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Liebesbegehren – Veronika Schmidt

January 8, 2016

(Ehe-) Männer und Selbstbefriedigung

by Veronika Schmidt in Aufreger, Ehe, Ehesex, männliche Sexualität, Porno, Selbstbefriedigung, Solosex, 2016


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika

Wie ist es mit Selbstbefriedigung in der Ehe? Wie siehst Du das? Für mich ist es Stressabbau und ich fühle mich danach fitter. Ich habe gelesen, dass regelmässige Orgasmen vorbeugend wirken gegen Prostatakrebs. Ich bin verheiratet und wir haben vier Kinder.

Paul, 40 Jahre


Lieber Paul

Eigentlich spricht nichts dagegen, dass Du Dich selbst befriedigst, ausser dem Moralkodex natürlich. Und ja, es hat gewisse Vorteile, wenn Mann regelmässig Ejakulationen hat. Neben den von Dir schon erwähnten, erhalten sie auch die Erektionsfähigkeit, wenn man bis ins Alter noch Sex haben möchte. In jungen Jahren sorgt der Körper meist selbst für die Funktionstüchtigkeit des Sexualorgans, indem Mann spontane Ejakulationen in der Nacht hat. Diese sind ein Zeichen dafür, das alles in Ordnung ist. Es ist aber nun auch nicht so, dass es ungesund ist, wenn man nicht regelmässig ejakuliert. Wer keinen Sex hat und keinen Sex will, der wird keine gesundheitlichen Schäden davon tragen. Soweit die technischen Fakten.

Nun bist Du in einer Ehebeziehung, und da spielt es natürlich schon eine Rolle, was Deine Frau dazu meint, beziehungsweise, was das mit Eurer Beziehung macht. Es gibt Ehefrauen, die haben nichts dagegen und sind auch froh, wenn der Mann seine sexuellen Bedürfnisse ab und zu selbst befriedigt. Andere sehen es als Konkurrenz zur gemeinsamen Sexualität und fühlen sich betrogen. Im Laufe einer langen Ehe kann es Situationen geben, in denen es sogar sehr sinnvoll ist, dass beide Partner auch eine Solosexualität leben können, damit der andere nicht unter Druck kommt oder man nicht nach Kompensation ausserhalb der Ehe sucht. Trotzdem - wenn Du Deine sexuellen Bedürfnisse überwiegend mit Dir selbst erfüllst, wirst Du nicht sehr motiviert sein, noch Sex mit Deiner Partnerin zu haben, ja, überhaupt um ihre Nähe zu werben. Das jedenfalls sehe ich immer wieder in der Beratung. Es ist gut, wenn Ihr Euch als Paar darüber und überhaupt über Eure Sexualität austauscht. Wir alle haben Moralvorstellungen und Denkweisen verinnerlicht, die es uns erleichtern oder erschweren, mit Fragen rund um die Sexualität umzugehen. Ich ermutige Euch: Bleibt im Gespräch über Eure sexuelle Lerngeschichte, über Eure Vorstellungen, Ängste, Bedenken, Wünsche usw. Ein anregendes Büchlein dazu hat Ulrich Clement geschrieben: THINK LOVE – das indiskrete Fragebuch.

Du erwähnst, dass Selbstbefriedigung für Dich Stressabbau bedeutet. Sexualität hat vielfältigste positive Auswirkungen. Doch wie bei allen Genussmitteln ist die positive Wirkung vor allem davon abhängig, wie wir sie einsetzen. Wenn Stress und Selbstbefriedigung dich von Deiner Frau wegbringen, Deine Zeit fressen, welche Du für Wichtigeres bräuchtest, Dich in Gedanken gefangen nehmen, Dich abhängig von Pornografie machen, dann solltest Du die ganze Sache überdenken.

Nachdem sich jetzt doch schon viele Leute mit den Inhalten meines Blogs und meinem Buch beschäftigt haben, höre ich immer wieder: „Ja, ja, das ist schon in Ordnung, dass man Frauen zu Selbsterfahrung ermutigt. Aber Männer sollte man davon abhalten, die können nicht sinnvoll damit umgehen.“

Wo immer ich mit gläubigen Menschen über Selbstbefriedigung diskutiere, behaupten sie, Selbstbefriedigung gehe immer mit pornografischen Bildern einher, das sei anders gar nicht möglich. Für viele Menschen ist das eine ohne das andere kaum mehr denkbar. Weil Pornokonsum praktisch immer mit Selbstbefriedigung einhergeht, denken sie, das sei umgekehrt auch der Fall. Natürlich haben viele Männer unseres digitalen Zeitalters auf diesem Weg Bekanntschaft mit Selbstbefriedigung gemacht. Doch grundsätzlich entdecken besonders Männer ihr Geschlecht und die sexuelle Befriedigung ganz von alleine im Laufe ihrer Entwicklung. Wenn ich mit Männern in der Beratung über Selbstbefriedigung spreche, dann bestätigen mir alle, wie unterschiedlich sich Selbstbefriedigung mit und ohne Pornobilder anfühlt, also gefühlsmässig und körperlich unterschiedliche Empfindungen auslöst. Den Solosex an sich empfinden die Wenigsten als problematisch, ja geniessen ihn auch.

Für eine erfüllende, befriedigende und nicht pornofixierte Sexualität sollten Männer genauso wie die Frauen lernen, über die bewusste Bewegung des Beckenbodens ihre Körperwahrnehmung zu verbessern und ihre Fantasien anzuregen, also ihre eigenen inneren Bilder zu entwickeln, damit der Orgasmus ganzheitlicher erlebbar wird. So wird der ganze Körper Erregung empfinden können und braucht nicht Pornobilder für den entsprechenden Kick. Kürzlich fragte mich jemand, wenn Selbstbefriedigung okay ist, wieviel davon ist dann noch in Ordnung? Diese Frage muss jede Person für sich selbst beantworten. Wir sollten Selbstbefriedigung betrachten wie jedes Genussmittel. Man kann, muss es aber nicht konsumieren, und die Häufigkeit des Konsums bestimmt jeder Mensch für sich selbst. Ja, exzessiv gesuchte Wiederholung eines Genussmittels kann zu Sucht führen, egal, um was für einen Belohnungsreiz es sich handelt.

So zum Spass – hier noch ein paar Fakten zur Gesundheit von Sex:

Sex macht nicht nur Spass, sondern ist auch gesund. Sex ist gesund – auch in Form von Selbstbefriedigung. Eine über 10 Jahre dauernde Langzeitstudie der Universität im englischen Bristol kommt zusammengefasst zum Ergebnis: Je mehr Sex jemand hat, umso gesünder ist die Person. Ja, sogar sexuelle Fantasien sind bereits gesund. Man muss also noch nicht einmal unbedingt zur Tat schreiten, kann stattdessen die Augen schliessen, sich genüsslich zurücklehnen und erregenden Tagträumereien hingeben. Auch die Unterhaltung bzw. ein Flirt mit einer für den Mann ansprechenden Frau führt zu einer körperlichen Reaktion. Fantasie und Flirt produzieren im Gehirn verstärkt das sog. LH (luteinisierende Hormon), welches die Testosteronbildung im Hoden anregt. 

Testosteron ist nicht nur ein Schlankmacher. Testosteron ist massgeblich am Aufbau von Muskeln beteiligt. Sex liefert nicht nur die für den Muskelaufbau benötigten Hormone, sondern natürlich auch den erforderlichen Muskelreiz in Form von rhythmischer Bewegung. Auch die alleinige Erektion ist gesund und wünschenswert. Denn jede Erektion bringt frisches Blut in die Schwellkörper. Der Penis wird steif. Häufiges Versteifen trainiert den Penis, wodurch die Erektionsfähigkeit immer weiter verbessert wird.

Auch Küssen kann man der Gesundheit zuliebe. Durch Küssen wird nämlich die Produktion von Speichel gefördert, welcher beispielsweise reich an Immunglobulinen vom Typ A ist. Hierbei handelt es sich um körpereigene Antikörper des Immunsystems, die viele Krankheitserreger bekämpfen. Speichelfluss führt auch zu schönen Zähnen. Die erhöhte Speichelproduktion hält ausserdem längere Zeit nach dem Küssen noch weiter an.

Gesundheitliche Vorteile hat Sex jedoch nur, wenn es sich nicht gerade um einen Sekundenakt handelt, sondern mindestens zwanzig Minuten lang dauert, da erst jetzt die Produktion des Botenstoffes Dopamin angeregt und auch spürbar wird. Dopamin bewirkt einen intensiven und anhaltenden Stressabbau, so dass Sex nicht umsonst zu den Massnahmen eines ganzheitlichen Stressmanagements zählt. Die Ausschüttung von Endorphinen nimmt ebenfalls mit der Dauer der sexuellen Betätigung zu. Hierbei handelt es sich um dem Opium ähnliche Substanzen, die nicht nur zu einem Glückgefühl führen, sondern auch Schmerzen vergessen machen, wobei sie besonders intensiv gegen Kopf- und Gelenkschmerzen zu wirken vermögen. Es ist also empfehlenswert, bei Kopfschmerzen Sex zu wollen, anstatt Kopfschmerzen als Ausrede zu nehmen, keinen Sex zu haben.

Sex verbessert die Prostata-Gesundheit. Die Samenflüssigkeit des Mannes wird zu etwa 30 Prozent in der Prostata (Vorsteherdrüse) erzeugt. Beim Erreichen des sexuellen Höhepunktes zieht sich die Wandmuskulatur der Prostata zusammen und die Samenflüssigkeit wird in die Harnröhre gepumpt. Wenn der Mann an einer Entzündung der Prostata (Prostatitis) leidet, fördert jede Ejakulation zusätzlich das Ausschwemmen infektiöser Keime aus den unteren Harn- und Spermawegen. Somit dient jeder Samenerguss der Reinigung der Prostata.

Last but not least ist Sex ein Schlafmittel. Verantwortlich dafür ist das Hormon Oxytocin. Es ermöglicht, nach dem Sex in einen tiefen Schlaf zu fallen.

Also lieber Paul, ein "Gesundheit" auf Euer Sexleben!
Herzlich - Veronika

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June 12, 2015

Lust - wo bist du?

by Veronika Schmidt in Ehe, Ehesex, Midlife-Crisis, Selbstbefriedigung, Solosex, Lust, weibliche Sexualität, männliche Sexualität, 2015


illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

Hoi Veronika

In letzter Zeit hatte ich auffallend oft Gespräche mit Freundinnen über ihr Sexualleben. Dabei stellte ich fest, dass viele Paare um die 40 Jahre (wie mein Mann und ich), sich öfters selber befriedigen, aber zusammen gar keinen Sex mehr haben. Meine Freundinnen sagen, sie hätten keine Lust mehr auf Sex. Aber weshalb haben sie zwar Lust auf Selbstbefriedigung, aber keine Lust auf Sex mit ihrem Partner? Ist das die Folge davon, dass Selbstbefriedigung kein Tabu mehr ist?

Bin gespannt auf eine Antwort und grüsse Dich!

Natalie, 41 Jahre


Liebe Natalie

Ja, Lustlosigkeit ist ein grosses Thema. Aber nicht nur für Frauen. Es ist zwar nach wie vor so, dass mehr Frauen darunter leiden, als Männer. Einfach deshalb, weil die weibliche Lust mehr hormonellen Schwankungen unterworfen und träger ist. Sie braucht also in der Regel mehr Zeit, Stimulation und oft auch mehr Information, wie sie funktioniert. Die Pille oder andere Medikamente können die Lust zusätzlich hemmen. Grundsätzlich ist Lust störungsanfällig bei beiden Geschlechtern. Es gibt auch Männer, die keine haben, worunter dann ihre Frauen leiden. Das ist meine Erfahrung in der Beratung. Wenn „Mann“ weniger Lust hat, dann aus denselben Gründen wie die Frau. Einerseits, weil vielleicht der sexuelle Trieb, beziehungsweise das Bedürfnis nach Sex grundsätzlich nicht so stark ist. Dann gibt es Männer, die wie Frauen Lust lernen müssen, weil sie sich diese nicht zugestehen. Oder sie sind in ihrem Alltag so gefordert, dass ihnen die Lust förmlich vergangen ist. Männer können auch unter der Erwartung leiden, dauernd können zu müssen. Verbunden mit der Erwartung, nicht nur für die eigene Lust sorgen zu müssen, sondern auch für die Lust der Frau, ist Sex für sie mit Leistungsdruck verbunden. Sie spüren den Druck, perfekter Liebhaber sein zu müssen.

Dass die Lustlosigkeit ein ernsthaftes Problem darstellen soll, ist vor allem für die Pharmafirmen lukrative Zukunfsmusik. Die Lust-Pille dagegen, das „Viagra für Frauen“, soll nun tatsächlich nach dem x-ten Anlauf auf den Markt kommen. Ein Anti-Depressiva notabene. Laut gewissen (!) medizinischen Studien sollen 40% der Frauen über Lustlosigkeit klagen. Da eröffnet sich also ein gigantischer Markt.

Ich glaube nicht, dass Selbstbefriedigung der Grund für die Lustlosigkeit ist, sondern die Folge davon. Meine Erklärung dafür lautet, dass sich die Partner selber befriedigen, aber keinen Sex zusammen haben, weil es einfacher ist. Einfacher, weil sich auf den anderen einlassen Anstrengung bedeutet. Beziehungen leben ist ein Kraftakt. Manchmal ein schöner und herausfordernder, manchmal ein zermürbender und entmutigender. Wenn es zu mühsam wird, schlägt man irgendwann den Weg des geringsten Widerstands ein. An diesem Punkt der Beziehung wird es gefährlich. Ohne Sex geht meist die Nähe zum Partner verloren. Oder die emotionale Nähe zum Partner ist schon weg, weshalb man auch keinen Sex mehr mit ihm will. Die verlorene Nähe wieder herstellen gelingt, indem wir unser Innerstes dem anderen öffnen und ihn wieder in unser Leben einbeziehen. Denn Beziehung ist Austausch, teilen, teilhaben lassen, sich begegnen, aktiv sein, Wagnisse eingehen. Dafür müssen wir miteinander reden. Wenn wir das nicht (mehr) können, sollten wir uns aufmachen, es zu lernen. Denn Paare, die nicht miteinander reden, haben oft keinen Sex mehr. Wer miteinander redet, hat meistens auch Sex.

Mangelndes sexuelles Verlangen ist eine völlig alltägliche Erscheinung in einer langjährigen Beziehung. Manche Paare in der Beratung sagen, wenn Sex endlich mal stattfinde, sei er schon befriedigend. Sie wüssten eigentlich gar nicht, weshalb sie „es“ nicht öfter täten. Wer abends lange fernsieht, Pflichten erfüllt bis kurz vor dem Zubettgehen, bis zur letzten Minute im Bett online ist, wer an freien Tagen, wenn alle Kinder außer Haus sind, nicht zusammen ins Bett geht, wer nie zusammen einen Abend mit Nichtstun auf dem Sofa verbringt, nie Händchen haltend einen Abendspaziergang ums Wohnquartier macht, wer nie, wenn die Kinder früh im Bett sind, einfach die Hüllen fallen lässt, wird vielleicht nur in den Ferien Sex haben. Oder dann erst recht nicht. Doch so verliert man die Übung im Sexhaben, was ihn meist auch nicht besonders aufregend sein lässt.

Wir sollten Sex im Alltag einplanen. Feierabend machen. Dafür Zeit reservieren. Musse haben. Ihn stattfinden lassen, den Sex. Einfach zusammen nackt irgendwo hinliegen und „es“ tun. Je öfter wir das tun, desto einfacher wird es. Und wenn es trotzdem nicht einfach ist, weil die Übung und die Erfahrung fehlt, wie man zu Lust aus seinem eigenen Körper kommt? Dann finden sich einige Hinweise und Links auf SEX WISSEN und dem Blog-Beitrag „Hilfe, unser Sex ist langweilig!“.

Mit luststeigernden Wünschen grüsst herzlich - Veronika

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May 15, 2015

Dürfen Singles ein Sexleben haben?

by Veronika Schmidt in Aufreger, falsche Scham, Gott, keusch, Selbstbefriedigung, Solosex, Sünde, Singles, 2015


illustration: sophia langner

illustration: sophia langner

illustration: sophia langner

illustration: sophia langner

Hallo Veronika

Ich habe Deine Beiträge zum Thema Aufreger Solosex gelesen, und wir diskutierten in unserer Gruppe schon öfters über deine Art, heisse Eisen anzufassen. Besonders das Thema Selbstbefriedigung beschäftigt uns in Bezug auf die Single-Sexualität. Wenn Du sagst, Selbstbefriedigung gehört zur Entwicklung des Menschen dazu und könnte das ganze Leben hindurch eine bedeutende Rolle spielen, was heisst das dann für einen gläubigen Single? Wie kann man als Single Sexualität sauber leben, geht das überhaupt? Und wenn jemand Solosex praktiziert, das aber nicht möchte und davon frei werden will, was würdest Du ihm raten?

Mirjam, 34 Jahre


Liebe Mirjam

Es freut mich natürlich sehr, dass meine Blog-Beiträge gelesen und diskutiert werden. Doch nun zu Deiner Frage bezüglich dem Sexleben von Singles. Grundsätzlich ist Sex nicht überlebensnotwendig. Man kann auch glücklich und zufrieden sein ohne. Auch ohne Solosex. Aber was wir nicht können, ist zu leben ohne Beziehungen, die uns Nähe, Zärtlichkeit und ganz besonders Hautkontakt geben. Die Haut ist unser grösstes und zuerst entstandenes Organ. Die Haut schützt uns und ermöglicht den Austausch von Zärtlichkeit und Emotionen mit anderen. „Der Tastsinn ist der Sinn, der am unmittelbarsten mit der Haut verbunden ist. Ein Mensch kann leben, wenn er blind und taub ist, weder Geschmacks- oder Geruchssinn besitzt, aber ohne die Funktion der Haut könnte er keinen Augenblick überleben.“  (Ashley Montagu). Neben Berührungen von uns selber oder einem anderen Menschen geniessen wir Berührungen auf der Haut durch Luft, Wasser, Sonne, Barfusslaufen und so weiter. Säuglinge ohne Körperkontakt und Berührungen der Haut können schwere Verhaltensauffälligkeiten entwickeln und im schlimmsten Fall sterben.

Weshalb ich das ausführe? Weil genau das für alleinstehende Menschen eine grosse Herausforderung ist. Jeder von uns braucht soziale Kontakte, emotionales und körperliches „Umarmtwerden“.  Vor nicht langer Zeit wurde eine Studie veröffentlicht zur Zufriedenheit von Priestern mit ihrem (zölibatären) Leben. Sie zeigt, dass diese als besonders belastend den Verzicht auf Sexualität, Intimität und eigene Kinder empfinden. Das hat meines Erachtens genau mit diesen ungestillten emotionalen Bedürfnissen zu tun. Ein Single braucht in verschiedensten Formen Nähe, Zärtlichkeit und Hautkontakt mit sich selber oder Freunden. Solosex kann eine Form davon sein. Jemand fragte mich, ob ich so keck sei, zu behaupten, dass Solosex überhaupt kein Problem sei. Ja, das sage ich. Ich würde sogar sagen, dass es nicht nur kein Problem ist, sondern uns sogar gut tun kann. Nirgendwo finde ich in der Bibel einen Hinweis, der sagt, ich würde mich oder meinen Geist damit verunreinigen. Aber ich habe schon Menschen getroffen, die mir sagten, sie verzichteten darauf, weil ihre unerfüllte Sehnsucht nach einem Partner dadurch nur noch grösser werde. 

Du fragst weiter, was ich rate, wenn jemand auf diese Form der sexuellen Bedürfnisbefriedigung verzichten will. Die älteste, aber heute nicht sehr populäre Form des Verzichts auf Sex ist die Sublimation. Das heisst, ich finde ein soziales Engagement, erfüllende Tätigkeiten, nahe Freundschaften, andere Genüsse, die mich so befriedigen, dass ich den Sex als solches nicht sehr vermisse. Unser freier Wille macht es möglich, dass ich etwas haben könnte, aber freiwillig darauf verzichte. Ich kann aber auch wählen, es zu wollen und zu geniessen. Und manchmal lässt die Tatsache, etwas nicht haben zu können, die Sehnsucht danach ins Unermessliche steigen.

Das führt uns zu einer anderen Tatsache. Je mehr wir etwas bekämpfen, desto weniger werden wir den Kampf gewinnen. Der Neurobiologe Joachim Bauer sagt in seinem Buch „Selbststeuerung – Die Wiederentdeckung des freien Willens“: „Gnadenlose Selbstkontrolle allein macht keinen Sinn. Die pauschale Verfolgung triebhafter Grundbedürfnisse und eine feindselige Haltung gegenüber den genüsslichen Seiten des Lebens sind unmenschlich, destruktiv und letztlich zum Scheitern verurteil.“ Wer entschliesst, für sein Leben auf Sex zu verzichten, braucht erstmal eine positive Einstellung zu seinem Körper und zu seinen sexuellen Bedürfnissen. Ja mehr noch, ein vorbehaltloses Ja dazu, dass er als sexuelles Wesen geschaffen ist. Das heisst, wenn ich bis jetzt erfolglos gegen mein Bedürfnis angekämpft habe, sollte ich es eher zulassen und mich bemühen, dass ich die sexuelle Begegnung mit mir selbst aus vollem Herzen geniesse. Erst wenn ich geniessen kann, wird es möglich, freiwillig darauf zu verzichten. Danach erst, sagt Joachim Bauer, kann sich mir das Geheimnis erschliessen, dass eine gelungene Selbststeuerung in sich selber einen hohen Lustfaktor hat. Dass ein momentaner Verzicht reicher und eine bewusste Selbstbeschränkung freier machen kann. Dass eine akzeptierte Anstrengung zu einem höheren Mass an späterem Glück führt.

Ob sexuelle Abstinenz zu uns passt oder nicht, wir uns dazu berufen fühlen, können wir nur für uns selbst entscheiden. Hingegen zeigt uns die Geschichte, dass der Zwang, auf die Befriedigung sexueller Bedürfnisse zu verzichten, zu Missbräuchen geführt hat, die vielleicht nicht passiert wären, gäbe es die schamfreie Möglichkeit, diese sexuellen Bedürfnisse in aller Freiheit bei sich selbst zu stillen.

Ich grüsse herzlich Eure Diskussionsrunde - Veronika

NACHTRAG: Das Buch zum Thema, erschienen, September 2015: EINZELSTÜCK - Solo leben. Und zwar glücklich. - von Tina Tschage

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April 24, 2015

Der grösste "Aufreger" in der Kirche Teil 2

by Veronika Schmidt in Aufklärung, falsche Scham, Aufreger, Selbstbefriedigung, Sexualität allgemein, Solosex, Singles, 2015


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Es ist ganz klar. Wir sollen und wollen es nicht in der Öffentlichkeit tun. Wir wollen dabei nicht überrascht werden. Es soll uns nicht beherrschen. Es ist etwas, das nur mir gehört. Es ist etwas sehr Intimes. Aber ist es deshalb falsch? „Kann denn Liebe Sünde sein?“ heisst ein berühmtes Lied von Zarah Leander. Kann denn Selbstliebe Sünde sein? Könnte es sein, dass Selbstliebe sogar eine wichtige Funktion im Leben von Menschen hat? Vielleicht sogar ein Leben lang? Diese Fragen stelle ich mir hier selbst, weil viele Menschen mich das fragen. Und weil es neben der „Sex vor der Ehe“-Frage in christlichen Gemeinschaften die am meisten polarisierende Frage ist.


Die einen sind froh, dass man dieses Tabu bricht, die anderen sind aufgebracht, dass man zu Selbsterfahrung ermutigt. Der Theologie-Professor Stefan Leimgruber sagt in seinem Buch Christliche Sexualpädagogik: Diese „Liebesbeziehung mit sich selbst“ gehört zur sexuellen Entwicklung heute unbestritten dazu. Doch liegt über diesem Tabuthema in der Kirche nach wie vor ein „Schleier des Schweigens“, weit entfernt davon, anzuerkennen, dass diese Selbstliebe ein ganzes Leben andauern könnte und für Menschen jeden Alters ein bedeutungsvolles Thema ist.“ 

Und auch die amerikanische Ordensschwester und Professorin Margaret Farley äussert sich in ihrem Buch über Sexualethik mit dem Titel „Just Love" oder Deutsch "Verdammter Sex" zu diesem Thema. Darin schreibt sie, dass Frauen in der Selbstbefriedigung grosse Erfüllung und eigene Möglichkeiten bei der Entdeckung der Lust fänden. Selbstbefriedigung könne Beziehungen durchaus mehr fördern als behindern. Für dieses Buch und ihre „radikalfeministischen Positionen“ zu Scheidung und Homosexualität erhielt sie vom Vatikan eine fünfseitige offizielle Rüge, die festhält, dass Masturbation eine „schwer ungeordnete Handlung“ darstelle. Margaret Farley ist erst die zweite Frau, die „die Ehre“ hat, vom Vatikan mit einer Erklärung abgestraft zu werden. Sanktionen bekam sie nur nicht, weil die mutige und gescheite Yale-Professorin der christlichen Ethik schon im Ruhestand war.

Selbstbefriedigung ist Selbsterfahrung und ein Teil der Selbstliebe. Sie ist ein „Sich-Ausprobieren“. Die Welt meiner eigenen Sexualität öffnet sich mir. Sie ist Teil der Beziehung zu mir selbst und hat zunächst einmal nur mit mir zu tun. Ich lerne meine Sexualität wertschätzen, und nur was ich selbst schätze und begehre, kann zum wertvollen Geschenk für jemand anderes werden. Sie ist auch schlicht und einfach die Hinführung zu einer zukünftigen sexuellen Beziehung. Durch Berührungen lerne ich meinen Körper kennen und entwickle ein Bewusstsein dafür, dass der Körper zu mir gehört. Ich finde heraus, welche Berührungen ich mag, was mir gefällt und was nicht. Interessant ist - seit ich darüber spreche, sagt man mir, dass das ja vielleicht für Frauen ganz gut sei, aber sicher nicht für den Mann. Weil Männer sich zwingend konkrete Frauen aus ihrem Umfeld vorstellen müssten, in Abhängigkeit von Pornografie gerieten und Suchtverhalten entwickelten. Doch genau das hat damit zu tun, dass Männer eben auch wenig Zugang zu ihrem Körper haben. Dass sie nicht geübt sind, sich der Wahrnehmung ihres Körpers hinzugeben und Gedanken, Bilder und Fantasien von sich selbst in ihrer eigenen Erregung genussvoll zu pflegen. Sprich, nicht geübt sind, bei sich selbst zu bleiben. 

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April 17, 2015

Der grösste "Aufreger" in der Kirche - Teil 1

by Veronika Schmidt in Aufklärung, falsche Scham, Sexualität allgemein, Solosex, Selbstbefriedigung, Aufreger, Singles, 2015


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika

Ich habe zufälligerweise oder unglücklicherweise, wie auch immer, herausgefunden, dass meine Tochter (12 Jahre) sich selber befriedigt. Wir haben auch schon miteinander darüber gesprochen. Ich möchte ihr kein schlechtes Gewissen machen, weiss aber auch nicht, wie ich damit umgehen sollte. Irgendwie befremdet es mich. Schon als kleines Mädchen war sie viel mehr an ihrem Geschlecht interessiert, als ihre Schwester und der Bruder. Was denkst du über Selbstbefriedigung bei Kindern? Wie sollte man damit umgehen? Kann das mit dem familiären Hintergrund zu tun haben? Mit Dämonen oder Flüchen? Danke für Deinen Rat.

Olivia, 45 Jahre


Liebe Olivia

Bei Deiner letzten Frage bin ich grad etwas zusammengezuckt. So im Sinn, das darf doch nicht wahr sein! Das ist nicht gegen Dich gerichtet, sondern gegen die mangelnde Aufklärung in unseren christlichen Kreisen. Ein bisschen (untertrieben!) macht es mich wütend, dass dieses Unwissen eine Dämonisierung ganz normaler und natürlicher Vorgänge zur Folge hat. Dieses Denken sollten wir eigentlich längst hinter uns gelassen haben. Selbstbefriedigung hat rein gar nichts mit Dämonen, Flüchen, familiären Belastungen oder sonst was „Schrecklichem“ zu tun. Dass Menschen eigentlich erst im 18. Jahrhundert anfingen, so über Selbstbefriedigung zu denken, hat mit einer "Antimasturbationskampagne" John Martens von 1712 zu tun. Er behauptete, exzessive Masturbation verursache Krankheiten wie Pocken oder Tuberkulose. Dieser Masturbationswahn dauerte die nächsten 150 Jahre an und brachte noch andere abenteuerliche Krankheitsmythen hervor, welche weit bis ins 20. Jahrhundert wucherten, vielfach religiös motiviert und bei Kindern oft übel sanktioniert.

Es gehört zur körperlichen und sexuellen Entwicklung dazu, dass wir unseren eigenen Körper entdecken. Dabei ist dieser Entwicklungsprozess ganz unterschiedlich von Kind zu Kind. Schon Babys können entdecken, dass z.B. Schaukeln auf dem Bauch und rhythmisches Muskelanspannen schöne Gefühle im Geschlecht auslösen kann. Können sich Kinder gezielt anfassen, finden sie bald heraus, dass Berührungen am Geschlecht angenehm sind. Es gibt Kinder, die das tun und solche, die es nicht tun. Wie wir darauf reagieren, wird entscheiden, welche Gefühle die Kinder damit verbinden. Auf dieses Weise suchen Kinder vor allem Hautkontakt und üben Zärtlichkeit. Dass diese Befriedigung später eine sexuelle Komponente bekommt, steuern die Hormone. Im Bedürfnis, sich selber zu stimulieren, bestehen, wie auch im Bedürfnis nach Sex, grosse Unterschiede zwischen den Menschen. Da gibt es grundsätzlich mal nichts, was falsch ist, sondern einfach anders. Die meisten Knaben beginnen zu masturbieren, wenn in ihrem Körper das Testosteron steigt. Mädchen beginnen irgendwann zu masturbieren, in ganz unterschiedlichen Entwicklungsphasen. Man hat herausgefunden, dass Kinder, die viel Zärtlichkeit und Nähe erfahren haben und einen guten Bezug zu ihrem Körper entwickelten, eher masturbieren als andere. Kinder mit Missbrauchserfahrung masturbieren früher. Mehr Männer masturbieren als Frauen. Frauen sprechen ungern darüber, Männer schon. Sie kennen auch entsprechende Wettspiele. Das sind einfach mal ein paar Facts.

Ich würde dir sehr empfehlen, deine Tochter zu ermutigen, ohne Schuldgefühle ihren Körper kennen zu lernen. Doch dabei solltest du ihre Privatsphäre achten und sie weder konfrontieren noch viel Aufhebens darum machen.  Mich fragen immer wieder Menschen, wie man den Kindern Wissen zu Sexualität vermittelt. Der allerwichtigste Schritt ist, dass Eltern sich erst mal selber mit sich und ihrem Körper auseinander setzen und sich irgendwoher Wissen dazu beschaffen. Erst das wird einen kompetent machen, die Kinder kompetent zu machen. Eltern müssen erst selber die Scheu vor der Sexualität verlieren, bevor sie ohne Scheu mit den Kindern und Jugendlichen darüber sprechen können. Ein tolles Buch für Frauen, um sich Wissen über ihren eigenen Körper anzueignen, das sie dann ihren Töchtern weitergeben können, ist: Weiblich, Sinnlich, Lustvoll von Elia Bragagna und Rainer Prohaska. Weitere empfehlenswerte Bücher sind: Körper und Sexualität von Esther Elisabeth Schütz und MAKE LOVE von Ann-Marlene Henning.

Liebe Olivia, soviel für heute. Ich habe noch andere Fragen zum grössten „Aufreger“  in der Kirche erhalten, die erwachsene Sexualität betreffend.  Nächste Woche mehr davon.

Herzlich - Veronika

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© by Veronika Schmidt. Publikation, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.