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Liebesbegehren – Veronika Schmidt

May 20, 2016

Endlich habe ich einen supertollen Freund – und nun bin ich völlig in Panik, weil ich ihn sexuell nicht begehre

by Veronika Schmidt in keine Lust, Küssen, Liebe, Partnerwahl, Selbsterfahrung, Selbstverantwortung, Sex vor der Ehe, sexuelle Komponenten, weibliche Sexualität, Meistgelesen!, 2016


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Liebe Veronika

Vor 10 Jahren bekehrte ich mich und war seitdem Single, da ich mir unbedingt einen christlichen Partner wünschte, aber auch kein "weltlicher" potentieller Mann in dieser Zeit in meinem Leben auftauchte. Nun lernte ich über ein christliches Portal einen Freund (30 Jahre) kennen. Dies ist der feinste Mann, den ich jemals getroffen habe. Ich hatte vor meiner Bekehrung viele kurzzeitige verletzende Beziehungen.

Aber nun hat mich völlig die Panik gepackt, weil ich feststellen muss, dass mich mein Freund sexuell nicht anzieht. Ich bin wirklich verzweifelt, da ich ihn so toll finde, wir so viel lachen, ich ihm absolut vertrauen kann, wir dieselben Hobbies teilen, viel unterwegs sind usw. Da ja in den Gemeinden nur über Sex als „Verbot von Sex vor der Ehe“ gesprochen wird, habe ich mich nun 10 Jahre damit beschäftigt, wie ich es schaffe, ohne Geschlechtsverkehr in die Ehe zu gehen. Jetzt stelle ich völlig entsetzt fest, dass das gar nicht mein Problem ist. Keine meiner Freundinnen hat so etwas erlebt. Für meinen Freund ist es ein harter Schlag, denn er empfindet ganz anders.

Ich will ihn nicht verlassen, möchte aber auch nicht zu denen gehören, die sich nach ein paar Jahren eingestehen müssen, sämtliche Warnzeichen ignoriert zu haben. Hast Du mir bitte irgendwelche Gedanken zu meinem Dilemma? Es ist heutzutage so schwer, jemanden wie ihn zu finden... ein autonom denkender Christ. Vielleicht noch was zu meiner Vergangenheit... Mein Vater hat meiner Mutter stets ihre sexuelle Unlust vorgeworfen und sie als frigide bezeichnet.

Ich wäre Dir für eine Antwort sehr dankbar, da ich echt nicht weiss, was ich tun soll.

Ganz liebe Grüße, Klara, 33 Jahre


Liebe Klara

Deine Situation bringt selbst mich ins Schwitzen. So gerne würde ich Dir sagen wollen, hey, so einen tollen Mann findest Du nicht wieder – Sex ist nicht das Wichtigste im Leben. Denn Du hast vollkommen Recht, gute christliche Männer gibt es nicht wie Sand am Meer. Andererseits bin ich natürlich genau mit denjenigen Menschen konfrontiert, zu denen Du in ein paar Jahren nicht gehören willst. Die ohne sexuelles Begehren geheiratet haben, in der Hoffnung, das werde sich dann schon einstellen – hat es aber nicht. Auf jeden Fall nicht von selbst.

Bist Du wenigstens verliebt? Es gibt nämlich das sexuelle Begehren und das Liebesbegehren. Beides kann ohne das andere vorhanden sein. Liebesbegehren äussert sich in der Sehnsucht nach dem geliebten Menschen und man verspürt ein Bedürfnis nach verliebter Nähe, Zärtlichkeit und Zuneigung, ohne jedoch genitale Erregung zu spüren. Sexuelles Begehren stellt sich in der Vorstellung ein, mit sich selbst oder mit einer anderen Person sexuell aktiv zu werden. Das hat eine erregende Wirkung und löste den Erregungsreflex im Geschlecht aus. Doch wenn Du bei Dir weder das eine noch das andere findest, würde ich schon sehr genau hinsehen.

Um sexuell zu begehren, braucht es ein Minimum an sexueller Anziehung für die andere Person. Einen besten Freund sollte man nicht zwingend heiraten, auch wenn der Liebste idealerweise natürlich bester Freund sein sollte, aber eben mit Benefits von sexuellem und Liebesbegehren. Normalerweise merkt man schon beim Küssen und all den Vorstufen von Sex, ob man sich körperlich anzieht oder nicht. Darum finde ich es schlimm, wenn gesagt wird, dass man auch mit Zärtlichkeiten vor der Ehe warten sollte. Ich muss den andern begehren können. Wenn ich den anderen gerne rieche, schmecke, wenn er mich gerne halten kann, wenn Schmusen und Küssen schön sind, dann geht auch der Sex.

Vielleicht bist Du ja verliebt und magst ihn wirklich sehr. Dann würde ich Eurer Beziehung eine Chance geben, sofern Du Dich in der Zwischenzeit mit Deiner Sexualität aktiv auseinandersetzt. Mein Buch LIEBESLUST aber auch das Buch WEIBLICH, SINNLICH, LUSTVOLL oder MAKE LOVE helfen Dir dabei, sofern Du nicht nur liest, sondern auch anwendest und übst. Um sexuell zu begehren braucht es nicht nur die Anziehung des Liebespartners, sondern auch eine Erotisierung von Dir selbst und Deinem Geschlecht. Du solltest Dich selbst in Erregung und Dein eigenes Geschlecht lustvoll finden, mal ganz unabhängig von der anderen Person. Wenn dem nicht so ist, braucht es Übung durch Berührungs- und Erregungserfahrungen, wodurch auch die entsprechenden Synapsen im Hirn gebildet und Wahrnehmung der Lust möglich werden.

Ihr seid zwar nicht mehr blutjung, aber doch auch noch nicht so alt, um die letzte beste Gelegenheit ergreifen zu müssen. Letzthin habe ich mich mit zwei Freunden über genau dieses Dilemma unterhalten. Denn wir leben tatsächlich in einer Welt, auch wir Christen, in der Verlieben offenbar sehr schwierig geworden ist. Verlieben, aber auch Binden. Der eine plädierte für wieder mehr Vernunftehen, weil schnell geschlossene Liebesheiraten in seinem Umfeld offenbar oft scheitern. Der andere vertrat die Meinung, und dazu tendiere auch ich, dass man doch mindestens ein bisschen oder wenigstens in der ersten Zeit verliebt sein sollte. Natürlich schreibe ich hier auf dem Blog, dass man lernen kann, seinen Partner zu lieben, ebenso, wie man lernen kann, sexuell zu begehren. Aber das schreibe ich an Menschen, die schon in einer Ehebeziehung sind. Doch zu einer Ehe ermutigen, wo das eine oder das andere oder sogar beides fehlt?

Vielleicht wäre eine Sexualberatung angebracht, wenn Du Sex generell nicht magst und nicht einfach nur Deinen Freund nicht sexuell anziehend findest. Ich denke, es wäre zudem nicht schlecht, mal über die Geschichte Deiner Eltern und Deine eigenen schlechten Beziehungserfahrungen zu reden. Es könnte nämlich auch sein, dass Du Dich mehr zu „Badboys“ hingezogen fühlst, die Dich zwar schlecht behandeln, aber einen gewissen sexuellen Reiz auslösen.

In diesem Fall wären ein paar grundsätzliche Gedanken zur Partnerwahl vom Paartherapeuten und Experte in Sachen Beuteschema Stefan Woinoff hilfreich. Er sagt, sein Beuteschema zu ändern sei oft schwierig. Selbst wenn man wisse, dass einem bestimmte Menschen nicht wirklich gut tun, heisse das noch lange nicht, dass einen die schädlichen Personen auf einmal nicht mehr anziehen. Ein wichtiger Schritt sei es, auch Personen eine Chance zu geben, die rational den richtigen Kriterien entsprechen, auch wenn sie nicht sofort Schmetterlinge in den Bauch zaubern. Vielleicht beginne dann die Beziehung nicht über das Hochgefühl der Verliebtheit, sondern es sei ein steter, langsamer Weg bis zur Liebe. Das wäre zwar weniger romantisch, aber langfristig erfolgreicher. Und in vielen Fällen gesünder. Flugzeuge im Bauch seien kein Gütesiegel für die wahre Liebe.

Liebe Klara, Dich entscheiden für diese Beziehung kannst letztlich nur Du. Ich hoffe, ich konnte Dir mit diesen Zeilen ein paar hilfreiche Gedankenanstösse geben.

Herzlich - Veronika

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April 22, 2016

Huch - eine Erektion!

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, falsche Scham, keusch, Küssen, Liebe, Lust, männliche Sexualität, Selbsterfahrung, Erektion, 2016


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Hallo Veronika

Mein Freund und ich sind noch nicht so lange zusammen und wollen möglichst viel von unserer Sexualität für die Ehe aufbewahren. Da wir wissen, dass wir nicht grad heute oder morgen heiraten, sind wir ziemlich zurückhaltend. Das heisst, wir küssen und umarmen uns, aber sonst nicht mehr. Wir sind beide sehr sinnliche Personen und unsere gemeinsame Liebessprache ist Zärtlichkeiten. Das bringt eine gewisse Herausforderung mit sich, aber da wir sehr offen miteinander über alles sprechen, können wir uns gegenseitig helfen, unsere Grenzen nicht zu überschreiten.

Unsere grösste Herausforderung momentan ist, dass mein Freund immer sehr schnell erregt ist. Es kann passieren, wenn ich ihn nur lieb ansehe oder an ihm vorbei gehe, schon hat er eine Erektion. Schon ein kurzer Kuss ist für ihn sehr herausfordernd. Er ist dann immer frustriert, weil er körperlich so in Fahrt kommt, ohne dass er das will und ohne dass er seinem Bedürfnis nachgeben kann. Es ist ihm sehr unangenehm, und vor allem braucht er dann immer sehr viel Ablenkung, bis er sich "abgekühlt hat". Hast Du einen Tipp, was ihm helfen könnte? Hast Du eine Ahnung, wie andere Männer damit umgehen?

Grüsse Ramona, 28 Jahre


Liebe Ramona

Verzeih mir – ein bisschen schmunzeln musste ich wegen Deiner Frage. Ich meine, genau diese angenehmen und prickelnden Körperreaktionen und Gefühle machen die Verliebtheit ja so schön und aufregend. Oder bei Liebeskummer auch so schmerzhaft. Für viele Menschen ist es eine herbe Enttäuschung, wenn die Schmetterlinge im Bauch und die damit einhergehende Erregung nach einiger Zeit abnehmen, weil sie davon ausgehen, die Anfangseuphorie halte nun ewig an. Doch nüchtern gesehen, ist sie nur dazu da, einen geeigneten Kandidaten aus den vielen Bewerbern auszuwählen. Spätestens nach 3 Jahren verschwindet diese Form der Verliebtheit.

Erregung ist also quasi Sinn der Sache einer Liebesbeziehung. Beziehungsweise das natürlichste der Welt. Sie weckt in Euch das Liebesbegehren und lernt euch sexuelle Fähigkeiten, was für den Sex später sehr wichtig ist. Beim Mann ist die Erektion aussen am Körper sichtbar – sein  Penis richtet sich auf, bei der Frau hingegen läuft sie im inneren des Körpers ab – ihre Vagina wird feucht. Feucht wirst Du bei Erregung deshalb, weil auch Du in Deinem Inneren Schwellkörper hast, analog der Penisschwellkörper des Mannes (die Klitorisschwellkörper). Diese füllen sich durch die Erregung mit Blut, werden grösser und pressen so Feuchtigkeit durch deine Scheidenwand. Kannst Du das bei Dir feststellen? Und was löst diese Tatsache in Dir aus? Findest Du es ebenfalls unangepasst? Oder ignorierst du es einfach, weil man das optisch nicht sieht, im Gegensatz zum Aufrichten des Penis?

Die Kirche ist jahrhundertelang dem Irrtum aufgesessen, oder tut es zum Teil immer noch, dass sich Erregung kontrollieren lasse. Doch dem ist nicht so. Erregung ist ein Körperreflex, den wir nicht steuern können. Allem Erregenden aus dem Weg zu gehen, hilft auch nur bedingt. Denn der Penis führt nicht nur am Tag sondern auch in der Nacht ein Eigenleben. Genauso ein grosser Irrtum ist es aber auch, zu glauben, Erregung sei unnütz oder frustrierend, wenn sie nicht im Sex endet. Man kann die Erregung einfach geniessen und wieder abklingen lassen. Für die sexuelle Gesundheit – sprich Erhaltung der Funktionalität der Geschlechtsorgane – ist Erregung gut. Es bedeutet, dass alles funktioniert und stellt diese Funktion langfristig sicher. Dein Freund sollte sich schlicht freuen, dass sein Geschlecht so gut arbeitet. Es gibt Männer in meiner Beratung, die würden ihn deswegen beneiden. Nicht alle Männer (und auch nicht alle Frauen) sind gleich stark erregbar. Aber das kann man sich nicht aussuchen. Und in jungen Jahren ist die Erregbarkeit viel stärker als mit zunehmendem Alter.

Dass mit der Erregung Sehnsüchte einhergehen, ist natürlich auch klar. Mann und Frau können und sollen lernen, diese Sehnsüchte zu „befrieden“ -  im Gegensatz zu befriedigen. Nicht immer ist Befriedigung erwünscht oder sinnvoll. Befrieden ist ein uraltes Wort und bedeutet, (in einem Land, einem Ort) Frieden, einen Zustand des Friedens herbeiführen, mit innerer Ruhe erfüllen. Also – in die Erregung auch wieder Ruhe einkehren lassen. Das würde zum Beispiel heissen, nicht endlos lange herumzuknutschen, sondern sich auch anderweitig miteinander zu beschäftigen, zu unterhalten, etwas zu unternehmen. Du fragst nach einem „Abkühlungstipp“. Ich würde sagen, nehmt das Ganze mit etwas Gelassenheit. Wenn Dein Freund sich dermassen bemüht, keine Erektion zu haben und wenn sie da ist, sie zu unterdrücken, wird „Er“ erst recht stehen. Also – tief Luft holen und relaxen.

Denn was ihr jetzt an Gefühlen erlebt, lernt Euch Erotik für hoffentlich eine lange Dauer Eurer Beziehung. Die Fähigkeit zur Erotik entwickeln bedeutet, sich selbst als sexuelles Wesen wahrzunehmen, zu dem eben auch die Erregung gehört, und so ein Gespür für die eigene Leidenschaft zu entwickeln. Letzthin behauptete doch tatsächlich ein amerikanisches christliches Magazin, Erotik sei von Gott nicht vorgesehen. Da kann ich nur sagen: „so ein Blödsinn!“. Was anderes als Erotik sind denn Sprüche 5:19 oder das Hohelied?

Dazu zitiere ich aus meinem Buch LIEBESLUST: „Wie ein gutes Gericht setzt sich die menschliche Sexualität aus verschiedenen Komponenten zusammen. Aus der je eigenen Erotik der Frau und des Mannes und ihren erotischen Fähigkeiten, die sie sich allein und zusammen mit dem Liebespartner erworben haben. Dann aus ihren Liebesgefühlen und ihrem sexuellen Begehren. Und zuletzt auch aus ihren Fähigkeiten der Verführung und der erotischen Kommunikation. Diese verschiedensten Zutaten werden zu einem erfüllenden Erlebnis, je mehr wir sie uns aneignen und ausbilden können. Je besser es uns als Mann und Frau gelingt, unseren Körper und die Funktion unseres Geschlechts zu kennen und damit unsere ganz eigene Erotik zu entwickeln, desto genussvolleren Sex werden wir erleben.“

Erotik ist die Überlebenschance für eine Liebesbeziehung. Romantische Liebe währt nicht ein Leben lang. Aber man kann sie ersetzen durch eine tiefe Bindung. Neben Erotik beinhaltet diese Intimität, Leidenschaft und Respekt vor sich selbst und dem Partner gegenüber. Dafür sollte man sich gegenseitig gut kennenlernen und sich beste Freunde werden, das alles gepaart mit Humor, einer gewissen Bodenhaftung und einem Hauch von Abenteuerlust. Die Bibel nennt das „erkennen“. Das sollte Euer langfristiges Beziehungsprojekt sein. Eure Leidenschaft mit all den damit einhergehenden körperlichen Reaktionen und Erektionen gehören schlicht und einfach mit dazu.

In diesem Sinne - cool down! Herzlich - Veronika

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April 1, 2016

Die verlorene Kunst des Küssens

by Veronika Schmidt in Ehe, Ehesex, Liebe, Lust, Partnerwahl, Schmerzen beim Sex, Zusammenleben, Küssen, 2016


küssen.ipg
küssen.ipg
"ACH, DASS ER MICH KÜSSE MIT DEN KÜSSEN SEINES MUNDES, DENN DEINE LIEBE IST KÖSTLICHER ALS WEIN." Hohelied 1,2

Küssen ist kein sehr häufiges Wort in der Bibel. Erwähnt sind vor allem Begrüssungsküsse und Küsse des Verrats. Dann küssen sich noch Gerechtigkeit und Frieden (Ps 85,11). Zwei Stellen sind's, die das Sehnen nach einem Kuss ausdrücken, natürlich im Hohelied. Nehmen wir die Worte Zunge und Lippen dazu, werden es ein paar mehr. In unserer heutigen Zeit ist die Sehnsucht nach Küssen irgendwie auf der Strecke geblieben. So erscheint es mir wenigstens. Nicht nur das Küssen ist verschwunden, sondern auch das Schmusen. Diese beiden bedingen sich irgendwie.

Ich kann das mit keiner Studie belegen. Aber ich wundere mich, wo all die schmusenden und küssenden Paare in der Öffentlichkeit geblieben sind, die es in meiner Jugendzeit zu Hauf gab. Und wo sind die Händchen haltenden Paare? Sogar beim Sex wird offenbar nicht mehr geküsst. Das habe ich in der Beratung herausgefunden. Was ist denn da passiert?


Ist das Küssen als Kunst verloren gegangen, weil wir heute gleich sofort Sex haben? Und es so die "erlaubte" Vorstufe des Sex - Küssen und Schmusen - gar nicht mehr braucht? Haben wir es schlicht und einfach vergessen - das Küssen? 

Es ist ein Paradox unserer Zeit. Die einen Menschen haben ohne Vorstufen gleich Sex, andere wollen nicht nur mit dem Sex bis zur Ehe warten, nein, sie verbieten sich auch gleich noch das Küssen davor. Doch alle bringen sie sich damit um eine entscheidende Lernstufe der Sexualität und um Finessen der Erotik. Ausserdem ist Küssen ein guter Test dafür, ob man als Paar zusammenpasst oder nicht. Wer das Zungenküssen und Schmusen aufregend und erregend findet, kann davon ausgehen, dass es mit einem Lernweg auch im Bett gut klappen wird.

Der Verlust des Küssens ist sehr bedauerlich. Laut dem niederländische Mikrobiologen Remco Kort stärkt intimes Küssen nicht nur die Bindung zwischen den Liebenden, es führt außerdem zu einer erwünschten, möglichst vielfältigen Bakteriengemeinschaft. Dafür kann es sinnvoll sein, viel zu küssen. Zumindest solche Partner, die eine gesunde Mundflora haben. Denn längst nicht alle Bakterien machen krank - im Gegenteil. Auf der Haut und den Schleimhäuten schützt uns die Gemeinschaft sogar vor Krankheiten. Kort sagt: „Küssen ist eine effektive Methode, innerhalb kürzester Zeit 80 Millionen Bakterien zu übertragen. Das stärkt die Bindung und führt auch dazu, dass enge Partner eine sehr ähnliche Mundflora haben." Doch längst nicht alle Gemeinschaften der Welt pflegen die Kultur des innigen Küssens. Global gesehen nur gerade mal die Hälfte. Je nördlicher gelegen, desto häufiger wird der Kuss praktiziert, eher in komplexeren sozialen Systemen und stärker industrialisierten Gegenden der Welt.

Küssen, Schmusen und zärtliche Berührungen sind nicht einfach der Auftakt oder ein Teil des Vorspiels zum Sexualakt. Küsse und Berührungen sind eine eigene Form der Erotik und eröffnen die unterschiedlichsten, reichsten sensorischen Erlebniswelten von Sexualität. Wenn wir tiefe Gefühle füreinander empfinden, werden Berühren und Küssen zu einem intensiven sinnlichen Erlebnis. Oder umgekehrt – das sinnliche Erleben von intensivem Berühren und Küssen lässt uns tiefe Gefühle füreinander empfinden. Doch was tun, wenn wir unsere Küsserei nicht schön, angenehm und erregend finden? Kann man das lernen? Im Buch INTIM von Iris Muhl sagt der Paar- und Sexualtherapeut Arthur Domig: „Es ist schwieriger, jemandem den Zungenkuss beizubringen als den Geschlechtsverkehr.“ (… ! ...) Er empfiehlt, mit Orangenschnitzen im Mund zu üben. Es gälte, die Orange zu geniessen, die Zunge zu verwenden und die Flüssigkeit und Konsistenz zu erforschen.

Vom Küssen des Mundes ausgehend finden wir viele Körperstellen, die sich küssend berühren und erforschen lassen. Es ist etwas sehr Erotisches, den ganzen Körper des Partners zu entdecken, Zentimeter für Zentimeter. Im Sex landen wir mit den Gedanken und Händen viel zu schnell bei den Genitalien. Beim „Südpol“, wie es der Sexologe Jean-Yves Déjardins nennt. Doch er plädiert dafür, erst den „Nordpol“ zu entdecken. Im Nordpol die Lust auf den Südpol zu wecken. Nord- und Südpol sind so vernetzt miteinander, dass Küssen und Berühren oben die Erregung unten wecken und die Genitalregion intensiv darauf reagiert mit mehr Blutfluss, Wärme und Kribbeln. Eine der wichtigsten Voraussetzungen - vor allem für Frauen - um genügend erregt zu sein. Um Berührungen am Geschlecht und den Geschlechtsverkehr lustvoll und erregend zu finden und nicht unangenehm oder schmerzhaft.

Das Küssen ist die wohl sinnlichste Berührung, die es gibt. Beim Küssen drücken wir unmittelbar und ohne Worte unsere Empfindungen aus, sanft oder heftig, fordernd oder hingebungsvoll. Für viele ist Küssen intimer als Sex, sind dabei die Gefühle viel intensiver. Doch manchmal können sich Paare kaum erinnern, wann sie sich das letzte Mal richtig lange und heiss, intensiv und verführerisch geküsst haben. Die zwei Liebenden im Hohelied der Bibel hingegen können nicht aufhören damit, die Vorzüge des Mundes, der Lippen und der Zunge des anderen zu preisen.

„Deine Lippen, meine Braut, sind wie träufelnder Honig. Ja, Honig und Milch sind unter deiner Zunge.“ (Hoheslied 4,11; NLB)
„Seine Wangen sind wie Balsambeete voll duftender Kräuter, seine Lippen wie Lilien, triefend von flüssiger Myrrhe.“ (Hoheslied 5,13; NLB)
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© by Veronika Schmidt. Publikation, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.