eher Eure mangelnde Erfahrung in der Paarsexualität. Als die Frau eines lustlosen Mannes fragst Du Dich, was mit Dir oder mit Euch nicht stimmen könnte. Und Du fühlst Dich, wie viele andere Frauen in dieser Situation, unbegehrt, zurückgewiesen gedemütigt und ungewollt. Doch nicht Du trägst die Schuld, und auch nicht Eure Vorgeschichte, das kann ich Dir versichern. Aber bezeichnenderweise redest Du in Bezug darauf von „Sünde“. Ich denke, Gott hat bei weitem nicht so grosse Probleme damit, wie wir Christen aufgrund unserer Moralvorstellungen. Unsere Bewertung im Kopf ist sehr entscheidend dafür, Lust unbeschwert geniessen zu können, und Lust so zu erleben, dass wir mehr davon wollen.

Macht Sex zu einer Gewohnheit, wie all die anderen Tätigkeiten in Eurem Leben auch. Das gelingt am besten, indem Ihr Sex in die Woche einplant. Nur so wird er zu einem ständigen Begleiter Eurer Liebesbeziehung. Wer nur alle paar Wochen Sex hat, kommt nicht auf einen Spass-Level, der bewirken würde, mehr davon zu wollen.  Für den Spass muss Sex erst erlernt werden, denn mit einem Partner zusammen findet man ihn oft anstrengend, weil ungewohnt. Wer Sex plant, hat mehr Übungsgelegenheiten. Es ist ein Mythos zu denken, spontaner Sex mache mehr Spaß. Spaß macht vor allem, was wir gut können. In diesem Fall die entwickelten sexuellen Fähigkeiten. Einige sind darin natürlich schon Naturtalente, andere brauchen Informationen und Anleitung. Wenn wir erotischen Fähigkeiten zusammen üben und anwenden, um Sex lustvoll zu gestalten, geschieht viel weniger, dass wir beim verabredeten Sex nicht richtig in Schwung kommen.

Erotischen Fähigkeiten bedeuten, zu wissen wie wir zusammen am besten in Erregung kommen. Schon beim Küssen und Streicheln kann man vielleicht noch einiges dazulernen. Es gibt Männer, die wissen genau, wie sie ihre Frau anfassen müssen, aber es gibt auch solche, die darin sehr ungeschickt sind. Und es gibt Frauen, die wissen ihren Männern Freude zu bereiten, aber andere sind völlig passiv im Sex. Viele Männer finden es schön, wenn die Frau ihre Lust zeigt. Das ist, was Frauen lernen können – ihre Lust zu empfinden, zu steigern und zu zeigen. Und man kann sich sehr wohl zu Lust verabreden. Weil Lust sowohl im Kopf als auch im Körper geweckt wird. Ich wecke und erhalte mir über den Tag hinweg die Lust auf den erotischen Augenblick hin, indem ich bewusst meine Aufmerksamkeit auf meine Genitalien lenke und meinen Körper entsprechend bewege und wahrnehme. Wer Gedanken und Gefühle gut steuert, kann innerlich vorbereitet auf erotische Momente zugehen.

Ich habe den Eindruck, dass Ihr beide noch ein grosses Potenzial zu entdecken habt. Versuche, Deinen Mann für Gespräche über seine Empfindungen und einen gemeinsamen Lernweg im Sex zu gewinnen, indem Du ihm sagst, dass Du Dir das sehr wünschen würdest und es Dir wichtig sei. Macht feste Termine ab. Macht ab, wie Du Dich ihm nähern darfst. Macht Schmusezeiten ab ohne Sex. Mein Buch LIEBESLUST kann euch helfen. Auch MAKE LOVE von Ann-Marlene Henning, ihre Video Blogs www.doch-noch.de und ihre Fernsehsendungen MAKE LOVE geben euch viel Anregung. Und habt den Mut, Euch dem Thema nochmals von einer neuen Seite zu nähern. Von der, dass Ihr nicht auf Lust wartet, sondern Lust weckt, indem Ihr Sex zu einer Gewohnheit werden lasst.

Herzliche Grüsse - Veronika

Tipp: “Die Lustlosigkeit der Männer“, das lesenswerte Interview vonAnouschka Roshani mit Ulrich Clement
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February 3, 2017

Beim Schmusen einen Orgasmus

by Veronika Schmidt in Aufreger, Liebe, Lust, Orgasmus, Selbstverantwortung, Sex vor der Ehe, 2017


bild: marc chagall - das hohelied I - 1960 - öl - vg bild-kunst - bonn 2015

bild: marc chagall - das hohelied I - 1960 - öl - vg bild-kunst - bonn 2015

bild: marc chagall - das hohelied I - 1960 - öl - vg bild-kunst - bonn 2015

bild: marc chagall - das hohelied I - 1960 - öl - vg bild-kunst - bonn 2015

Liebe Veronika

Ich bin mit einem äusserst liebevollen, wunderbaren Mann verlobt und wir werden dieses Jahr heiraten. Er ist unglaublich zärtlich, aufmerksam und entgegenkommend. Wir beide sind 25 Jahre alt, noch im Studium, in der Gemeinde aktiv und hatten vorher noch nie eine Beziehung. Konservativ aufgewachsen, wollen wir mit dem Sex warten und übernachten auch nicht beieinander. Wir sind beide sehr leidenschaftlich, voller Neugier und so kam es, dass mein Verlobter beim Schmusen schon Orgasmen hatte, obwohl wir weder nackt waren, noch uns "unten" berührten. Nun sind wir doch etwas nachdenklich geworden, was das nun für uns heisst. Sollten wir mehr auf Distanz gehen und lernen, mehr Geduld zu üben? Wir sehen uns nicht so oft, weshalb dann natürlich eine geballte Ladung Leidenschaft und Liebe da ist. Ich bin an dieser Situation nicht ganz unschuldig: Ich mag es, mich zu schminken, mich für ihn schön zu machen und ziehe mich auch weiblich und sexy an.

Ich möchte von ganzem Herzen Gott dienen. Ich habe mir immer vorgestellt, wie ich mich verhalten würde, wenn ich einen Mann kennen lerne. Und jetzt ist alles so anders. Ich vertrat die Haltung, das Körperliche müsse zusammen mit der Kommunikation wachsen. Das ist bei uns auch so. Wir engagieren uns, gehen unter die Leute, führen stundenlange Gespräche, das gibt allem eine wunderbare Tiefe. Aber irgendwie habe ich mir nie vorgestellt, wie sich das alles anfühlen würde.

Deshalb frage ich dich: Was empfiehlst du uns, damit unsere Sexualität „rein“ und „göttlich“ bleibt? Ich freue mich sehr auf deine Antwort! Ganz lieber Gruss, Simea


Liebe Simea

Hach, in was für einer aufregend schönen Zeit Ihr Euch befindet! Geniesst diese Momente aus ganzem Herzen, denn sie werden nicht mehr wiederkommen. Es ist die Zeit der Unschuld voller Erotik, das Hohelied lässt grüssen. Diese aufregende Phase erleben heute nicht mehr viele Menschen. Die einen nicht, weil sie sofort Sex haben, die anderen, weil sie daraus die ganze Erotik verbannen. Geniesst Eure geballte Ladung Leidenschaft und Liebe und lasst sie Euch nicht durch Schuldgefühle verderben. Versucht möglichst viel davon in Eure Ehe mitzunehmen und lasst Euch von niemandem ein schlechtes Gewissen einreden. Seid unbeschwert, wenn auch nicht leichtsinnig.

Das Eure Körper so ekstatisch reagieren, habt Ihr den Hormonen zu verdanken, welche die Verliebtheit freisetzt. Diese werden sich mit der Zeit wieder beruhigen. Dass Dein Verlobter so schnell reagiert, hat auch mit seiner Erregbarkeit zu tun. Die ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Hormone spielen eine Rolle, die Körpersensibilität und natürlich das Alter. Junge Männer sind mehr erregbar als alte, Männer mehr als Frauen. Ein Paar suchte bei mir Rat, da löste Schmusen bei beiden Orgasmen aus. Diesen riet ich, sie sollten sich freuen über  ihre funktionierende Sexualität. Weil ich zu viele christliche Paare sehe, wo es das nicht tut. Du beschreibst, dass Ihr jeweils sehr aufgeregt seid, Euch wieder zu sehen. Ein solcher Zustand ist oft mit hoher körperlicher Spannung verbunden, was in einem erregten Körper oft ungewollt den Orgasmus auslöst. Das ist beim Sexakt dann eher unerwünscht, weil der Mann so zu schnell kommt. Aus meinem Buch könnt Ihr lernen, wie man sich in der Erregung mit Beckenschaukel und Atmen entspannt und so die Erregung kontrollieren kann.

Menschen fragen mich immer wieder, wie weit sie gehen können, damit es noch nicht Sex ist. Persönlich finde ich das eine heuchlerische Frage. Denn sie fragt mehr danach, ein Gesetz einzuhalten und sich dann damit zu brüsten, anstatt zu überlegen, was die Liebe uns raten würde. Rein und göttlich, wie du fragst, ist für mich das Liebesgebot. Das beinhaltet auf der einen Seite zu fragen, was Fürsorge tun würde, wenn sie das Beste für einen selbst und den Liebespartner sucht. Also solltet Ihr Euch vor allem gegenseitig und selbst fragen, wie wohl Euch bei Eurem Tun ist in Bezug auf Eure eigenen Grenzen und Vorstellungen. Und auf der anderen Seite könnt Ihre Euch danach fragen, wie Ihr als Vorbilder leben wollt. Ein unverkrampftes und reflektiertes Verhältnis zu Sexualität hat definitiv Vorbildwirkung und erfüllt auch das Liebesgebot.

Die Formen des Kennenlernens und der Umgang der Geschlechter in unserer heutigen Lebenswelt unterscheiden sich fundamental von den Gewohnheiten früherer Generationen. Lange Ausbildungszeiten, jahrelanges „Gehen miteinander“, lange Verlobungszeiten, späte Heiraten, sich im Privatbereich des anderen aufhalten, das alles war in den prüden Jahrhunderten vor uns unvorstellbar, aber heute völlig normal. In König Davids Zeiten und denen im Neuen Testament, auf die wir uns mit Schriftstellen berufen, heirateten Frauen mit 13 Jahren und Männer mit 17 Jahren, mit der damaligen Geschlechtsreife. Deshalb ist es für uns heute so schwierig, wenn wir vorbei an unserer heutigen Lebenswelt, verbindliche sexuelle Verhaltensnormen für die Gemeinde formulieren wollen. Für mich sollten sich biblische und göttliche Richtlinien durchaus auch an der gelebten Lebensrealität und Lebenswelt orientieren.

Sich erotisch aneinander zu erfreuen war offenbar zu Zeiten Salomos normal. Vielleicht traf man sich nicht im Haus oder Zelt, aber in der weiten Natur. Konservative Bibelausleger behaupten ja immer, die Texte des Hohelieds sprächen über verheiratete Paare. Für mich macht das wenig Sinn. Denn wie sollte eine verliebte Frau ihren verheirateten Partner in den Gassen der Stadt suchen, oder ein sehnsuchtsvoller Liebhaber an die Haustüre seiner Ehefrau klopfen? Weshalb sollten sie Liebesstunden im Weinberg verbringen? Ausser zur Abwechslung? Vor 500 Jahren, zur Zeit der Reformation, war es zum Beispiel völlig normal, dass Verlobte bereits zusammen wohnten. Jedermann ging davon aus, dass diese Paare Sex hatten. So lebte auch Katharina von Bora zur Verlobungszeit bereits mit Luther zusammen. Er schreibt darüber, dass es ihnen beiden sehr wichtig war, bis zur Hochzeit zwar das Kissen zu teilen, nicht aber den Körper. Ob Luther unverhofft trotzdem einen Orgasmus hatte, ist nicht bekannt. Aber bekannt ist, dass er zu sämtlichen Körperausscheidungen und Körperreaktionen ein unverkrampftes Verhältnis hatte.

Ich weiss, ich definiere an verschiedenen Stellen „Sex haben“ mit sich gegenseitig zum Orgasmus stimulieren, was Euch irritieren mag. Das heisst nicht, dass ihr nun Sex hattet. Die eigentliche Definition von „Sex haben“, „Liebe machen“, „Miteinander schlafen“ ist Geschlechtsverkehr im Sinne von Vaginalverkehr. Selbst Wikipedia hat diese Definition aber erweitert, weil sich Sex eben nicht einfach nur auf Geschlechtsverkehr reduzieren lässt. Ich mache diese Definition, weil viele junge Christen behaupten, sie hätten keinen Sex, aber Petting, Oralverkehr und Analverkehr praktizieren. Was eigentlich gar niemanden etwas angeht, ausser dem Paar. Aber wenn sie es trotzdem an die grosse Glocke hängen, das Warten, dann finde ich das unethisch. Und das wiederum sage ich nicht, um Euch zu Sex zu ermutigen. Ihr werdet bald heiraten. Erwartung und Vorfreude ist etwas Wunderbares. Kostet es aus. Bereitet Euch jedes für sich selbst auf Euren ersten Sex vor und erwartet nicht, dass es gleich perfekt ist.

Und noch einmal – geniesst diese aufregende und wunderbare Zeit! Herzliche Grüsse – Veronika

Link zum Thema: Vorlesung von Sigfried Zimmer „Christliche Sexualethik – der Unterschied in den Paarbeziehungen zwischen antiken und modernen Gesellschaften“. 
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January 27, 2017

Wie definierst Du Unzucht?

by Veronika Schmidt in Aufreger, Bibel, Selbstverantwortung, Sex vor der Ehe, Sünde, Unzucht, 2017


redlight
redlight

Liebe Veronika

Ich habe eine wundervolle Beziehung mit einem wundervollen Freund. Wir sind beide gläubig, trotzdem war es bald mit dem Warten vorbei – ein wenig zu schnell, aber daran bin ich auch nicht unschuldig. Jedenfalls habe ich mich lange mit dem Thema Sex vor der Ehe befasst und bin auch über Deinen Blog gestolpert. Ich bewundere Deine Arbeit und Du sprichst mir voll aus dem Herzen.

Mein Problem ist, ich gehe in eine Kleingruppe, in der die Bibel seit neustem sehr wörtlich vermittelt wird. Einerseits ist das ja gut, aber ich mag es nicht, "niedergebibelt" zu werden. Und es gehen mir schnell die Argumente aus, wenn es immer heisst, es steht ja so in der Bibel. Mein Standpunkt zum Thema Sex vor der Ehe ist für mich eigentlich geklärt. Doch weil ich mir anhören muss, dass Sex vor der Ehe Unzucht ist, und dass man sich von seinen fleischlichen Begierden abwenden soll, würde ich doch gerne von Dir wissen, wie Du Unzucht definierst und was Du zu den fleischlichen Begierden sagst?

Viele Grüsse Carla, 22 Jahre


Liebe Carla

Ja, das ist eine heisse Frage. In Bezug auf Sex vor der Ehe werden abwechslungsweise die Begriffe „Unzucht“ und „Ehebruch“ herbeigezogen. Die einen argumentieren bei Letzterem, Sex vor der Ehe sei Ehebruch am zukünftigen Partner. Das liesse sich eigentlich nur mit einem jungfräulichen und jungmännlichen Gebot rechtfertigen, aber das gibt es so in der Bibel nicht. In der Sündenaufzählung in Mth. 15,19 kommen beide vor, Unzucht und Ehebruch: „Denn aus dem Herzen kommen hervor böse Gedanken: Mord, Ehebruch, Unzucht (genau: Hurereien), Diebstahl, falsche Zeugnisse, Lästerungen;“

Obwohl Du nur nach Unzucht fragst, nehme ich den Ehebruch mit dazu, weil es mir die Argumentation erleichtert. Das griechische Wort Porneia wird als Unzucht, Hurerei oder Prostitution übersetzt, und meint, im aus dem Wort abgeleiteten Sinn, die Liebe, die man kaufen oder verkaufen kann, oder meint auch unerlaubten oder unmoralischen Geschlechtsverkehr oder entsprechende sexuelle Beziehungen. Zur Zeit der Apostel herrschten in der griechisch-römischen Welt chaotische Sittenlosigkeit und Unmoral. Ehefrauen waren nicht für die sexuelle Lust da, sondern um legitime Kinder zu zeugen und den Haushalt vertrauenswürdig zu führen. Für den Rest hielt man sich Mätressen, Konkubinen oder Lustknaben und ging zu Prostituierten (oft mit der Religion verbunden im Tempel).

Was Paulus schockierte, war die Tatsache, dass sich die Korinther darüber nicht entsetzten und in den eigenen Reihen sexuelle Unordnung duldeten (1. Kor. 5,1). Deshalb wohl beginnt Paulus seine Aufzählung der Werke des Fleisches* mit den sexuellen Sünden. Er bringt mit dem Christentum eine ganz neue Moral der gelebten Reinheit. Paulus zeigt eine höhere Lebensform auf. Der Christ soll sich völlig von porneia enthalten (1. Tess. 4,3), er muss sie fliehen (1. Kor. 6,18), er muss ihre Werke abtöten (Kol. 3,5), er sündigt damit gegen seinen eigenen Körper (1. Kor. 6,18), welcher nicht der Unzucht sondern Gott gehört (1. Kor. 6,13).

Den Ehebruch brauche ich nicht zu erklären. Höchstens in dem Sinne, dass ich darunter einen grundsätzlichen Treuebruch oder Betrug verstehe. So gesehen kann dieser Bruch nicht nur sexueller Natur sein, sondern auch beinhalten, dass man mit einer anderen Person intimste Emotionen und Empfindungen teilt, nicht aber mit dem Partner. Es wäre sogar denkbar, dass jede Form von Betrug darunter fällt, zum Beispiel auch grobe finanzielle Verfehlungen ohne Wissen des Partners.

  • Unzucht ist jede Form von ungeordnetem Sex. Gekauft, verkauft, aber auch unbezahlter Geschlechtsverkehr ohne jegliche Verbindlichkeit. Ich würde dazu definieren: jeder Art von Sex, die mir oder jemand anderem Schaden zufügt. 
  • Ehebruch ist ein sexueller oder emotionaler Treuebruch in einer verbindlichen Beziehung oder in eine verbindliche Beziehung hinein. Indem die Person entweder Unzucht betreibt oder sich auf sexuelle oder emotional intime Weise auf eine andere vertraute Beziehung einlässt.
  • (Fleischliche) Begierden meint nach meinem Dafürhalten „Sucht“: Abhängigkeit, Drang, Gier, Laster, Lust. Das kann Sex, aber auch andere Dinge betreffen.

Meiner Meinung nach ist nichts von alledem gerechtfertigt, um auf „Sex vor der Ehe“ in einer verbindlichen Beziehung angewendet zu werden. Aber auf die verbindliche Beziehung selbst. In einer Beziehung zu sein, aber nicht verheiratet, legitimiert weder Unzucht noch Beziehungsbruch. Untreue betrifft jede Art von verbindlicher Beziehung. In der heutigen Lebenswelt ist Sexualität vom Gesetz her geregelt und entsprechend legitimiert, deshalb treffen weder Ehebruch, Unzucht, Hurerei, Prostitution noch die Definition „unerlaubt oder unmoralisch“ in irgendeiner Weise auf „Sex vor der Ehe“ zu.

Doch eine Gemeinde könnte auf der entsprechenden „Hausregel“ bestehen, weil jede Organisation sich eigene Regeln gibt. Das bedeutet, eine Gemeinde kann für sich die Regel aufstellen, sie möchte beispielsweise keine Personen auf der Bühne oder in Leiterschaft haben, die im Konkubinat leben. Eine ähnliche Regel aufzustellen in Bezug auf „Sex haben“, dürfte bereits schwierig werden, weil unter die Bettdecke der Menschen zu schauen schon recht grenzwertig ist. Sie könnte höchstens aufgrund von Eigendeklaration durchgesetzt werden.

In der heutigen Lebenswelt lassen sich Lebensformen der biblischen Zeit nicht mehr einfach als „göttlich gegeben“ begründen. Auch kommt es sehr auf die speziellen Lebensumstände und die Lebensphase eines Paares drauf an. Ein Paar sollte in Eigenverantwortung selbst über sein Sexleben bestimmen. Dennoch können wir aus der Bibel „Verzicht auf Sex vor der Ehe“ als hilfreichen Rat für eine Beziehung herauslesen. Und ich würde nie einem Paar raten, Sex zu haben, das für sich die Sexualität für die Ehe aufsparen möchte. Aber ich würde ihm raten, sich sexuell zu entwickeln und sich auf die Paarsexualität vorzubereiten.

Liebe Carla, über den folgenden Link könnt Ihr Euch auf eine der Lebenswelt angepasste Weise mit Sexualität und Glauben auseinandersetzten: Vorlesung von Sigfried Zimmer zum Thema „Christliche Sexualethik – der Unterschied in den Paarbeziehungen zwischen antiken und modernen Gesellschaften“. (Achtung - Explosiv)

Herzliche Grüsse - Veronika

*Galater 5,19-21: „Offenbar aber sind die Werke des Fleisches; es sind: Unzucht (Hurereien), Unreinheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Zornausbrüche, Selbstsüchteleien, Zwistigkeiten, Parteiungen (genau: Sekten), Neidereien, Trinkgelage (genau: "Räusche" – egal mit welchen Substanzen herbeigeführt), Völlereien und dergleichen. Von diesen sage ich euch im Voraus, so wie ich vorher sagte, dass die, die so etwas tun, das Reich Gottes nicht erben werden.“

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January 20, 2017

Starke Frauen - starke Männer

by Veronika Schmidt in Ehe, Ehesex, Gleichberechtigung, Gott, Liebe, Partnerwahl, Selbstgefühl & Selbstwert, Selbstverantwortung, Zusammenleben, 2017


luthers.ipg
luthers.ipg

Martin Luthers Frau als Vorbild für eine starke Frau

«Neben jeder starken unabhängigen christlichen Frau steht ein starker unabhängiger Mann, der diese Tatsache aushält und begrüsst. Das hat ganz eigentlich mit befreiter Sexualität zu tun. Katharina von Bora und Martin Luther lassen grüssen.»

Vor 500 Jahren hatten Luther, Zwingli und Co. den Mut, Glaubenssätze und Traditionen, die von der Kirche als einzige Wahrheit verkauft wurden, zu hinterfragen. Nach wie vor sind die Kirchen reformbedürftig. Livenet bringt daher Thesen zur Inspiration. Heute meldet sich die Sexologin, Beraterin und Autorin Veronika Schmidt zu Wort.

Sex, Rollenbilder und Gleichstellung haben einen direkten Zusammenhang. Vor allem für die Frau ist befreite Sexualität entscheidend für ihre ganzheitliche Entwicklung. Wer's nicht glaubt, schaue über den Tellerrand in andere Teile der Welt um festzustellen, wie das Leben von Frauen ohne sexuelle Selbstbestimmung aussieht. Sie haben weder Bildung noch Entwicklungschancen. Eine sexuell freie Frau hingegen ist in ihrer Persönlichkeit, ihrer Partnerschaft und Gesellschaft frei.

Katharina – selbstbewusst und unkonventionell

Solche Paarvorbilder brauchen wir. Eines davon finden wir 500 Jahre zurück in Katharina von Bora und Martin Luther. Luther heiratet Katharina, «um den Teufel zu ärgern». Sie war eine starke Persönlichkeit und das Paar Luther zwei sich liebende Hitzköpfe, die sich zeitlebens respektierten und herausforderten. Die beiden führten eine beispielhafte Ehe auf Augenhöhe und lebten eine von Gnade, Freude und Humor erfüllte Partnerschaft. Eleonore Dehnerdt* schreibt, dass dies vor allem Katharinas «unbeugsamem Selbstbewusstsein» zu verdanken war.

Martinus war nicht Katharinas erste Wahl. Aber nachdem sie ihre grosse Liebe nicht heiraten durfte, entschied sie sich für den Mann, der ihr die besten Entwicklungsmöglichkeiten bot. Das war eine kluge Wahl. Katharina war gebildet, konnte lesen, schreiben und beherrschte Latein. Sie kam aus der Klosterwelt, in der sie als Frau kein «minderwertiger» Mensch war, wie es das damalige Gesetz behauptete. Sie lebte selbstständig, zielsicher, fackelte nicht lange, bevor sie etwas tat und hielt sich auch nicht an Konventionen.

Sexualität als Grundlage von Erfolg

Wo sind heute die selbstbewussten Katharinas? Seit Jahren werden Frauen an Frauenanlässen ermutigt, sich toll, wunderbar und liebenswert zu finden. Doch wann endlich kommt die Botschaft: «So, jetzt wissen wir alle, wie wunderbar wir sind. Jetzt brechen wir auf zu grossen Taten und erobern uns die Welt.» Ich behaupte, diese Botschaft kommt nicht, weil Sex an Frauenveranstaltungen kein Thema ist. Nicht mal ein Hauch davon. Doch aus sexueller Selbstsicherheit und der daraus entspringenden Selbstbestimmung kommt weltverändernde Kraft. Das sah wohl auch Luther so. Er war ein sexueller Rebell. Betonte die ungezähmte Natur der Sexualität als ein natürliches Bedürfnis. Nicht nur in Bezug auf die Lust des Mannes, sondern vor allem auch auf die Befriedigung der Frau.

Das Ehepaar Luther definierte für sich ein unübliches Rollenbild. Katharina redete mit, brachte sich ein, praktisch und intellektuell. Sie war äusserst erfolgreich und sicherte das wirtschaftliche Überleben aller, die im Hause Luther ein- und ausgingen: Kindern, Studenten, Gelehrten, Fürsten. Luther gab sein altes Frauenbild unter Katharinas Gegenwind bald fröhlich und erleichtert auf. Das sollte uns heute Vorbild sein. Die veränderten gesellschaftlichen Beziehungen der Geschlechter bewegen einiges, auch in der christlichen Lebenswelt. Dass manchmal Männer sich nicht aktiv entwickeln in eine veränderte Gesellschaft hinein, daran ist nicht die Entwicklung der Frau schuld, sondern dass Männer sich nicht damit auseinandersetzen, wer sie sind und sein möchten. Viele Männer verabschieden sich gerne vom patriarchal-religiösen Rollenverständnis und teilen erleichtert die Verantwortung. Nicht mehr Richtig oder Falsch sollten die Rollenfrage, Familienarbeit und Erwerbstätigkeit bestimmen, sondern allein die persönliche Situation und die spezifischen Talente des Paares. 

*Eleonore Dehnerdt: «Katharina – Die starke Frau an Luthers Seite». 2015. Brunnen Verlag Giessen

These erschienen auf Livenet am 14. Januar 2017

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