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Liebesbegehren – Veronika Schmidt

June 16, 2017

Er zwingt mich in Lack und Leder

by Veronika Schmidt in Ehe, Ehesex, Erektion, Erektionsstörung, Grenzen setzen, Konflikte, männliche Sexualität, Porno, Selbstgefühl & Selbstwert, Selbstverantwortung, Sextoys, 2017


lackundleder.ipg
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Liebe Veronika

In einer Deiner Antworten bin ich auf die kurze Erklärung gestossen, dass wenn ein Mann beispielsweise eine Intimrasur oder bestimmte Kleidung von der Frau fordert, dies mit seinem eigenen Unvermögen, sich zu spüren, zu tun haben könnte. Gerne würde ich mehr dazu wissen. Wir sind über 20 Jahre verheiratet und mein Mann hat sich schon vor der Hochzeit Bilder von Frauen in Lack-/Lederkleidung angeschaut. Mit viel Druck verlangte er von mir, solche Bekleidung anzuziehen und kaufte sie mir auch ohne meine Zustimmung. Sein Argument - dies würde ihm helfen, mir treu zu bleiben. Nach anfänglichem Widerstand habe ich bald aufgegeben, weil er mir klipp und klar vermittelte, es wäre mein Problem, wenn ich damit nicht umgehen könne. Er wünscht sich Intimrasur von mir, will, dass ich figurbetonte Kleider im Alltag trage, weil er eine attraktive Frau an seiner Seite möchte. Im Bett soll ich auf ihm sitzen, also eine Stellung über ihm einnehmen. Das hilft ihm, zum Orgasmus zu kommen. Geschlechtsverkehr ist praktisch nicht möglich, da sein Glied nicht steif genug wird.

Ich bin zutiefst verletzt und habe inzwischen jegliche Gefühle für meinen Mann verloren. Meine grosse Not ist, dass ich mich für seine Vorlieben benutzt fühle. Wehre ich mich, vermittelt er mir, ich hätte ein Problem. Da ich wegen massivem emotionalem und körperlichem Missbrauch in meiner Kindheit in Therapie bin, wird diese These natürlich für ihn bestätigt. Aber was könnte mit seiner Gefühlswelt sein?

Vielleicht kannst Du etwas Licht in die Sache bringen....

Henrietta, 45 Jahre


Liebe Henrietta

Du zweifelst zu Recht, ob das bei Euch liebes- und beziehungsfördernd abläuft, wenn es sich tatsächlich so zuträgt, wie Du schilderst. Wie bewusst Dein Mann hier seine Probleme auf Dich überträgt, kann ich Dir nicht sagen, aber er tut es. Du solltest unbedingt die Kraft finden, Dich von jeglicher Manipulation und Erpressung abzugrenzen. Denn wenn Du hierbei mitmachst, ohne es wirklich zu wollen, wirst Du keine Selbstachtung aufbauen können. Und Du wirst die Achtung vor Deinem Mann gänzlich verlieren, nachdem schon die Gefühle auf der Strecke geblieben sind.

Ich vermute, nicht nur bei Dir, sondern auch bei Deinem Mann lauert eine schwierige sexuelle Lerngeschichte im Hintergrund. Ihr beide habt die Lebensaufgabe, zu erkennen, wer Ihr seid, auf Euch stolz zu sein, Euch liebenswert zu erleben, Euch sexuelle Selbstsicherheit anzueignen und Euch in Eurem Geschlecht und Körper zu Hause zu fühlen. Doch leider wollen Frauen und Männer in einer Beziehung oft ihre eigenen Defizite vom anderen gestillt bekommen – wodurch sie sich leider oft gegenseitig zu sehr fordern und damit überfordern.

Dir sexuelle Vorgaben zu machen, ist der verzweifelte Versuch Deines Mannes, irgendwie zu einer Erektion und zu sexueller Erfüllung zu kommen. Denn Erektionsprobleme geben Männern das Gefühl, nicht ganz Mann zu sein. Sie sind dadurch total verunsichert. Der Sexologe Jean-Yves Desjardins sagte einmal: „Männer sind Riesen auf tönernen Füßen – sehr fragil.“ In dieser Bedrohungslage suchen sie dann die Lösung in allerlei Aussenkicks wie Stellungen, Bilder, Lack und Peitsche usw. Doch das bringt ihnen keine zuverlässige Erektion. Die kann ihnen nur ihre eigene Körperwahrnehmung bringen und das Umlernen ihrer Erregungsquellen und ihres Erregungsmodus. Für einen Mann ist es etwas vom Schwierigsten, sich Erektionsprobleme einzugestehen. Und schwierig, deswegen Hilfe zu beanspruchen. Männer haben Angst, ihre Verletzlichkeit zu zeigen, gleichzeitig aber eine Sehnsucht danach, diese zugeben zu dürfen und trotzdem ganz Mann zu sein.

Viele Männer sind sexuell in den pubertären Anfängen und Gewohnheiten stecken geblieben. Sie haben nicht gelernt, ihre Emotionen und ihren Körper gut zu spüren. Ihnen würde neu gelernte Selbststimulation mehr Bewusstheit und Selbstwahrnehmung bringen. Bewusste Selbstliebe erweitert das sexuelle Repertoire, die sexuellen Möglichkeiten und beugt Erektionsproblemen vor oder wirkt ihnen entgegen. Bewusste Selbstliebe als Therapie braucht Zeit und Wiederholungen, um eingefahrene Gewohnheiten zu ändern. Veränderung einüben bedeutet auch, erstmal in der Selbstbefriedigung Bilder, Fantasien und Aussenkicks wegzulassen. Was oft erst zu Folge hat, dass gar nichts mehr klappt. Der Körper muss neue Dinge erst kennenlernen.

Deinem Mann würde eine professionelle Sexualberatung neue Türen öffnen. Eine Sexualberatung nach Sexocorporel könnte Ihm helfen, seinen Körper und seine Sexualität neu kennen zu lernen. Er ist genauso wie Du gefordert, seinen eigenen, ganz persönlichen Weg zu suchen und zu gehen. Das kannst Deinem Mann zwar vorschlagen, ihn aber nicht zwingen, sich zu verändern oder Beratung in Anspruch zu nehmen. Deshalb solltest Du Dich vor allem um Veränderung in Deinem eigenen Verhalten bemühen. Vielleicht solltest Du riskieren, zu schauen, was passiert, wenn Du nicht mehr mitspielst. Du kannst lernen, Dich abzugrenzen, Deine Frau zu stehen, gut für Dich selbst zu sorgen, Deinen eigenen Körper und Deine Sexualität zu erforschen und zu entdecken, was Du denn selbst für sexuelle Wünsche hast. In meinem neuen Buch ALLTAGSLUST spreche ich alle diese Themen ausführlich sowohl für Mann wie Frau an.

Ganz zuletzt braucht Ihr vielleicht zusammen professionelle Gespräche, um Eure sexuelle Ehe- und Vorehe-Lerngeschichte offen ansprechen zu können. Dafür wünsche ich Euch viel Mut.

Herzlich - Veronika

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May 19, 2017

Enttäuschendes Liebesleben wegen der Krankheit meines Mannes

by Veronika Schmidt in Beckenschaukel, Ehesex, keine Lust, Konflikte, männliche Sexualität, Schmerzen beim Sex, Selbstverantwortung, Stress, Zusammenleben, Krankheit, 2017


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Hallo Veronika

Es ist etwas kompliziert. Mein Mann leidet unter einer Krankheit, die bewirkt, dass er unter ständiger muskulärer Anspannung steht. Diese Spannung geht aus von den Muskeln im oberen Rückenbereich und setzt sich fort durch den ganzen Körper bis in den Darm und Anusbereich. Sport hilft nicht, sondern verschlimmert alles noch.

Das hat Auswirkungen auf unser Sexleben. Wir schlafen kaum miteinander. Und wenn, muss ich damit anfangen, von sich aus kommt er nie zu mir. Er lässt sich gerne streicheln und auch oral befriedigen, dazu sagt er nie nein. Dazu musste ich mich aber, ehrlich gesagt, schon sehr überwinden. Doch ich tue es, damit wir Sex haben können. Nach dem Sex verkrampft sich sein Körper leider meistens noch mehr und er hat Schmerzen im Darm und Anus.

Ich habe schon oft über unserer Situation bitter geweint. Mein Mann gelobte zwar Besserung, doch nichts passierte. Ich habe ihm vorgeschlagen, dass wir einen Tag in der Woche oder alle zwei Wochen Zeit für uns nehmen, und uns nur streicheln und schauen, ob was draus wird. Er sagt, er vergisst den Sex einfach.

Leider wird meine Lust auch immer kleiner. Je mehr ich auf Sex mit ihm hoffe, desto enttäuschter bin ich, wenn nichts von ihm kommt. Deshalb dauert es nun oft Monate, bis wir wieder zusammen sind. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich habe meinem Mann vorgeschlagen, wir könnten das Thema Sex endgültig beerdigen, damit ich besser damit umgehen kann und er seine Ruhe hat. Doch das möchte er nicht, weil wir dann in seinen Augen keine richtige Ehe mehr führen. Ich weiß aber wirklich nicht was ich sonst noch tun soll.

Vielen Dank für das offene Ohr. Britta, 35 Jahre


Liebe Britta

Körperliche Einschränkungen sind leider ein grosser Sexkiller und brauchen von beiden Seiten Verständnis und die Bereitschaft, sich nicht entmutigen zu lassen. Zudem ist die Lust ein anfälliges Ding im Laufe einer Beziehung. Einige Umstände sind bei Euch sicher speziell, andere einfach Tatsachen, mit denen viele Partnerschaften zu kämpfen haben.

Es ist gut, wenn Du die Initiative ergreifst und Dir holst, was Du brauchst. Es ist nichts Aussergewöhnliches, dass die Initiative meist mehr vom einem Partner ausgeht. Darüber würde ich mir schlicht keinen Kopf mehr machen und das nicht als Ablehnung interpretieren. Aber achte dabei darauf, dass Du Dinge tust, die Dir Spass machen und zu denen Du Dich frei fühlst. Dazu gehört auch, dass Du ungeniert die Hand Deines Mannes führst, damit auch Du zu lustvollen Berührungen und zum Orgasmus kommst. Deine Idee ist gut, dass Ihr Euch Zeiten der Nähe und Zärtlichkeiten fest einplant. Einmal die Woche ist ein realistischer Vorsatz, der Euch die nötige Verbundenheit bringt. Versucht auch, Euch gegenseitig zu stimulieren und Lust und Befriedigung zu verschaffen, ohne zu penetrieren. Denn dann könnt Ihr ganz entspannt zusammenliegen.

Aufgrund Deiner Schilderungen könnte ich mir gut vorstellen, dass sich durch die Muskelkrankheit der Beckenboden Deines Mannes in der Erregung total verkrampft. Das würde die starken Schmerzen in diesem Bereich erklären. Deshalb würde ich Euch empfehlen, gezielte Entspannung der Beckenregion durch spezifische Übungen zu erlernen. Denn Erregungssteigerung funktioniert hervorragend durch entspannte, wellenförmige Beckenbewegungen und Beckenbodenmuskeln, die vor allem gut loslassen können, sich aber auch vielfältig bewegen lassen. Ein sehr gutes Wahrnehmungstraining für den Körper ist die Feldenkrais Methode (www.feldenkrais.de oder www.feldenkrais.ch). Diese Methode kann zudem Deinem Mann grundsätzlich helfen, seinen Körper mehr zu entspannen.

In meinem nächsten Buch ALLTAGSLUST – ganz entspannt zum guten Sex, könnt Ihr viele Anregungen finden für gegenseitige lustvolle Aktivitäten und Stimulation, entspannte Sexstellungen, dazu Ausführungen, wie die Lust funktioniert und welche Beziehungsmechanismen das Liebesleben belasten. Das Buch lehrt Euch lustvolle Berührungen, eine differenzierte Körperwahrnehmung und eine ganzheitliche Entdeckung der Sexualität, die viel Genuss bringt. Ihr findet im Buch ebenfalls ausführliche Erklärungen und Übungen für die Entspannung des Beckenbodens. Denn für die allermeisten Menschen ist der zu angespannte Beckenboden das grösste Problem beim Sex.

Den Sex ad acta legen, finde ich keine gute Idee. Das wird Euch nur Frust bringen und Euch voneinander entfernen. Ich hoffe, dass Ihr zusammen einen guten Weg der Besserung findet und grüsse Dich herzlich - Veronika

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March 10, 2017

Bis dass die Hintertüre euch scheidet

by Veronika Schmidt in Aufreger, Ehesex, Konflikte, Porno, Sextoys, Analsex, 2017


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Hallo Veronika

ich bin seit mehreren Jahren mit meinem Mann verheiratet und immer wieder kommt es dazu, dass er den Wunsch äußert, Analsex zu haben. Neuerdings hat er Sexspielzeuge gekauft für den Analsex (er möchte die auch gerne bei sich benutzen). Mich erschreckt es ehrlich gesagt ziemlich, und ich finde es auch irgendwie abartig und deshalb habe ich ihm gesagt, dass ich das nicht machen möchte und auch nicht will, dass er sich selbst Anal befriedigt. Leider haben wir seither richtig Probleme in unserem Sexleben. Uns beide belastet das Thema und ich weiss einfach nicht weiter. Hast du einen Rat für uns?

Hella, 32 Jahre


Liebe Hella

Du hinterlässt mir keine Email-Adresse, weshalb ich Dir keine persönliche Antwort zustellen kann. Normalerweise beantworte ich anonyme Fragen nicht. Aber weil das Thema auch ein Dauerbrenner in meinen Beratungsstunden ist, schreibe ich trotzdem etwas dazu. Mein Rat an Dich ist: Bleib Dir selbst treu und mach nichts, dass Du nicht willst. Gleichzeitig suche das Gespräch mit Deinem Mann, vielleicht findet Ihr auch einen Kompromiss. Und setzt Euch zusammen damit auseinander, wie Ihr in Eurer Sexualität mehr spüren und erleben könnt, indem Ihr den Körper, Berührungen und Stimulation bewusst einsetzt.

Einige Männer sind irgendwann dermassen auf Analsex fixiert, dass sie denken, nicht mehr glücklich werden zu können, wenn sie ihn nicht bekommen. Die Frauen sagen mir, ihr Mann wolle unbedingt Analverkehr und lasse ihr keine Ruhe, doch für sie sei Analverkehr unvorstellbar. Die Männer klagen, ihre Frau wolle sich partout nicht darauf einlassen, er aber könne und wolle nicht länger darauf verzichten. Analsex kann zum Scheidungsgrund werden, weil sich nicht erhörte Männer erlauben, ihn auswärts zu holen, weil sie ihn ja zu Hause nicht haben können. Ich habe etlichen Männern in meiner Beratung auseinandergesetzt, dass sie kein Recht auf bestimmte Sexualpraktiken haben. Analverkehr ist ein großer Streitpunkt. Neben den Frauen, die ihn total ablehnen, gibt es Frauen, die ihn sehr mögen, andere lassen ihn widerwillig über sich ergehen, vor allem junge Frauen. Analsex ist eine verbreitete Praxis unter jungen Menschen, um eine Schwangerschaft zu verhindern und vermeintlich die Jungfräulichkeit zu erhalten.

Doch was macht Analsex dermassen zum heiligen Gral, dass einige dafür ihre Ehe und Familie opfern? Ein wichtiger Grund ist sicher die Dauerpräsenz im Pornofilm. In den Pornos bekommt der Mann den Analverkehr vorgeführt. Und je mehr er ihn sieht, desto mehr will er ihn haben. Auch der Kick des "Verboten-Schmutzig" spielt eine Rolle. Es ist die aufregende Vorstellung, die Männer reizt und erregt, auch „das Loch mehr“, wie es die Sexologin Dania Schiftan ausdrückt. Ein Mann, der „ihn“ hatte sagte: „Es gibt ja nichts Brennenderes, als unbefriedigtes Verlangen oder unerfüllte sexuelle Fantasien. Analsex darf man auch nicht überbewerten und wenn man eine Partnerin hat, die diesbezüglich keine Tabus kennt, wirst du feststellen, dass es dich nach geraumer Zeit wieder nach vorne drängt…“

Ein weiterer Grund kann die Art und Weise sein, wie sich ein Mann erregt. Ist er für seine Erregungssteigerung auf grossen Druck angewiesen, wird er deswegen Analverkehr als Variante bevorzugen. Der Anus ist enger als die Vagina, was Männern entgegen kommt, die sich durch die Masturbation mit der Hand einen härteren Griff gewohnt sind. Wer sich beigebracht hat, sich über viel Druck zu stimulieren, bekommt vielleicht Schwierigkeiten im Paarsex. Das gilt auch für Frauen, die sich die Erregung über Druck holen. Häufig können sie deswegen keinen Orgasmus mit ihrem Partner zusammen haben. Wer unter grosser Kraftanstrengung zum Orgasmus kommen muss, kann oft weder sich selbst noch den Orgasmus sonderlich gut spüren und diesen als besonders lustvoll erleben. Auf welche Weise wir uns erregen, ist angelernt und kann auch umgelernt werden. Die genussvollste Variante und der Weg zu einem ganzheitlich-ganzkörperlich erlebten Orgasmus sind gezielte, lockere und variantenreiche Bewegungen. Schnellere und langsamere Rhythmen, tiefer Atem. Gezielt geführte Beckenbewegungen aus dem Beckenbodenmuskel heraus ermöglichen eine langsame Erregungssteigerung, die den Weg zum Orgasmus genauso lustvoll sein lassen, wie den Höhepunkt selbst. (Buchempfehlungen: LIEBESLUST und MAKE MORE LOVE)

Doch zurück zu Deiner Frage und der Tatsache, dass Dein Mann auch für sich Anal-Spielzeug gekauft hat. Es kann durchaus lustvoll sein für den Mann, selbst Anal stimuliert zu werden, wegen der Prostata (dem G-Punkt der Männer). Dafür gibt es auch entsprechende Toys, die Anal eingeführt werden und von innen die Prostata massieren (z.B. der Aneros Helix Classic). Je nachdem können diese beim Geschlechtsverkehr drin gelassen werden. Anleitung für Anal- bzw. Prostatamassage mit der Hand finden sich im Internet. Doch auch ohne einzudringen, sind Berührungen rund um die Region des Anus sehr lustvoll. Mit Massieren des Damms des Mannes (der Bereich zwischen Hodensack und Anus), werden diese Nervenendigungen im Bereich der Prostata des Mannes indirekt stimuliert.

Was man im Porno nicht sieht, ist die sehr lange ausgiebige Vorarbeit, die geleistet werden muss, damit Analverkehr nicht schmerzhaft ist und auch hygienisch unbedenklich. Bevor es losgeht, braucht es Vorbereitungszeit. Viel Zeit. Der Afterschließmuskel ist sehr stark und meistens sehr angespannt. Er muss daher zuerst gelockert werden, damit er nicht verletzt wird. Wer Analsex praktizieren will, sollte sich unbedingt vorher darüber informieren. Denn er geht ein Verletzungsrisiko ein und nimmt die Gefahr von Stuhl-Inkontinenz in Kauf, weil Analverkehr gegen die natürliche Funktion des Schließmuskels arbeitet. Der Anus ist ein relativ kompliziertes Gebilde aus einem äußeren Schließmuskel, den man willentlich steuern kann, und einem inneren Schließmuskel, der nicht willentlich steuerbar ist. Nur mit dem äußeren Schließmuskel ist eine vollständige Kontinenz nicht sicher. Dazu benötigt man auch den inneren Schließmuskel, der dazu Druck aufbaut. Damit staut er die abführenden Blutgefäße, die direkt unter der Schleimhaut sitzen. Dies sichert die eigentliche „Feinkontinenz“. Verletzungen des Schließmuskels können zu Vernarbungen führen und mit der Zeit schließt der Muskel nicht mehr richtig. Auch sexuell übertragbare Infektionen sind beim Analverkehr ein Risiko, weil die Haut sehr empfindlich ist, schnell verletzt sein kann und zu bluten beginnt und weil das Sperma von der Darmwand schnell aufgesogen wird. Durch den Kontakt des Mundes mit dem Anus können ebenfalls diverse Infektionen übertragen werden. Auch der Finger im Anus ist nicht ganz ungefährlich – denn der Finger landet nach dem Anus schnell mal in anderen Körperöffnungen und so können Keime übertragen werden.

Es gibt kein Recht auf bestimme Sexualpraktiken
Sex kann in einer Beziehung rechtlich nicht eingefordert werden. Eine bestimmte Sexualpraktik schon gar nicht. Denn die körperliche Unversehrtheit und die Entscheidungsfreiheit des Individuums sind unantastbar. Sex, wie er stattfindet, muss für beide stimmen. Vor allem Männer sind manchmal in ihren Vorstellungen so sehr auf etwas Bestimmtes wie Analsex, Totalrasur, Kostüme fixiert, dass sie deswegen die Beziehung riskieren. Zum selbstverständlichen Sexrepertoire der Schweizerbevölkerung gehören laut Umfrage Vaginalverkehr (91 %), Zungenküsse (89 %), Oralsex (87 %), Petting (79 %) und Selbstbefriedigung (92 %). Analverkehr (54%) hat zugenommen.
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February 17, 2017

Dreimal Sex die Woche und immer noch unzufrieden

by Veronika Schmidt in Beckenschaukel, Ehesex, keine Lust, Konflikte, Lust, männliche Sexualität, Orgasmus, Schmerzen beim Sex, Selbstgefühl & Selbstwert, Selbstverantwortung, Stress, weibliche Sexualität, Zusammenleben, 2017


illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

Hallo Veronika

Der Sex beschert unserer Ehe regelmässig Krisen. Seit Jahren herrscht bei uns Sexfrust. Nachdem wir bei Dir auf einem Seminartag waren, von dem ich mir die Beckenschaukel mit nach Hause genommen habe, fühle ich mich im Sex wirklich emotional verbundener. Das ist wunderbar. Nur ist das Problem, dass mein Mann nach unseren 12 Ehejahren einfach schon maximal frustriert ist.

Aus meiner Sicht sieht er die kleinen Schritte nicht mehr, die ich gehe. Inzwischen ist für mich unser Sex besser geworden und sehe ihn für mich nicht mehr so als Belastung. Mein Mann wünscht sich, dass ich mich rasiere und schöne Unterwäsche anziehe, und das bekomme ich auch hin, ohne mich verbiegen zu müssen. Wir versuchten im letzten Jahr, uns zum Sex dreimal die Woche zu verabreden, was für mich eine ganz gute Lösung war. Denn dann wusste ich, an den anderen Tagen habe ich Zeit für mich. Mein Mann war mit der Lösung aber nicht glücklich. Jetzt war unser Krach über den Sex das erste Mal so schlimm, dass ich mich gefragt habe, ob unsere Beziehung das auf Dauer schafft, obwohl ich finde, ich bin im letzten Jahr grosse Schritte gegangen.

Ich habe lange auf meinen ersten Freund gewartet, für den ich mich aufheben wollte. Ich hatte keine sexuellen Erfahrungen vor meiner Ehe und bis dahin noch nie einen Orgasmus. Mein Mann ist einige Jahre älter und lebte vorher einige Jahre in einer eheähnlichen Beziehung. Die Hochzeitsnacht fand ich nicht besonders schön und seinen Penis nicht erotisch. Ich hatte mir das irgendwie romantischer vorgestellt. In den Flitterwochen befielen mich dann erst einmal Trichomonaden und ein Scheidenpilz, den ich die ersten Ehejahre überhaupt nicht mehr loswurde. Ichhatte überhaupt keinen Spass am Sex. Einen Orgasmus konnte ich zwar bekommen, aber der Weg dahin war fürchterlich mühsam. Ansonsten versuchte ich, es meinem Mann recht und ihn glücklich zu machen.

Mein Mann wünscht sich von mir Lust und dass ich ihn verführe. Ich aber wollte lange abends am liebsten meine Ruhe und ein schönes Buch, wenn die Kinder endlich im Bett waren. Auf jeden Fall wollte ich nicht noch etwas leisten müssen. Beim Sex gingen meine Gedanken oft spazieren. Zum nächsten Einkauf oder zu dem einen oder anderen akuten Problem. Ich hatte keine Ahnung, was mich gedanklich heiss machen könnte. Im letzten Sommer hat mir dann meine Tante, eine Therapeutin, das Buch von Nancy Friday über erotische Fantasien von Frauen empfohlen. Das Meiste darin fand ich echt widerlich, aber das eine oder andere hat mich angemacht. Ich denke mir, es ist in Gottes Interesse, wenn ich beim Sex mit meinem Mann mehr Spass habe.

Meine aktuellste Not ist, dass für mich nur die Stellung „er oben – ich unten“ wirklich lustvoll ist. Bei allen anderen Stellungen muss ich mich mit der Hand abmühen oder einen Vibrator nehmen. Doch damit kann ich es meinem Mann nicht recht machen. Oben zu sein ist für meinen Mann zum einen zu anstrengend und auf die Dauer zu langweilig. Sex, der für mich toll ist, ist für ihn langweilig - Sex den er toll findet, ist für mich gerade mal erträglich.

Insofern wünscht er sich andere Stellungen, die ich dann halt mache. Klar bekomme ich irgendwann einen Orgasmus, das ist dann für mich eher mehr Pflichtprogramm als Genuss. Eigentlich will ich das nicht mehr. Ich möchte den Sex geniessen, und nicht für einen Orgasmus arbeiten müssen, der dann oft einfach nur dürftig ist. Nun meint mein Mann, dass er sich nicht mehr für meinen Orgasmus zuständig fühlen möchte. Das ist kein Problem für mich, vorausgesetzt er ist nicht enttäuscht, wenn ich halt keinen habe. Ich habe viel zu lange mitgemacht, um ihn zufrieden zu stellen. Mittlerweile sehe ich das als Sackgasse.

Ich wäre echt froh wenn du uns weiterhelfen könntest.
Liebe Grüsse Beatrice, 38 Jahre


Liebe Beatrice

Das ist Deine Sicht der Dinge, ich weiss, und es wäre gut, auch die Deines Mannes zu kennen. Trotzdem erlaube ich mir mal ganz provokativ zu ihm und vielen anderen unzufriedenen Männern zu sagen: "Wenn Ihr nicht die Verantwortung für Euren eigenen Orgasmus übernehmt, wenn ihr Eure sexuelle Zufriedenheit an Eure Frau delegiert, wenn ihr Eure Frauen mit Euren sexuellen Erwartungen unter Druck setzt, dann seid ihr Egoisten und lausige Liebhaber."

Das heisst selbstverständlich nicht, dass Dein Mann für Deinen Orgasmus zuständig ist. Das bist Du selbst, und auf diesen Weg hast Du Dich bereits gemacht. Es ist gut, dass Du Deinen Mann nicht mehr zufrieden stellen willst. Weise ihn darauf hin, dass er selbst mit sich zufrieden sein muss. Dass er Sex nicht als Mittel zum Zweck sehen kann, um sich zu bestätigen und seinen Lebenshunger zu stillen. Und Du, beginne damit, Dich selbst zufrieden zu stellen, nicht nur sexuell, aber auch. Du kannst lernen, einen Orgasmus ohne Anstrengung zu bekommen. Dafür solltest Du erst einmal mit Dir selbst experimentieren. Das Buch „Komm, wie Du willst“ von Emily Nagoski kann Dir dabei helfen.

Sex haben heisst, eine Insel für Intimität zu schaffen. Doch ich kann aus Deinen Zeilen nicht erkennen, dass bei Euch Sex auch eine Dimension von Nähe, Zärtlichkeit und Verspieltheit hat. Leider können viele Männer aus diesen leisen Formen der Zuwendung und Erotik keine Erfüllung nehmen. Ihnen wurde schon in der Kindheit das Fühlen abtrainiert. Die Entdeckung der Innenwelt und die Suche der Selbstliebe kann für Männer ein langwieriger und auch schmerzhafter Prozess sein. Männer sind sich nicht gewohnt, sich selbst zu lieben. Den Mangel spüren sie trotzdem. In der Folge tritt anstelle von Selbstliebe Selbstsucht, Sexsucht oder Arroganz und Abwertung anderer. Am ehesten riskieren Männer Einsicht und emotionale Öffnung, wenn sie vermittelt bekommen, wie sie tatsächlich zu tief erfüllendem Sex kommen können. Denn oft erfüllt sie ihre Art, wie sie Sex leben, im Grunde doch nicht, weshalb sie meinen, dieses Ziel mit der Häufigkeit wett machen zu können. Mit dem rechten Wissen und der ihnen entgegen gebrachten Wertschätzung kann aus überzogenen Sexerwartungen erfüllender Sex als Ausdruck von wirklicher Selbstliebe werden.

„Langweiliger“ Sex kann sehr lustvoll sein, wenn man die Lust aus sich selbst und seinem Körper zu wecken und nehmen weiss." 

Ein lustvolles, jahrelang andauerndes Sexleben nährt sich daraus, wie es sich anfühlt, nicht, wie es aussieht und welche Kicks es bringt. Dein Mann aber scheint sich selbst und seinen Körper nicht sehr bewusst wahrnehmen zu können. Deshalb braucht er Kicks wie Stellungen, Intimrasur und Wäsche, um in Gang und zu Lust zu kommen. Es ist gegen alle diese Dinge überhaupt nichts einzuwenden, sofern sie auch Dir Spass machen. Doch Dein Mann sollte dringend lernen, seine Lust daraus zu nehmen, dass Sex auch Dir Genuss bringt. Daraus, dass Dein Genuss genauso wichtig ist wie seiner.

Ein Mann, der mit dreimal Sex die Woche nicht zufrieden ist und keinen Bock auf eine „anstrengende“ Stellung hat, die Dir mehr Empfindungen ermöglicht, hat definitiv ein Problem. Ein eigenes. Die Blick-Sexberaterin Caroline Fux meinte mal zu einem ebenfalls unzufriedenen „Dreimal-die-Woche-Mann“: „Nimm diesen Sex oder gar keinen.“ – und dass „… die meisten Eltern von kleinen Kindern nur davon träumen können, zwei- bis dreimal Sex pro Woche zu haben.“ Ihre Aussage auf Eure Situation bezogen bedeutet, abwechslungsreicher und spontaner Sex in Langzeitbeziehungen wird glorifiziert und geplanter und „langweiliger“ Sex abgewertet. Sexuelle Spielarten werden überladen mit irgendwelchen Fantasien und Illusionen, die mit „normalem“ Sex  in normalen Beziehungen nichts zu tun haben.

Liebe Beatrice, ich vermute, auf Euch wartet eine Auseinandersetzung mit Eurer Paarsexualität, Eurer Paarbeziehung, mit Euch selbst und Eurer Persönlichkeit. Deshalb würde ich Euch zu einer Sexualberatung bei einer ausgewiesenen Fachperson raten.

Herzliche Grüsse – Veronika

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October 21, 2016

Warum sind manche geistlichen Leiter so körperfeindlich?

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, Bibel, falsche Scham, Gott, Grenzen setzen, Konflikte, Selbstgefühl & Selbstwert, Sexueller Missbrauch, Sünde, 2016


körperfeindlich.ipg
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Hoi Veronika
Eine Frage beschäftigt mich schon länger. Warum denkst Du, sind manche Christen, vor allem Leiter, so körperfeindlich?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese die „sündigen Laster des Körpers“ als ganz besonders schlimm taxieren. Für mich hatte es zur Folge, dass ich meinte, mich selbst kreuzigen zu müssen und mich unglaublich anstrengte, jede sexuelle Regung aus mir rauszureissen. Die Folge war, dass ich meinen Körper zu hassen begann. Ich erlebte Rechenschaftstreffen, in denen  Körperteile freigebetet wurden, oft mit entwürdigenden Methoden.

Was mich zudem nachdenklich macht ist, dass viele christliche Leitende/Seelsorgende schlecht mit Menschen mit Missbrauchsgeschichten, Pornographie oder Scheidung umgehen können. Sie reagieren oft hart und lieblos, und so kommt aufs körperliche Trauma des Ratsuchenden auch noch ein geistliches dazu.

Ich würde mir so wünschen, dass wir Christen mehr Mut zu Seele, Geist und Körper hätten. Liebe Grüsse - Ursina, 36 Jahre


Liebe Ursina

Das ist eine gute Frage – weshalb wir auf Sex-Sünden stärker reagieren als auf andere.  Ich denke, es hat damit zu tun, dass jeder Mensch bei einer sexuellen Fragestellung unmittelbar mit sich selbst konfrontiert ist. Konfrontiert mit seinen eigenen Regungen, Sehnsüchten und seinen Kämpfen damit. Jeder der „fällt“, spiegelt mir, dass mir das auch passieren könnte. Weil ich eben Sexualität nicht aus mir „rausreissen“ kann, wie Du es ausdrückst.

Und natürlich ahnst Du ja schon, dass das Problem die unterschiedliche Wertschätzung von Geist, Seele und Körper ist. Viele Christen  haben immer noch das Bild: Geist gut - Seele problematisch - Körper geht gar nicht. Die Seele ist zu labil, nicht konform in den Reaktionen, der Körper geht nicht, weil Sitz der Geschlechtlichkeit und nicht zu kontrollieren. Aus Sicht des Geistes gesehen, sind seelische und körperliche Bedrüfnisse viel zu banal. Dieses unterschiedlich wertende Denken sehe ich nicht in der Bibel. Und schon gar nicht in der Schöpfung des Körpers, welche eine Körper-Hirn-Einheit ist, die im besten Fall perfekt wechselseitig aufeinander einwirkt. Werten wir Körper und Seele ab, müssen wir uns nicht wundern, wenn wir beginnen diese zu hassen, mit gravierenden Folgen für unser Selbstgefühl.

Das Bedürfnis nach Sexualität ist ein Grundbedürfnis. Wir haben primäre Bedürfnisse wie die nach Luft, Wasser, Nahrung, Schlafen, nach körperlichem Schutz, nach Abwesenheit von Furcht und eben nach geschlechtlicher Befriedigung. Und darüber hinaus auch psychosoziale Bedürfnisse wie die nach Liebe, Geborgenheit, neuen Erfahrungen, Lob, Anerkennung und nach Verantwortung. Alle diese Bedürfnisse betreffen uns ganzheitlich, also Geist, Seele und Körper.

Der Wunsch, die menschlichen Grundbedürfnisse asketisch zu kontrollieren, finden wir in allen Kulturen. Asketen und Körperfeinde, und das sind durchaus Frauen wie Männer, versuchen mit Hilfe des Geistes diese Grundbedürfnisse möglichst klein zu halten oder gar auszurotten. Damit einher geht oft der zwanghafte Impuls, diese Regungen auch beim anderen unterdrücken zu wollen. Leiter sind vermutlich nur mehr in dieser Gefahr, weil sie sich für die Gemeinschaft verantwortlich fühlen.

Der sexuelle Sündenfall des anderen gibt uns die perfekte Gelegenheit, alle eigenen sexuellen Nöte und Frustrationen auf ihn zu projizieren. Ich fühle mich schlecht mit meiner eigenen Sexualität, nicht rein, nicht geistlich genug, vielleicht habe ich sexuell gesündigt, ich kämpfe stark mit meinen sexuellen Bedürfnissen oder habe diesen Kampf unter viel Mühen endlich geschafft. Und nun steht da eine Person, die ist gescheitert und zwar offensichtlich für alle. Ich kann problemlos meinen eigenen Frust auf ihr abladen. 

Diese Regung der Projektion entlarvt Jesus eindrücklich in der Begegnung mit den Schriftgelehrten, Pharisäern und der Ehebrecherin in Johannes 8,2-11. Hier wird eine Konfrontation mit Jesus beschrieben zu der Frage, ob eine Frau die soeben beim Ehebruch erwischt wurde, gesteinigt werden muss. Die Wendung „den ersten Stein werfen“ aus Vers 7 dieser Begebenheit ist als geflügeltes Wort zur Beschreibung selbstgerechten Verhaltens in viele Sprachen eingegangen. Jörg Zink drückt es in seinem Buch WAS BLEIBT, STIFTEN DIE LIEBENDEN unverblümt so aus: "Die Ehebrecherin ist sozusagen das Lasttier, auf das der Neid, die Geilheit, die Lüsternheit der anderen gepackt werden. Sie hat alles zu tragen, was in den Gerechten rumort, nach oben drängt und sogar dann und wann ausbricht." Jesus sagt den selbstgerechten, verurteilenden und ihre eigenen sexuellen Stolpersteine auf die Frau projizierenden Pharisäern und Schriftgelehrten: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.“ Die Umstehenden liessen einen nach dem anderen ihre Steine (Projektionen) fallen und gingen weg. 

Aus meiner langjährigen Erfahrung kann ich ohne Übertreibung festhalten: Die grössten Moralapostel haben oder hatten am meisten Dreck am Stecken. Ihr Kampf gegen die sexuellen Regungen ist ihr eigener Kampf um sexuelle Reinheit. Das viele Ratgebende nicht sinnvoll mit Ratsuchenden umgehen können, ist für mich neben derer eigener Befangenheit mangelnde Kompetenz und Unwissen. Gerade wenn es um die Sexualität geht, ist die Christenheit schlicht und einfach sprachlos, sprich sprachunfähig. Dieser Mangel liesse sich aber beheben, wenn man denn wollte.

Dass Unwissen oder einseitiger Glaube im schlimmsten Fall auch zu absurden exorzistischen Ritualen führen kann, wie du antönst, ist für mich eindeutig sektiererischer und grober geistlicher Missbrauch. Deshalb halte ich es für wichtig, dass wir uns nicht von geistlichen Autoritäten abhängig machen. Wir sollten vor allem von Gott abhängig sein und selbst um unseren Glauben, unser Wissen und unsere Aufklärung bemüht sein. Paulus sagt im 1. Thess. 5, 21:  „Prüft aber alles, das Gute haltet fest!“ Halte ich mich in einer geistlichen Gemeinschaft auf, wo das was da abläuft, für mich nicht gut anfühlt, sollte ich unbedingt den Mut haben, mich zu lösen und zu gehen.

Diese Freiheit, liebe Ursina, wünsche ich uns allen zu jeder Zeit. Herzlich - Veronika


weiterer Blog zum Thema: DER MYTHOS SEXUALTRIEB UND SEINE DÄMONISIERUNG

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© by Veronika Schmidt. Publikation, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.