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Liebesbegehren – Veronika Schmidt

December 4, 2015

Die Tyrannei der Intimität - Rechenschaft einfordern

by Veronika Schmidt in Konflikte, Selbstverantwortung, Grenzen setzen, Zusammenleben, 2015


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika

Erst mal danke für Dein Buch. Ein Satz ist mir besonders hängen geblieben. Der über die Tyrannei der Intimität. Nun, ich erlebe sehr oft in unserer christlichen Gemeinde und im Bibelkreis, dass meine persönlichen Grenzen schroff übertreten werden. Dies wird immer so ausgelegt, als ob ich noch etwas zu lernen hätte. Man lässt mich zum Beispiel ungefragt wissen, ich sei zu sensibel. Weil ich keine Kinder und keinen Mann habe, wäre ich deshalb konfliktscheu. Weil ich keine Berührungen von Fremden mag, wäre ich lieblos und mit Komplexen behaftet.

Aber ich finde mich eigentlich ganz normal und bin soweit zufrieden mit mir. Natürlich muss ich noch an vielem arbeiten. Aber ich leide nicht so sehr darunter, dass ich keine Kinder und keinen Mann habe, wie andere mir das zuschreiben möchten. Ich beginne erst zu leiden, wenn man mir sagt: „Ich wünsche Dir wirklich einen Partner“. Erst dann komme ich mir unvollkommen vor. Jedenfalls führt mich das in die Isolation und Ausgrenzung, weil ich mich zurückziehe, wenn Gläubige mir ständig mit unschönen Bemerkungen begegnen, als ob mit mir etwas nicht in Ordnung sei.

Ich möchte in Würde leben, meinen Freiraum, meine Persönlichkeit geniessen und nicht ständig mit Übertretungen konfrontiert werden. Ich möchte nicht rundheraus gefragt werden: „Du mit Deinen 47 Jahren, hattest Du schon Sex? Falls ja, wäre das ja nun eine grobe Sünde, falls nein, bekomme ich zu hören:  „Oje, du hast nie ein Gefühlsleben entwickelt und Dir fehlt die Erfahrung von Sex - wie traurig, arm, ungesund...“

Heute kam mir der Gedanke, dass diese Übertretungen genau von den Leuten kommen, die selber verletzt worden sind oder ein Defizit haben - Nun meine Frage: Könnte das sein? Sollte ich mich weniger angegriffen fühlen?

Maria, 47 Jahre


Liebe Maria

Ja, die fromme Industrie! Da haben wir ein paar Eigenheiten produziert, die nicht so richtig fröhlich machen. Da sind Dinge entstanden, die man gerne dem Kontrollwahn zuschreiben darf und die nicht der Bibel oder dem Heiligen Geist entsprechen. Was Du da beschreibst, ist leider kein Einzelfall. Es sind unschöne, grenzverletzende Gewohnheiten.  Wir meinen, einen Anspruch darauf zu haben, dass andere uns ihre Seele bis in den verborgensten Winkel offenbaren. Oder wir offenbaren unser Innerstes anderen, ohne sie zu fragen, ob ihnen das angenehm ist. Das geht soweit, dass Männer vor versammelter Gemeinde Selbstbefriedigung oder Pornokonsum bekennen. Mit dieser Tyrannei der Intimität verlieren wir jede Distanz und überschreiten alle Grenzen. Im schlimmsten Fall entsteht daraus emotionaler und geistlicher Missbrauch. Nähe braucht immer auch Distanz und Grenzen, sonst wird sie unerträglich. Das gilt für jede Form von Beziehung, für Freundschaften genauso wie für die Paarbeziehung. Oft wird es in einer Beziehung zu eng und kommt es deswegen zu Konflikten, weil wir nicht gelernt haben, Übergriffe abzuwehren. Wir haben in der Gemeinde keinerlei Kultur etabliert, die uns ermöglicht und erlaubt, uns abzugrenzen gegen unerwünschte Unverschämtheiten. Niemand lehrt uns, dass wir in einem solchen Fall sagen dürfen: „Ich wüsste nicht, was Dich das angeht!“ – „Ich suche mir die Menschen selbst aus, mit denen ich diese Themen besprechen möchte!“ – „Ich möchte Deine guten Ratschläge nicht, vielen Dank!“

Vor allem wenn es um Sex geht, besteht eine unausgesprochene aber teils auch geforderte Rechenschaftspflicht. Ein ganzes Segment Bücher widmet sich dem. Man (vor allem Mann) schliesst Verträge, Bündnisse mit Mentoren, Gebetspartnern, seinen Augen, seinen Händen und was auch immer, um so besser auf dem rechten Pfad zu bleiben. Sobald ein junges Pärchen sich findet, wird es angesprochen, ob sie nicht jemanden bräuchten, der ihnen helfen würde, rein zu bleiben und der dann das Recht hätte, danach zu fragen, wie weit die Beiden gehen würden, welche Regeln sie einzuhalten gedenken usw. Für mich ist das nichts anderes als Voyeurismus.

Nun vermutest Du solche Grenzübertretungen vor allem von verletzten Menschen. Im weitesten Sinne hast Du recht. Ich würde es anders ausdrücken und sagen, dass dies vor allem Menschen tun, die mit sich selbst nicht im Reinen sind. Die ihre eigenen inneren Konflikte auf die anderen übertragen. Die damit ihre eigenen sexuellen Nöte bekämpfen. Oder auch solche, die den eigenen sexuellen Richtlinien nicht genügen konnten und nun daraus ein Sendungsbewusstsein entwickeln, andere vor denselben Fehlern bewahren zu wollen. Oder es sind schlicht unglaublich selbstgerechte Menschen, die so aber auch ein gewisses Defizit an Selbstvertrauen offenbaren, sonst hätten sie es nicht nötig. Und dann sind da noch die Arglosen, die glauben, dass sie damit anderen einen Dienst erweisen, weil ihnen das so beigebracht wurde.

Egal mit welchen Problemen Menschen in meine Beratung kommen, am Ende läuft es darauf hinaus, dass sie lernen müssen, Grenzen zu setzen – und im Gegenzug – loszulassen. Sprich, wer beides kann, erscheint vermutlich nie in meiner Praxis, egal ob es um die Gemeinde, Partnerschaft, Sexualität, Kindererziehung, Freundschaften oder um das Berufsleben geht. Ein hilfreiches wunderbares Kleinod zu diesem Thema ist das Büchlein von Anselm Grün GRENZEN SETZEN - GRENZEN ACHTEN.

Mit diesen Ausführungen will ich auf gar keinen Fall sagen, dass wir nicht Menschen brauchen, mit denen wir unser Innerstes teilen. Die brauchen wir sogar ganz dringend. Mit und an diesen Menschen wachsen wir und finden zu unserem wahren ich. Solche Beziehungen entstehen nicht durch einfordern von Rechenschaft, sondern durch Vertrauen, das erworben sein will. Vertrauen kann nie und nimmer eingefordert werden. Vertrauen wird geschenkt. Vertrauen schenken wir dann, wenn wir uns sicher, verstanden und aufgehoben fühlen, bei Menschen, die uns gut tun.

Ja, liebe Maria, Du solltest Dich weniger angegriffen fühlen, indem Du Angriffe, ob es nun welche sind oder Du sie nur als solche empfindest, einfach ignorierst und Dich innerlich distanzierst. Wenn Du schlagfertig genug bist, dann grenze Dich auch verbal ab.  Oder sonst einige Zeit später, indem Du sagst: „Weißt Du was, das damals hat mich verletzt und ich will das von Dir nicht mehr hören.“  - Jede Grenzsetzung wird in Dir neue Freiheit bewirken. Was andere dazu meinen? Ich behaupte, sie werden Dich mehr respektieren. Und wenn nicht - who cares? Denn ist Dein Ruf erst ruiniert, lebt sichs gänzlich ungeniert!

In diesem Sinne herzliche ungenierte Grüsse -  Veronika

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October 30, 2015

Mich an mir selbst festhalten, um als Paar glücklich zu werden, wie mache ich das?

by Veronika Schmidt in Ehe, Selbstverantwortung, Gleichberechtigung, Konflikte, 2015


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Rahel

Nun folgt der zweite Teil der Antwort an dich. Und zwar darüber, wie Ihr an Euch selbst festhalten und Euch selbst bleiben könnt und weshalb Streit bei einem glücklichen Paar nicht dasselbe ist, wie bei einem unglücklichen Paar.


Mich an mir selbst festhalten können, ist gar nicht so einfach. Vertraue ich mir selbst? Kenne ich mich dafür gut genug? Weiss ich, was ich überhaupt mit meinem Leben will? Übernehme ich die Verantwortung für die Befriedigung meiner Wünsche in erster Linie selbst? Oder mache ich meinen Partner dafür verantwortlich?

Zur Reifung der Persönlichkeit in einer Beziehung gehört die Ablösung von eben solchen alten Mustern oder kindlichen Mustern, sich aus der Eigenverantwortung zu schleichen. Ihr müsst Euch gegenseitig als Partner aus der Quasi-Mutterrolle bzw. Quasi-Vaterrolle entlassen. Jeder Partner ist selbst zuständig für sein Leben. Ihr dürft nicht selbstverständlich voraussetzen, dass der andere für Euch denkt und für Euch sorgen wird.  Die Bibel betont an mehreren Stellen, dass wir Vater und Mutter verlassen sollen. Wir sollten dabei auch die Eltern-Kind-Mechanismen verlassen, wenn wir eine Liebesbeziehung eingehen.

Überleben durch kommunizieren

Die besten Überlebenschance als Paar habt Ihr, wenn Ihr miteinander auf hohem Niveau kommunizieren könnt. Kommunikation besteht aus Zuhören und Reden. Zuhören und Reden schaffen Vertrauen ineinander. Jede Form intimer und intensiver Kommunikation lässt ein Paar sich gegenseitig zu engen Vertrauten werden. Sex schliesslich ist die intimste Form von Kommunikation. Deshalb scheitern viele Paare auch in der Sexualität, wenn sie nicht miteinander sprechen können. 

Ein Paar, das Kommunikationsprobleme hat, streitet, ohne dass es einen Konflikt löst. Meist hat der eine Partner Schwierigkeiten, aus seiner Sprachlosigkeit herauszukommen und der andere, sein inneres Gefühlechaos und die „zu vielen“ Worte zu zügeln. Oder eine Seite des Paares tendiert dazu, das Problem anzusprechen, während der andere zu verharmlosen versucht – aus Angst, die ganze Zeit über Kleinigkeiten zu zanken. In Krisenzeiten werden beide Partner extrem. Je stiller der eine, desto eindringlicher wird der andere. Wenn das geschieht, wird der Problembewusste dazu übergehen, jede Kleinigkeit aufzubauschen und den anderen zu attackieren, während der Verhinderer versuchen wird, echte Konflikte zu verharmlosen und zu flüchten.

Dieser Mechanismus gilt übrigens für alle Konflikte und strittigen Verhaltensweisen. Je extremer Ihr auf Eurer Position verharrt, desto mehr zwingt Ihr den anderen dazu, in die Gegenhaltung zu gehen. Wer auf Nähe beharrt, wird den anderen in die Distanz zwingen. Wer auf Autonomie besteht, wird im anderen mehr Klammern bewirken. Wer schweigt, provoziert zu Gefühlsausbrüchen. Beide Partner sollten sich zum Pol des anderen hinbewegen, um sich so im besten Fall in der Mitte zu treffen. Wer klammert, sollte sich im Loslassen üben. Wer auf Distanz geht, sollte mehr die Verbindung suchen. Wer schweigt, sollte sich zum Reden zwingen, und wer schreit, sollte still sein und seine Gefühle besser kontrollieren.

Konstruktiv streiten

Ich möchte Euch sehr ermutigen - lernt konstruktiv zu streiten.! Nicht alle Menschen sind sich bewusst, dass eine konstruktive Streitkultur überlebensnotwendig ist für eine Paarbeziehung. Konstruktiv heißt, sich mit dem anderen auseinandersetzen können, ohne zu schreien, zu beleidigen, Vorwürfe zu machen, wegzulaufen und zu schmollen. Der Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen, ist ebenfalls nicht konstruktiv. Die meisten Paare in meiner Beratung sagen von sich, dass sie eigentlich nicht streiten. Oder einer der beiden weigert sich zu streiten. Aber ins Leere zu boxen, ist sehr frustrierend. Wer konstruktiv streiten und sich auseinandersetzen kann, braucht meistens keine Beratung. Diese Paare finden den Weg ohne Hilfe von außen und besitzen selbst für schwierigste Momente große Selbstheilungskräfte. 

In konstruktiven Auseinandersetzungen lernt ihr genau das: Einsicht, Entgegenkommen und Angebote machen. Ihr lernt, miteinander auszuhandeln. Ihr lernt, besänftigend zu kommunizieren, weil ihr einseht und wisst, dass Eure eigenen Gefühle nicht die ganze Wahrheit sind. Dann könnt Ihr um Verzeihung bitten auf eine Art, dass der andere diese annehmen kann. Ihr steht Euch aber auch kritisch gegenüber, was manchmal nicht ohne Vorwürfe möglich ist. Aber wenn Ihr lernt, Vorwürfe als wichtigen Hinweis für Eure persönliche Entwicklungen zu sehen, statt darüber empört oder beleidigt zu sein, könnt Ihr sie für Euch und die Beziehung fruchtbar machen. An jedem Vorwurf ist auch etwas Wahres dran, wie an jedem Gerücht.

Die wichtigsten Fragen in Eurer Streitkultur lautet: „Wollt Ihr recht haben oder glücklich sein?“ „Wollt Ihr mit der Liebe Eures Lebens glücklich leben oder lieber zu viel von ihr verlangen?“ Oft eskaliert eine Krise erst dadurch, dass man allein dem anderen die Schuld gibt. Eine Therapeutenweisheit lautet: „Du kannst eine Beziehung haben oder Recht haben, aber nicht beides.“ Und übrigens - richtig streiten macht den Sex besser! Richtig streiten gibt Reibung, und Reibung erzeugt Wärme. „Richtige“ Auseinandersetzung bringt Innigkeit und Lebendigkeit. „Richtige“ Auseinandersetzung hat mit einer harmonischen Leidenschaft zu tun, die nicht destruktiv ist – im Sinne einer tiefen Ergriffenheit vom Liebespartner. Glückliche Paare streiten um dieselben Dinge wie unglückliche Paare. Nur führen diese Konflikte beim glücklichen Paar nicht zum trennenden Krach.

Ein Paar findet sich, wenn die Frau zu sich als Frau findet, der Mann zu sich als Mann.

Ihr habt eine Verantwortung, Euch selbst zu entwickeln und zu fördern. Dazu hilft, wenn Ihr Euch über Euer eigenes Wesen und über die eingenommene Lebensrolle klar werdet. Wenn Ihr Eure Gaben entdeckt und Gelegenheiten sucht, diese auszuleben. Ein solcher Selbstfindungsprozess begleitet einen ein ganzes Leben lang. Er ist, wie das Leben, dauernd im Fluss und kann sich verändern. Ungeahnte Fähigkeiten, Möglichkeiten und Gelegenheiten können sich laufend entwickeln. Entscheidend für einen solchen Prozess ist es, wenn Ihr Euch gegenseitig gute Weggefährten seid, Euch ermutigt, Euch mit inspirierenden Freunden umgebt oder sogar mal Euch von einer Fachperson beraten lasst.

An uns selbst festhalten bedeutet, dass wir selbstbewusst und selbstverantwortlich einen Lebensentwurf gestalten, der uns auf einer Seite innerlich unabhängig macht, auf der anderen Seite erst möglich macht, dass wir uns von einer Person abhängig machen können, ohne uns selbst zu verlieren. Wir finden wenige Vorbilder an Paaren, die sich beide einander geben und trotzdem sie selbst bleiben und sich erlauben, stark zu sein. Das folgende Zitat von Jörg Zink aus meinem Buch LIEBESLUST bringt das „An-sich-festhalten“ wunderschön auf den Punkt. Dieses Wort möchte ich Euch beiden mit auf den Weg geben.

Herzlich - Veronika

„Du traust dir zu, die Welt zu erobern. Du hast den Mut, dich zu zeigen. Du nimmst dein Recht wahr. Du findest deine Gestalt und dein Werk. Die Welt hat Raum, und du nimmst Raum in Anspruch. Du willst wachsen und wirken. Du bewährst dich in verantwortlichem Tun. Du wagst die Auseinandersetzung, die fruchtbare Begegnung, aber auch den Konflikt.“ 

aus "Was bleibt stiften die Liebenden" von Jörg Zink

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October 23, 2015

Wir kämpfen um die Vorherrschaft

by Veronika Schmidt in Ehe, Selbstverantwortung, Konflikte, Gleichberechtigung, 2015


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

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Liebe Veronika

Ich glaube, wir gehören zu diesen „unglücklichen Paaren“, die darum streiten, „wer das Sagen hat“, wie Du schreibst. Was machen wir falsch?

Rahel, 45 Jahre


Liebe Rahel

Um zu sehen, was Ihr falsch macht, müsste ich Euch mal zusammen erleben. Also versuche ich zu sagen, was Ihr richtig machen könnt, um aus Eurer Streitspirale auszusteigen.

Wenn es Streit um die Vorherrschaft gibt, dann geht es oftmals darum, dass beide in der Paarbeziehung sich ihrer eigenen Stellung nicht sicher und bewusst sind. Das heisst, sie nehmen ihren eigenen Stand nicht ein. Sie erwarten das Glück in der Ehe aber auch das persönliche Glück vom anderen. Jeder muss für sich selbst Verantwortung übernehmen, wie er zufrieden in der Situation und mit sich selbst sein kann. Wenn schon viele Verletzungen geschehen sind, dann werden Paare oft auf mich wütend, wenn ich das sage. Weil ich ihnen somit zumute, dass sie auf Gerechtigkeit und Wiedergutmachung für erlebte Kränkungen verzichten müssen. Weil sie loslassen müssen und dem anderen nichts mehr nachtragen dürfen. Was wir an Verletzungen in der Partnerschaft erleben, hat sehr viel mit gegenseitiger Hilflosigkeit zu tun und nicht mit Absicht, dem anderen wehtun zu wollen. Doch meistens gehen wir davon aus, der andere habe mit Vorsatz uns eins auswischen wollen.

Die Kolumnistin Julia Karnick schrieb mal: „Das Geheimnis einer glücklichen Langzeitbeziehung ist nicht, dass man einander immer toll findet. Sondern dass man einsieht, dass man dem anderen manchmal keine andere Möglichkeit lässt, als einen saublöd zu finden."

Machtkämpfe sind Symptom davon, dass beide nicht mit sich selbst glücklich sein können, sondern das Glück an den anderen delegieren. Wenn ich glücklich sein will, muss ich wissen, wer ich bin und was ich will.

Wenn wir die Evangelien, die Apostelgeschichte und die Paulusbriefe lesen, finden wir darin wundervolle Zeugnisse von wertschätzenden gleichwertigen Beziehungen zwischen Männern und Frauen, die sich gegenseitig unterstützen und ergänzen. In diesen Briefen finden wir aber auch die am heißesten diskutierten und am stärksten missverstanden Stellen der Bibel über die Ehe. Eine davon ist die Aussage von Paulus bezüglich der Unterordnung in Epheser 5,21ff. Ja, in dem Textabschnitt steht, dass die Frau sich dem Mann unterordnen soll, und ja, es steht darin, dass der Mann das Haupt sein soll. Doch diese Aussagen wollen im Kontext gelesen werden. Als erste Aufforderung überhaupt schickt Paulus vorweg: „Ordnet euch einander unter; so ehrt ihr Christus.“ (Epheser 5,21; HFA)

Zuallererst spricht er von gegenseitiger Unterordnung des Paares. Wollte man die Beziehung von Mann und Frau, die hier beschrieben wird, auf zwei Kernaussagen herunterbrechen, so könnte man sie in die Begriffe „Lieben“ und „Achten“ fassen. Paulus sagt am Schluss des Abschnitts zusammenfassend: „Es gilt aber auch für euch: Ein Mann soll seine Frau so lieben wie sich selbst. Und die Frau soll ihren Mann achten.“ (Epheser 5,33; HFA)

Das Wort für lieben heißt hier „agapao“. Dasselbe Wort gebraucht die Bibel dafür, wie Gott die Welt liebt. Genauso soll der Mann die Frau lieben. Agape ist eine spezielle Art der Liebe. Es ist nicht die Liebe, die man braucht und bekommen will, sondern die Liebe, die gibt. Die Frau bekommt eine andere Aufgabe: Sie soll „Achtung“ haben, also den Mann ehren. Weshalb gibt es nun zwei verschiedene Herausforderungen, wenn vorher von einer wechselseitigen Unterordnung die Rede war? Da hat Paulus meiner Meinung nach etwas ganz Wichtiges erkannt. Mann und Frau haben unterschiedliche Defizite, die ihr Handeln negativ bestimmen. Der Mann muss lieben lernen und die Frau achten lernen, und zwar jeweils sich selbst und den anderen.

Männer haben oft Schwierigkeiten damit, sich selbst zu lieben, sich einfach gern zu haben, ohne Leistung zu erbringen. Deshalb fällt es ihnen auch schwer, andere zu lieben und Liebe zu zeigen. Wenn ein Mann sich lieben kann, ist er auch fähig, seine Frau zu lieben. Man könnte auch sagen, wenn ein Mann die Frau liebt, zeigt er damit, dass er sich selbst lieben kann.

Viele Männer müssen lernen, erstmal ihre Bedürfnisse wahrzunehmen. Viele Männer spüren sich überhaupt nicht. Sie können sich nicht eingestehen, dass sie Bedürfnisse haben. Zum Beispiel das Bedürfnis, wertgeschätzt und geliebt zu werden. Männer sollten sich Gedanken darüber machen, wie sie sich denn wertgeschätzt und geliebt fühlen, und zwar in erster Linie von sich selbst. So geliebt, dass sie sich nicht in Pflichten und Aufgaben stürzen, nicht sich andauernd in sich selbst zurückziehen oder Liebe an allen Ecken suchen müssen, nur nicht bei der eigenen Frau.

Frauen dagegen haben häufig ein Problem mit der Ehre. Damit, sich selbst zu achten und wertzuschätzen, zu glauben, dass sie der Liebe von Gott oder ihrem Mann würdig genug sind. Frauen sind in Gedanken dauernd damit beschäftigt, sich abzuwerten. Deshalb verachten sie auch andere und äußern sich verächtlich. Eine Frau, die ihren Mann ehrt, zeigt dadurch, dass sie sich selbst wertschätzt.

Frauen sind Meisterinnen darin, ihre Männer abzuwerten und zu manipulieren. Nie  kann er etwas richtig machen. Aber die Kritiksucht der Frauen tötet oft die Liebe der Männer. Eine Frau kann unglücklich sein, obwohl ihr Mann sie auf Händen trägt. Weil sie es nicht schafft, in sich selbst so glücklich zu sein wie möglich. Und wenn sie unglücklich ist und sich selbst verachtet, hat sie die Tendenz, die Schuld dafür dem Mann zu geben, greift ihn deswegen an und verweigert ihm die Achtung.

Wer lernt, sich selbst zu achten, kann auch andere achten.
Wer lernt, sich selbst zu lieben, kann auch andere lieben.

Für beide bedeutet das, zu ihren Überzeugungen und Vorstellungen stehen. Sich in gewisser Weise vom anderen abzugrenzen. Bei Konflikten oder Unsicherheiten ruhig und gelassen zu bleiben, sich nicht von seinen Ängsten bestimmen zu lassen. Sich  bemühen, nicht übertrieben zu reagieren; auch wenn das Gegenüber für das eigene Leben von enormer emotionaler Bedeutung ist. Es bedeutet, den anderen nicht unter Druck zu setzen, sich selbst nicht unter Druck zu setzen, sich nicht unter Druck setzen zu lassen, nicht einzuknicken.

Wie man das macht, dazu möchte ich gerne nächste Woche etwas schreiben.

So wünsche ich Dir, Rahel, und Deinem Mann, dass es Euch immer besser gelingt, Euch an Euch selbst festzuhalten.

Herzlich - Veronika

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© by Veronika Schmidt. Publikation, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.