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Liebesbegehren – Veronika Schmidt

February 28, 2019

ON THE BASIS OF SEX - LIEBESPAAR AUF AUGENHÖHE

by Veronika Schmidt in Christliche Lebenswelt, Ehe, Rollenbilder, Zusammenleben, 2019


Augenhöhe.jpg
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Wir brauchen sie dringend, die Vorbilder liebevoller und gleichberechtigter Paare auf Augenhöhe. Vorbildliche selbstbestimmte Lebensentwürfe, die in ihrer Gestaltung keinem der beiden Geschlechter kulturell gewachsene Grenzen setzen. Vor allem keine Grenzen allein aufgrund des Geschlechts (engl. Sex). Eines dieser so wichtigen Vorbildpaare sind Ruth Bader Ginsburg und Martin Ginsburg. Ihre Geschichte zeigt der Film ON THE BASIS OF SEX , und der Dokumentarfilm RBG – EIN LEBEN FÜR DIE GERECHTIGKEIT. Das Gegenstück einer gleichberechtigten Ehe sehen wir in – THE WIFE – dem Roman-Drama einer Frau, die ihre eigene Karriere ihrem Mann unterordnet und deren Genie ihn zum Literatur Nobelpreisträger macht. Alle drei Filme sind äusserst sehenswert.


KLEINE DAME – GROSSES FORMAT – RBG

Ruth Bader Ginsburg, 85 Jahre alt, 1 Meter 55 klein, fachlich herausragend, intellektuell brillant, dabei zurückhaltend, selbstbeherrscht und von eisernen Arbeitsdisziplin ist eine feministische Lichtgestalt und Ikone des liberalen Amerika und seit einem Vierteljahrhundert erfolgreiche Richterin am Obersten Gerichtshof der USA. Ruth Bader Ginsburg stammt aus bescheidenen Verhältnissen, verliert früh die Mutter, wächst als Jüdin in einer antisemitischen Umgebung auf. RBG – so lautet ihr inzwischen als “Hoheitszeichen” für Autorität, Integrität und Einfluss verliehenes Kürzel – erwirbt sich mit Einsetzen der sozialen Revolution in der 1960er-Jahren ein einzigartiges Fachwissen zum Thema Ungleichbehandlung von Mann und Frau. Dank ihrer hartnäckigen Arbeit und der Unterstützung durch ihren Mann beweist sie in Aufsehen erregenden Gerichtsverfahren die gesetzliche Diskriminierung auf der Basis des Geschlechts.

Doch nicht deswegen hat ihr Neffe Daniel Stiepleman ihren Werdegang verfilmt. Ihn beeindruckte vor allem das Paarleben von Tante und Onkel. Im Interview mit Bruno Ziauddin im DAS MAGAZIN sagt er:

«Als meine Frau und ich heirateten, haben wir uns gesagt: Wir möchten als Paar so sein wie Onkel Marty und Tante Ruth. Mehr als ein halbes Jahrhundert führten sie diese unglaubliche Ehe! Gleichberechtigt, liebevoll, partnerschaftlich.»

Und als Motivation für den Film meint er: «Ich hatte das Privileg, das von Nahem mitzuerleben, Dieses Geschenk wollte ich mit anderen Menschen teilen.» Laut ihrem Neffen verfügt Tante Ruth über die Superkräfte der Überzeugungskraft. Der Heldin zur Seite steht im Film wie im wirklichen Leben ein Held: Der Ehemann Martin, selbst erfolgreicher Steueranwalt und ein exzellenter Koch. Sogar ein Kochbuch gibt es mit seinen legendären Rezepten, “Chef Supreme”. Gekocht für die Mitglieder des Obersten Gerichts. In aller Selbstverständlichkeit reihte er sich ein in die Tradition der “Ehefrauen”, monatlich für das Gremium der Ehepartner am Gerichtshof zu kochen.

Auslöser für den Entschluss, die Geschichte dieses Paares zu erzählen, war eine an der Beerdigung von Onkel Marty aufgeschnappte Bemerkung. «Noch kurz vor seinem Tod habe Marty gesagt: Dass er Ruth auf diesen Fall hingewiesen habe, sei die wichtigste Tat seines Lebens gewesen. Das habe ihr die Möglichkeit eröffnet, all das für die Rechte der Frauen zu tun, was sie getan hat.» Daniel Stiepelman: «Ich dachte: Was für eine grandiose Geschichte – hier ist dieses Ehepaar, das vor Gericht für dasselbe kämpft, was es zu Hause lebt.» Der Neffe berichtet im Interview, dass ihn Geldgeber nicht die wahre Geschichte des liebevollen Ehemanns, der die Karriere seiner Frau durch dick und dünn unterstützt, erzählen lassen wollten. Das sei unglaubwürdig: Er muss wütend auf sie werden, ihr mindestens mit Scheidung drohen. Doch für den Drehbuchautor Daniel Stiepelman war klar:

«Die Art, wie diese Ehe funktioniert, und Martys Rolle darin, das ist genau der Punkt!»

DIE STORY: Junge Frau schafft es an eine der elitärsten Universitäten der Welt, überwindet jede Menge sexistischer Vorurteile, schliesst das Studium mit Bestnote ab, wird währenddessen Mutter, kümmert sich gleichzeitig um den an Krebs erkrankten Mann, besucht für ihn auch noch Seminare, damit er das Studium ebenfalls abschliessen kann. Später wird sie die wichtigste Anwältin für Frauenrechte, gewinnt einen Musterprozess nach dem anderen, erhält eine Berufung ins höchste richterliche Amt des Landes, an den obersten Gerichtshof der USA – und führt auch noch diese verdammt glückliche Ehe.


MIR LIEGT DAS THEMA AM HERZEN - WESHALB ES EIN WEITERES BUCH GIBT

Mich begeistern solche Lebensgeschichten, weil sie mir Mut machen, im eigenen Leben den Traum des versöhnten Miteinanders von Frau und Mann zu leben. Und damit vielleicht als Paar sogar selbst Vorbild zu sein für die Gegenwart und nachfolgende Generationen von Paaren. Nach wie vor träume ich den Traum der göttlichen Ordnung von Gleichberechtigung in der christlichen Lebenswelt, wie sie meiner Meinung nach von Anfang an gedacht war. Deshalb habe ich ein weiteres Buch geschrieben, das im Juni 2019 im SCM-Verlag erscheinen wird: ENDLICH GLEICH! – Weshalb Gott schon immer mit Männern und Frauen rechnet.

Ich will in diesem Buch aufzeigen, was in Bezug auf die Gleichstellung von Frau und Mann in der Vergangenheit der christlichen Lebenswelt schiefgelaufen ist. Denn ohne zu erkennen, was schiefläuft, gibt es keine Umkehr und keine Neuausrichtung. Erst Erkenntnis und Reflektion machen Veränderung möglich. Deshalb ist das Buch eine Aufforderung, genau hinzusehen und hinzuhören. In diesem Fall auf die Frage der Gleichberechtigung von Frau und Mann aus Gottes Blickwinkel. Wir können die Vergangenheit nicht ändern, wir haben sie nicht gewählt und nicht geprägt. Aber für das Heute können wir aus den Schlüssen der Vergangenheit etwas ändern für ein Morgen, das dem entspricht, was sich Gott für uns Menschen, weiblich und männlich, gedacht hat – von Anfang an – wiederhergestellt mit der Menschwerdung von Jesus.

Wenig Freiheit und nicht wenig Verbitterung prägt das Miteinander der Geschlechter in Gesellschaft, Partnerschaft und christlicher Gemeinschaft. Das Geschlechterunverständnis tritt gerade einmal mehr hier wie dort offen zu Tage. Es ist die Chance der christlichen Lebenswelt, die eigene Geschichte der Ungleichstellung der Geschlechter schamvoll zu betrachten, daraus die richtigen Schlüsse für einen Wandel zu ziehen und in die Tat der Geschlechterversöhnung umzusetzen. Als Zeugnis für ein gottgewolltes, solidarisches Einssein von Frau und Mann. Wie ein solches Einssein ganz praktisch aussehen könnte, das zeigt uns das Beispiel von Daniel Stiepelmans Tante Ruth und Onkel Marty. Ich persönlich brauche das Geschenk von ermutigenden Vorbildern, wir alle brauchen diese Vorbilder. Lassen wir uns beschenken.

Herzlich - Veronika


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December 13, 2018

Ich habe einen unersättlichen Mann

by Veronika Schmidt in Ehe, Ehesex, Grenzen setzen, Konflikte, Liebe, Lust, männliche Sexualität, Rollenbilder, Selbstverantwortung, Zusammenleben, 2018


foto: romi yusardi

foto: romi yusardi

foto: romi yusardi

foto: romi yusardi

Liebe Veronika

Ich weiss nicht weiter. Mann Mann, 42 und ich, 41 stecken fest. Wir sind 15 Jahre verheiratet, christlich erzogen und aufgewachsen. Seit 2.5 Jahren weiss ich, dass er sich seit der Kindheit mit Selbstbefriedigung und später mit Pornografie beschäftigt. Woher das kommt, wissen wir nicht. Wir sind Umständen wie Isolation und Rückzug in der Kindheit, mangelndem Selbstwert und moralischer Lehre in der Jugend auf der Spur. Er denkt aber, dass diese Dinge nicht seine Sexualität direkt beeinflussen. Er kämpft mit einem guten Umgang seiner Sexualität und ist sehr bemüht, es richtig zu machen. Deine Bücher haben wir gemeinsam gelesen.

Unser Knackpunkt: Am liebsten möchte er täglich Sex – gerne auch mehr. Dabei will er sich begehrt fühlen und ich soll Lust empfinden – nur so kann er den Sex richtig geniessen. Wir verabreden uns fix viermal die Woche (in den Ferien steigt der Anspruch). Ich kann mich darauf einstellen, halte mich bis auf wenige Ausnahmen daran, habe teilweise Orgasmen, kann unsern Sex öfter auch geniessen, doch meistens ist es für mich anstrengend, in Stimmung zu kommen. Danach habe ich nicht das Bedürfnis, "es möglichst bald wieder zu wollen". Der nächste Termin steht zudem ja auch schon fest...

Initiative ergreife ich, weil es so abgemacht ist, nicht aus meinem Bedürfnis heraus. Kuscheln ohne sexuelle Berührung mag ich manchmal, doch weckt es bei ihm sofort das Bedürfnis nach mehr. Uns beschäftigt immer wieder die Frage: Wer ist näher an der Norm, wer muss sich ändern? Wie finden wir einen Konsens, wenn sich sein «Zuwenig» auswirkt auf sein Wohlbefinden, seine allgemeine Motivation und Lebensfreude? Was mache ich mit der Aussicht, dass er eventuell sexsüchtig ist? Er will seine Idealvorstellung nicht loslassen oder reduzieren.

Ich möchte auch meinen Anteil sehen und mich weiter entwickeln. Lustlosigkeit ist sicher ein Thema, ich komme nicht dazu, körperliche Nähe und Sex zu vermissen. Zudem bin ich stark ausgefüllt mit anderen Kontakten, Aufgaben und Beschäftigungen, die mir Freude machen. Ich spüre eine gewisse Co-Abhängigkeit und fühle mich mitverantwortlich dafür, ob er seine Lust mit mir ausleben kann oder zu anderen Lustquellen gezogen wird. Doch je länger wie weniger kann und will ich die Verantwortung tragen. Ich will ein gesundes Mass für unsere Ehe, für unsere schon grösseren Kinder, die fast keine Zeit mit uns am Abend verbringen können. Ich wünsche mir, dass mein Mann seine Bedürfnisse nach Annahme, Entspannung, Sicherheit, Bestätigung auch auf andere Weise (als Sex mit mir) abdeckt. Mit dieser hohen Frequenz und dem hohen Stellenwert möchte ich die Sexualität nicht mehr in unserer Beziehung leben.

Unsere Ressourcen sind, dass wir immer wieder darüber sprechen, zudem allgemein recht viel Zeit miteinander verbringen, erotische Abende planen, auch schon Wochenende zum Thema besuchten, an Ehekursen teilnahmen, um verbunden zu bleiben auf allen Ebenen. Wir wollen wirklich miteinander vorwärts gehen und Gottes Sicht gewinnen, im Gebet danach fragen, doch bisher fehlt uns die Antwort. Wie siehst Du unsere Situation? Was kann uns noch helfen?

Liebe Grüsse - Magda


Liebe Magda

Wenn Euch beiden der Sex an sich und diese wöchentliche Frequenz Spass machen, wäre dagegen überhaupt nichts einzuwenden. Dann wärt Ihr eines der Paare, die den erwiesenen Durchschnitt von ein- bis zweimal die Woche garantieren, denn es gibt auch sehr viele Paare, die diesen Schnitt deutlich unterschreiten oder sogar überhaupt keinen Sex haben.

Es gibt eine kanadische Studie zum Thema „sexuelle Häufigkeit in Bezug zu sexueller Zufriedenheit“, die besagt, dass einmal die Woche Sex ein Paar zufrieden macht. Weniger macht deutlich unzufrieden. Mehr macht nicht in dem Masse zufriedener, wie sich das derjenige vorstellt, der unbedingt mehr Sex möchte. Im Gegenteil. Nach einem befriedigenden Koitus stellt sich wohlige Eintracht ein. Dieses sexuelle Zufriedenheitsgefühl oder “sexual afterglow” (dt.: sexuelles Nachglühen) hält etwa 48 Stunden an und wirkt auch positiv auf das romantisches Miteinander grundsätzlich. Dieselbe “Afterglow”-Studie kommt handkehrum zu Schluss, dass täglicher Sex sogar unzufrieden mache, weil biologisch gesehen eine Energieverschwendung. Sex ist gut. Viel Sex ist nicht gut. Zu wenig auch nicht.

Es scheint, Du bist die Wellness-Oase Deines Mannes, die ihm hilft, seinen Stress abzubauen. Dass Dir diese Rolle nicht mehr gefällt, solltest Du Deinem Mann in einem konstruktiven Gespräch nochmals ausführen. Ebenso solltest Du zukünftig aushalten können, ihn zeitweilig zu frustrieren und zu enttäuschen. Das gelingt dann, wenn jedes von Euch für seine Sexualität ganz allein die Verantwortung übernimmt. Das könnte zum Beispiel heissen, dass Dein Mann für seine sexuelle Entspannung zwischendurch selbst besorgt ist und Dich (mindestens 48 Stunden) nicht mit einspannt. Findet neue Abmachungen für Eure gemeinsame Paarsexualität.

Euer Konflikt dreht sich wohl weniger um lustvolle Sexualität, als um Pflichterfüllung und vielleicht sogar um Übergriffigkeit. Denn eine aufgezwungene Sexualität ist ein Lustkiller. Wichtig in der Sexualität ist der Satz: „Nur wer NEIN sagen kann, kann auch JA sagen.“ Ich denke, das bedingt auch einen Weg des Umdenkens auf Deiner Seite. Hör auf damit, weiter die ganze Welt, inklusive Deinem Mann, glücklich machen zu wollen/müssen. Das ist wohl der Teil Deiner Kindheit und Vergangenheit. Ich beschreibe in ALLTAGSLUST Themen der Frau, wie “sich selbst ernst nehmen”, “für sich selbst einstehen”.

Sicher ist Eure Analyse in Bezug auf die Kindheit und den sexuellen Lernweg Deines Mann nicht falsch. Männer mit einem starken Bedürfnis nach Sex sollten sich Gedanken darüber machen, welche Funktion Sexualität in ihrem Leben innehat. Sex ist nicht immer gleich einem sexuellen Bedürfnis, sondern kann beinhalten, irgendwelche Sehnsüchte zu stillen, sich selbst zu spüren, seine Männlichkeit zu spüren, den Selbstwert zu bestätigen, die Nähe zum Partner ausschliesslich auf diese Weise erleben zu können oder aber auch einfache Grundbedürfnisse zu stillen, wie Stress abzubauen und zu entspannen. Eine Auseinandersetzung mit diesen Themen könnte Deinem Mann helfen, sich diese Bedürfnisse auch anderweitig und selbst zu stillen. Menschen mit viel Lust sind meist davon überzeugt, ihr Verlangen lasse sich nur durch häufigen Sex stillen. Lust und Erfüllung geschieht aber eher, indem man aufhört, einem «Mehr» hinterherzujagen und stattdessen in ein «Anders» investiert. Es ist ein Problem, wenn Dein Mann denkt, er könne nur glücklich werden, wenn er Sex möglichst häufig ausleben kann. Damit ist er ein Gefangener seiner Wünsche und Bedürfnisse. Es gibt weder ein Recht auf Sex in der Ehe noch darauf, Sex auf eine bestimmte Weise ausleben zu können.

Es wäre schön, Dein Mann liesse sich gewinnen für einen neuen Weg, seine sexuellen Wünsche in die Wahrnehmung seines eigenen Körpers zu investieren und zu sich selbst zu finden. Das neue Männerbuch MÄNNER - Körper. Sex. Gesundheit von Ann-Marlene Henning kann ich Euch als gemeinsame Lektüre sehr empfehlen. Eine weitere Lektüre, sich mit dem eigenen Männerbild auseinanderzusetzen ist das Buch MÄNNLICHKEIT LEBEN - die Stärkung des Maskulinen von Bjørn Thorsten Leimbach.

Dir persönlich wünsche ich, dass Du in eine entspanntere lustvollere Sexualität kommst, zu der Du Dich nicht nur Deinem Mann zuliebe einlässt, sondern Dir darin eigene Wünsche und Bedürfnisse stillst. Wie das geht, findest Du ja in meinen Büchern (Stichworte: Beckenboden, Loslassen, Beckenschaukel, Lust wecken, Lust erleben etc.).

Herzliche Grüsse - Veronika


Ähnlicher Blog: Dreimal Sex die Woche und immer noch unzufrieden

Und hier ein weiterer Link zu Sexsucht von Peter Gehrig


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November 22, 2018

BITTE SEHT EUCH DEN FILM #FEMALE PLEASURE AN!

by Veronika Schmidt in Christliche Lebenswelt, Gleichberechtigung, Gott, Rollenbilder, Sexismus, Sexualethik, Zusammenleben, 2018


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BITTE, BITTE, BITTE MÄNNER UND FRAUEN - SEHT EUCH DIESEN FILM AN!

Er läuft JETZT in den Kinos in der Schweiz und in Deutschland

Weshalb sollten wir alle diesen Film gesehen haben? Weil er uns Erklärungen und Lösungsansätze liefert für das grösste Missverständnis der Menschheit - RELIGION, FRAU & SEXUALITÄT - und den damit einhergehenden drastischen Konsequenzen für alle, Männer, Frauen und Kinder. “Mit dem Schweizer Dokumentarfilm #Female Pleasure kommt der wichtigste Film des Jahres in die Kinos”, schreiben die Medien. Ihr dürft ihn auf keinen Fall verpassen. Denn er führt uns vor Augen, was viele noch immer nicht hören und sehen wollen: Dass die Unterdrückung der Frau und ihrer Lust in allen Religionen und Konfessionen, noch immer, ein riesiges Problem mit gravierenden Folgen darstellt, zementiert durch die patriarchalen Strukturen. Die Schweizer Regisseurin Barbara Miller porträtiert im Film fünf Frauen aus verschiedenen Weltreligionen und zeigt ihre berührenden Geschichten. Ich bitte euch Männer, hört wenigstens einmal diesen Frauen zu, denn diese Geschichten haben mit euren eigenen Müttern, Frauen und Töchtern zu tun.

Brutale Praktiken, Missbrauch, sexuelle Unterdrückung und latente Missachtung und Ungleichbehandlung der Frau finden nicht bloss “bei den anderen” statt, sondern mitten in unserer Gesellschaft. Die Doku zeigt, dass auch in modernen, westlichen Metropolen wie London Genitalien von Frauen brutal verstümmelt werden. Dass in jüdisch-ultraorthodoxen Communitys in New York Frauen für die Gesellschaft unsichtbar gemacht und zu Heirat und Sex mit ihnen völlig “Fremden” gezwungen werden. Dass in einem Land wie Japan Penisse kulthaft verehrt werden, während über Vulvas/Vaginas zu sprechen strafbar ist, weil obszön. Dass im System der katholischen Kirche Ordensfrauen in ihrer Persönlichkeit “völlig entkernt” und von Ordensmännern missbraucht werden.

Trotz den happigen und auch Wut auslösenden Geschichten zieht der Film nicht nach unten, sondern macht Mut. Denn diese Frauen sind keine Opfer, sondern selbstbestimmte Gestalterinnen ihres neuen Lebens. Dieser Kämpferinnen-Geist springt auf einen über und ermächtigt, sein eigenes Leben mit neuen Augen und Kraft zu sehen. Mich haben zusätzlich die Männer im Film berührt: Für den, der zuhört und hinsieht, ist nichts mehr wie vorher!

#FEMALE PEASURE, der TRAILER

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September 13, 2018

DARF ICH EIN EIGENES SCHLAFZIMMER WOLLEN?

by Veronika Schmidt in Ehe, Ehesex, Konflikte, Liebe, Rollenbilder, Selbstverantwortung, Zusammenleben, 2018


ein katzenbild - echt jetzt?

ein katzenbild - echt jetzt?

ein katzenbild - echt jetzt?

ein katzenbild - echt jetzt?

Liebe Veronika

Ich habe lange Jahre alleine gelebt. Nun, da ich in einer schönen Liebesbeziehung bin, macht mir das Schlafen im gemeinsamen Zimmer erhebliche Probleme. Ich kann neben meinem Mann nicht gut schlafen, werde immer mal wieder wach, weil er etwas lauter atmet und sich bewegt. Ich bin extrem empfindlich und hatte auch schon Schlafstörungen. Ich möchte meinem Mann das Gefühl der Geborgenheit nicht nehmen, er schätzt das sehr. Trotzdem bewegt mich die Frage, ob ein Ausweichzimmer okay sein könnte oder dann die Beziehung leidet? Ich möchte nicht kompliziert tun, aber ich brauche meinen Schlaf und gleichzeitig will ich ihn nicht verletzen. Kann ich mich daran gewöhnen, nicht mehr alleine zu schlafen? Darf ich ein eigenes Schlafzimmer wollen?????? 

Liebe Grüsse - Berna, 46 Jahre


Liebe Berna

Ja, Du darfst. Wer wie Du schon einige Jahre auf dem Buckel hat und lange Jahre alleine lebte, der kann eventuell tatsächlich nicht einfach jemanden neben sich im Bett schlafen haben. Vielleicht muss man das ja auch nicht. Ich würde Dir sehr Mut machen, das getrennte Schlafzimmer anzustreben. Viele Paare entscheiden sich in Deinem Alter und nach der Kinderphase dafür. Ich könnte mir vorstellen, dass Du zu den (hoch)sensiblen Menschen gehörst. Wenn dem so ist, wirst Du Dich eher nicht einfach daran gewöhnen, sondern Du wirst mehr und mehr leiden. Du wirst um Deinen Schlaf kommen und gereizt oder unzufrieden werden, im schlimmsten Fall Dich innerlich aus der Beziehung zurückziehen. Also nein, Du musst Dich nicht daran gewöhnen, sondern in aller Ruhe mit Deinem Partner die Situation besprechen und ihm Deine Beweggründe und Bedürfnisse ausführen, er wird sie bestimmt verstehen (lernen).

Getrennte Schlafzimmer müssen für die Liebesbeziehung überhaupt nicht schädlich sein, im Gegenteil. Reifere Paare wählen manchmal sogar getrennte Wohnungen, sofern sie sich diese Möglichkeit finanziell leisten können. Auf jeden Fall würde ich mir zwei grosse Betten gönnen. Sexualität und Nähe müssen auf diese Weise zwar mehr „organisiert“ werden, aber das müssen sie im Laufe einer Beziehung eh. Eine gewissen Distanz kann eine Beziehung sogar beleben und interessanter machen. Geborgenheit lässt sich auf vielfältigste Weise vermitteln, auch zu Wachzeiten. Das bestimmt Euer allgemeiner wertschätzender und liebevoller Umgang. Für die körperliche Nähe könntet Ihr je nach Bedürfnis gemeinsam in eines Eurer Betten gehen, kuscheln, zärtlich sein, zusammen reden, vielleicht Sex haben, und dann, wenn der eine eingeschlafen ist oder wieder mehr Freiraum braucht, ins andere Bett wechseln. Oder wenn man morgens früh erwacht, kann man beim anderen nochmals ins Bett reinschlüpfen – oder aber auch nicht, wenn man dann lieber alleine ist. Sicher muss ein Paar mit einer solchen Lösung immer mal wieder darüber sprechen und sich gezielt verabreden.

In diesem Sinn - viel Freude an der erotischen Spannung von Nähe und Distanz - herzlich - Veronika

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June 14, 2018

EINE NEUE SEXUALMORAL - UND DIE AUFWERTUNG DER VERLOBUNG

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, Bibel, Ehe, Partnerwahl, Selbstverantwortung, Sex vor der Ehe, Zusammenleben, Sexualethik, 2018


foto: rawpixel

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Die vergangenen vier Jahre habe ich mir gemeinsam mit Freunden viele Gedanken darüber gemacht, wie Menschen durch eine ermutigende, fördernde und Identität stiftende Sexualethik in ganzheitlicher Weise in einem gesunden Selbstgefühl wachsen können.


Dabei blieben wir immer wieder auch an der Fragestellung hängen, wie Regelwerke durch Selbstverantwortung sinnvoll ersetzt werden könnten, ohne gleich den Wertekatalog über den Haufen zu werfen. Denn das ist verständlicherweise die grosse Angst der christlichen Gemeinschaft: "Was geschieht mit den Menschen und unserem Zusammenleben, wenn die haltgebenden Normen wegfallen?" Die Frage aller Fragen darin: Der "Sex vor der Ehe". Die Konsequenz aller Selbstverantwortung lässt keinen anderen Schluss zu, als die Verantwortung für den gelebten Sex dem einzelnen Menschen und dem Paar zu übergeben. Wir sollten wegkommen von der Verbots- und Problemkultur. Denn ansonsten finden wir uns in der Falle wieder von Kontrolle und Rechenschaft einfordern. Zufügen will ich hier, dass meine Überlegungen den erwachsenen mündigen Menschen betreffen, nicht minderjährige Jugendliche, die unter der Verantwortung der Eltern stehen.

Wie könnte eine neue Sexualmoral aussehen? Ohne gleich ein Konzept vorzustellen, habe ich trotzdem die für mich wichtigsten Grundsatzhaltungen formuliert. Sie entsprechen auch den Ausführungen im Buch LIEBESLUST im Schlusskapitel, in dem ich ausführe, wie wir jungen Menschen Sexualität sinnvoll und lustvoll weitergeben und darüber reden können.

EINE NEUE SEXUALMORAL

Auf dem Gebot der LIEBE, nicht Gesetzlichkeit.

Beruht auf SELBSTVERANTWORTUNG und
Verantwortung für den anderen in LIEBE.

Grundlage ist RESPEKT, sowohl für die Autonomie,
als auch die Beziehungsperson.

Margaret A. Farley, die 83-jährige Nonne, Theologin und emeritierte Dozentin für christliche Ethik an der Yale University hat in ihrem Buch „Verdammter Sex“ Sexualnormen der Gerechtigkeit vorgestellt, die den gesamten Sex-Kontext umspannen und uns als Leitlinien für eine neue Sexualethik dienen können und meiner Ansicht nach auch sollten.

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Ein aufmerksamer BLOG-Leser hat mir seine eigenen Recherchen zum Dilemma-Thema "Sex vor der Ehe" zugeschickt. Er befasste sich mit der These, dass eine Aufwertung der Verlobung ein Schritt in die Richtung "Verantwortung an das Paar abgeben" sein könnte. Ich möchte Euch diese Ausführungen nicht vorenthalten. Danke Dir, Erwin Meier, Pastor im Ruhestand, ganz herzlich, dass ich diesen Text veröffentlichen darf.


Verlobung - welch hoher Wert

Nicht nur in der Gesellschaft ist die Verlobung ziemlich unmodern geworden. Auch in der christlichen Lebenswelt höre ich zumeist das Wort von der Freundschaft. Um die Wichtigkeit dieser Beziehung zu betonen, spricht man von einer „festen“ Freundschaft. Aus seelsorgerlicher Sichtweise fehlt mir dabei jedoch die deutlich erkennbare Verbindlichkeit, in der die echte Liebe zur Paarbindung herangewachsen ist. Dann wächst beim Paar irgendwann auch der Wunsch, dass aus einer echten Liebe eine rechtsverbindliche Partnerschaft wird und einer von beiden den Vorschlag macht: „Lass uns übers Heiraten sprechen.“ Das Bedürfnis nach Gewissheit und Zukunftsplanung verlangt nach Klärung.

Damit soll der Zustand dieser Liebe auch in einer christlichen Gesellschaft anerkannt werden. Das stellt den Stand einer Verlobung dar. Sie zeigt, wie ernst das Paar es mit der Ehe meint. Ihr Verbindlichkeitscharakter bildet einen Wert, der in den biblischen Zeitaltern und noch heute in den Zivilgesetzen von Deutschland und der Schweiz mit unter den Schutz des Eherechts gestellt ist. Die Verlobung ist integraler Bestandteil der Ehe. Es ist mein Anliegen, den Liebespaaren die Verlobung erstrebenswert zu machen. Wo dies erkannt wird, nimmt man nicht nur die daraus resultierenden Pflichten ernst, sondern auch die dazu gehörigen Privilegien. Ich unterstelle Christen, dass sie selbstverständlich verantwortungsbewusst voraus denken und dementsprechend handeln.

Mit diesen sachlichen Aussagen bewege ich mich im Bereich der Definition. Wo um die eine gültige Definition gerungen wird, geschieht die Auseinandersetzung mit Meinungen. Dabei gestehen wir uns gegenseitig verschiedene Meinungen zu, weil wir uns bewusst sind, dass wir eine gemeinsame Gesinnung haben. Wir wollen nichts anderes als die liebevolle Gesinnung von  Jesus Christus. Und wenn wir unter seinem Beistand sogar zu der Meinung gekommen sind, dass man den Beginn der Ehe verschieden definieren kann, dann begegnet er uns nicht mit Stirnrunzeln, sondern lächelt verständnisvoll.

Die Suche nach Objektivität in einem subjektiv erlebten Liebesverhältnis startet unser Verstand. Der soll dann unseren Willen leiten. Dann kommen  die Gefühle der Sehnsucht nach Zärtlichkeit dazu. Der Liebreiz weckt den Wunsch nach  Befriedigung dieser immer heftiger werdenden Gefühle. Längst vorher sollten Christen folgende  moralische Frage geklärt  haben: Ist dieses reizende Gefühl nicht nur sehr schön? Findet Gott es auch gut, wenn wir uns gegenseitig damit beglücken? Dann antworte ich: Gut ist, wenn wir erstens Gott danken können für die Befähigung zur Vernunft, zweitens für die Bereitschaft zum verantwortungsbewussten Wollen und drittens für das Zulassen der wonnigen Liebesgefühle.

Sie kommen aus unserem Inneren, aus unserer Seele. Auch damit können wir den HERRN loben, sagt Psalm 103,1 „… und all mein Inneres seinen heiligen Namen.“ (EB) Diese aufwallenden Gefühle können sich von unnötigen Hemmungen lösen und zur rückhaltlosen Hingabe befähigen. Dann können wir auch gemeinsam unser Beten und Danken fortsetzen und kultivieren. Das ist gut. Weil man mit dieser Einstellung eben nicht der sündigen Begierde der „Fleischeslust“ verfallen ist, vor der uns der Apostel Johannes in 1 Joh 2,16 als weltliche Verdorbenheit bewahrt wissen möchte. Leider haben mit diesem Bibeltext die frommen Moralisten so manchen geistlichen Missbrauch getrieben. Wie ernüchternd wirkt dagegen der Zuspruch des Apostels Paulus in Röm 14,22: „Selig ist, der sich selbst nicht verurteilen muss in dem, was er gut heißt.“

Das kann in unserer Beziehung bedeuten: Wenn Verlobte ihren Gefühlen soweit Ausdruck erlauben wollen, dass sie sich gegenseitig mit dem Geschlechtsverkehr beschenken, dann sollten sie es mit dem Verständnis tun, dass ihre Intimgemeinschaft nicht mit der moralischen Abwertung „vorehelich“ behaftet ist. Wenn sie sich darüber nicht im Klaren sind, wenn ihre Freiheit dazu nicht vollkommen ist, ist ihre Liebesbeziehung für eine Liebesvereinigung noch nicht reif genug. Dann wird es ihre geistliche Beziehung zu Gott und miteinander beeinträchtigen.

Verlobte wissen sich in unserer Gesellschaft als Liebespaar ernst  genommen. Diese Gesellschaft ist so tolerant, dass man gar nicht danach fragt, ob in ihrer Liebesbeziehung der Geschlechtsverkehr erlaubt ist. Ich stelle deshalb in Frage, ob man mit der Enthaltsamkeit bis zum Zeitpunkt der Hochzeitsfeier in dieser Gesellschaft überhaupt ein Zeichen und Zeugnis für Selbstbeherrschung und Sitte geben kann, wenn dafür gar kein Interesse besteht. Enthaltsamkeit ist gut - für diejenigen, die davon überzeugt und auch so veranlagt und so stark sind, dass sie es können. Dazu meint ein Weiser: Wichtiger als Abstinenz ist die Kompetenz. Diese besteht zunächst einmal in dem gegenseitig gegebenen Treueversprechen. Danach ist ein Paar im vertraulichen Miteinander kompetent, wenn es ohne Krampf bei wohltuender Behaglichkeit liebevolle Umgangsformen einübt, die dann einander auch mit erotischen Spielarten glücklich machen. Man kann die Enthaltsamkeit eine Tugend nennen mit der Wortbedeutung von „taugen“ bzw.  Tauglichkeit. Dann handelt es sich um ein vorwurfsfreies Verhalten. Unsere heutige Gesellschaft erhebt diesbezüglich keinen Vorwurf. Und „wenn uns unser Herz nicht verdammt, so haben wir Zuversicht zu Gott“ (1 Joh 3,21). Für das eigene Gewissen ist es gewiss gut und tut gegenseitig gut.

Gelegentlich zitieren verlobte Paare auch den Spruch aus Hos 2,21 + 22: „Ich will mich mit dir verloben für alle Ewigkeit, ich will mich mit dir verloben in Gerechtigkeit und Recht, in Gnade und Barmherzigkeit. Ja, in Treue will ich mich mit dir verloben, und du wirst den Herrn erkennen“. Hier spricht Gott wie ein  Bräutigam zu seinem Volk über einen erneuerten Bund und gebraucht für sein Liebesverhältnis mit der „Tochter Zion“ drei Mal die Worte von der Verlobung, wobei ER am Ende den Ausdruck „erkennen“ (hebräisch yada) hinzufügt. Bekanntlich verstanden die Bibelschreiber darunter eine innige, sogar intime Beziehung (1 Mo 4,1 + 25). Dieser Begriff ist nicht nur gefüllt mit dem Begegnungscharakter, sondern „er-kennen“ schließt das Wiedererkennen ein, betont damit den Wiedererkennungswert, der auf Zukunft angelegt ist, weil man auf Wiederholung hoffen darf.  

Als die Jünger einmal die Aussagen von Jesus über die Ehefähigkeit sehr problematisch fanden und schlussfolgernd die Meinung äußerten, dass wohl die Ehelosigkeit eine praktikable Lösung sei, fügte Jesus eine weitere sehr problematische Bemerkung hinzu: „Wer es fassen kann, der fasse es!“ (Mat 19,12). Das könnte heißen: Wer die geschlechtliche Enthaltsamkeit fassen kann, soll damit zufrieden sein. Und wer sie nicht in den Griff bekommt, soll sich deshalb kein schlechtes Gewissen machen lassen und die Geschlechterliebe eine vortreffliche Tugend nennen. 

Wir sind uns darüber im Klaren, dass der liebevolle und befriedigende Austausch von Zärtlichkeiten beim Kuscheln, erregt bis hin zum schönsten Petting, dieses Liebesspiel, bereits eine Vor-Form des Geschlechtsverkehrs ist. Im Erlebnis ist es das für die Braut so wichtige Vorspiel, das sie möglichst lang hinausgezögert genießen möchte. Sie wünscht sich, dass ihr Geliebter hautnah zu fühlen ist. Nähe ja, aber auch schon sein Eindringen? Hoffentlich kann sie es ehrlich sagen, was sie wirklich möchte. Am besten ist doch, wenn beide längst vorher sich kompetent auseinandergesetzt haben. Dazu gehört natürlich auch etwas Grundwissen über die menschliche Biologie und Physiologie. Insbesondere über den Reichtum und die Wirkung der Hormone, die als Botenstoffe lustvolle Gefühle bis in die Genitalien transportieren können. Erwähnenswert erscheinen hier nur drei. Das als „Kuschelhormon“ bezeichnete Oxytocin wirkt sich im Blut und Gehirn aus und wird sogar bewusst wahrgenommen durch ein verstärktes Gefühl der Anhänglichkeit. Also ein regelrechtes Bindemittel. Und als „Belohnungshormon“ wird das Dopamin so genannt. Deshalb taugen aber beide Hormone nicht als vereinfachte Treueformel. Schließlich können noch die Endorphine genannt werden. Neben anderen Aufgaben können Endorphine einen Anteil an der Herstellung von Sexualhormonen in besonderen Glücksmomenten haben und sogar Euphorie auslösen. Deshalb gilt es auch als „Glückshormon“. Wird es  regelmäßig produziert, kann es das Immunsystem stärken und somit die Gesundheit fördern.

Wiederholte intensive Zeiten der Zärtlichkeit werden Verliebte mit Körper, Hirn und Hormonen in Erregung versetzen und  an einen Punkt bringen, wo sie sich ihrem Verlangen hingeben möchten und der Liebesvereinigung. Im Hohelied (Kap. 5,4) drückt es die Braut sehr direkt aus: mein Innerstes (wörtl. Eingeweide) wallte ihm entgegen. Der Apostel Paulus schreibt in Röm 1,26: dieser „Brauch“ (chresis = Verkehr) ist „natürlich“ (physikos) d. h. dringend notwendig. Und Salomo beschrieb dieses bezaubernde Hochgefühl im Hohelied (4,12 – 16) mit den Worten vom „Lustgarten mit Quelle und Born lebendigen Wassers.“  

Hierzu eine Überlegung zur Wortbedeutung „miteinander schlafen“. Man spricht vom „Beischlaf“. Wörtlich genommen würde das Paar beieinander oder nebeneinander schlafen. Da aber jeder Mensch nur für sich allein schlafen kann, weil man im Schlaf gewissermaßen „abwesend“ ist, taugt dieser Begriff gar nicht für die intime Gemeinschaft, von der die Bibel mit den Worten „ein Fleisch werden“ schreibt. Besser eignet sich der Begriff „Beilager“ oder „Beiwohnung“. So wird er auch in einigen Bibelübersetzungen gebraucht. Ebenso steht er immer noch im § 1300 des BGB: „… hat eine unbescholtene Verlobte ihrem Verlobten die Beiwohnung gestattet …“ Im Herkunftswörterbuch des Duden wird das Wort „schlafen“ erklärt mit „schlaff, schlapp herabhängend“, also ein entspannter Zustand, der eigentlich gar nicht mit einem erotischen Erregungszustand vergleichbar ist. Wenn Jesus in Luk 12,37 f uns als seine Jünger angesichts seiner überraschenden Wiederkunft zum Wachen ermahnt, dann meint das Schlafen „das Aufheben der Gemeinschaft“. So gesehen ist der Begriff „Beischlaf“ für die Geschlechterliebe völlig unpassend. Denn wo die innigste Gemeinschaft erlebt wird, ist das Paar bestenfalls in einem Liebesrausch, aber nicht schlafend.

Der Weg vom klitoralen Petting zum vaginalen Verkehr beträgt nur wenige Zentimeter. Die Liebe findet schließlich ihren Weg von hier bis dort.  Es wäre jammerschade, wenn sich das Paar danach mit einem Rest von Unbehagen anschaut und fragt: Wollten wir so viel? Durften wir so weit gehen? Wurde aus der Umarmung vielleicht eine Verarmung? Wenn erst dann das Gewissen nach dem Wissen fragt, ist es zwar nicht zu spät. Aber als Seelsorger möchte ich gläubigen Liebespaaren - wenn es denn möglich ist - mit meiner biblisch durchdachten Begründung helfen, in unserer heutigen Lebenswelt zu differenzieren zwischen der mosaischen Sexualethik bei den historisch bedingten Sitten, Gebräuchen und Traditionen, wie sie in der Kulturgeschichte des Volkes Israel gesellschaftlich relevant waren, und welche davon in unserer Gesellschaft einen gültigen Wert behalten haben. Tatsache ist, dass die Treue, Aufrichtigkeit und Zuverlässigkeit bei den Menschen unserer Zeit immer noch hohe und begehrte Werte sind. Gerade weil die Wirklichkeit oft anders aussieht, ist das Bedürfnis nach Verlässlichkeit und die Sehnsucht nach geordneten Verhältnissen so groß. Wer zum Beispiel im Beruf Druck verspürt, dem ist sein partnerschaftliches Liebesverhältnis als sicherer Hort umso wichtiger. In der Treue findet man den tröstlichen Ausgleich. Treue ist eine je neue willentliche Entscheidung für ein schönes altmodisch klingendes Wort: Hingabe. Sowohl auf der emotionalen Ebene wie auch auf der sexuellen. Erst die Treue gibt der Liebe ihren Wert.

Noch einmal: Wer vor der Hochzeitsfeier keinen Geschlechtsverkehr miteinander ausüben will, soll beim trauten Beisammensein die Kleidung anbehalten. Wer seinen Willensentschluss in gelassener Entschiedenheit durchhalten kann, sei gesegnet. Aber man soll von Verlobten keine generelle Triebzähmung fordern, wenn weder ein überzeugender Grund noch eine Eigenmotivation dafür da ist. Der erzwungene Verzicht kann im Gegenteil destruktive Kraft entwickeln, und einen ungezwungenen Umgang mit sexuellen Bedürfnissen verhindern, egal, ob sie ausgelebt werden oder nicht. Wer mehr Erkenntnis hat und davon überzeugt ist, dass die voll ausgekostete Geschlechterliebe  ein herrliches Gottesgeschenk ist, der erweist gläubige Kompetenz als eine Tugend, die mit verantwortungsvoller Begeisterung genossen werden kann.

Selbstverständlich sollten Paare mit der Bereitschaft zum Geschlechtsverkehr sich vorher gründlich mit Verhütung auseinandersetzen und verantwortungsbewusst entscheiden, ob und wie sie bereit sind, die Verantwortung für ein allenfalls gezeugtes Kind zu übernehmen.  Denn Angst vor einer Schwangerschaft wird die Hingabe und den Genuss des Geschlechtsverkehrs vor allem für die Frau massiv beeinträchtigen. Zu akzeptieren, dass der eine aus diesen Gründen keinen Geschlechtsverkehr will, gehört zum gegenseitige Respekt in der Beziehung und im Ideal zur Einhaltung des gemeinsamen Treueversprechens des Paares, um im Sinn von Hbr 13,4 die „Ehe in Ehren zu halten“.

Geht es bei Sex um ein Grundbedürfnis des Menschen? So wie bei Luft, Wärme, Wasser, Nahrung und Schlaf, ohne die kein Mensch leben kann? Wir benötigen für ein glückliches Leben Kommunikation, soziale Beziehungen, Sicherheit, Anerkennung und Gebrauchtwerden, doch wie steht es mit Sex?  Nur im Blick auf den Fortbestand der Menschheit kann man sagen, dass Sexualität ein Grundbedürfnis ist. Dass aber Sexualität im Fall eines Paares kein Grundbedürfnis ist, merkt man daran, wie es bei körperlichen oder psychischen Erkrankungen in den Hintergrund rückt. Ebenso ist es natürlich, dass der Mensch auf äußere Einflüsse wie Angst und Stress mit ausbleibendem Geschlechtstrieb reagiert. Sexualität dient aus streng biologischer Sicht in erster Linie der Fortpflanzung, aber in zweiter Hinsicht eben auch der Paarbindung. Mit dem Spruch „Alles kann, aber Liebe muss“, sollte man auch das Anliegen der Sexualität vielleicht nicht als ein Grundbedürfnis verstehen, sondern den Umständen entsprechend als ein sich aufdrängendes Bedürfnis.

Einem verantwortungsvoll lebenden verlobten Paar sollte gewährt sein, dass sie ihren gesunden Liebesbedürfnissen eine naturgemäße Freiheit gönnen. In der echten Welt der Gefühle suchen wir doch alle diese Momente, wo wir staunend vor dem Leben stehen und denken, wie groß, einmalig und überwältigend die Liebe sein kann.

Denn unter gewissen Umständen, wie eine lange Ausbildung oder Studium, ist ein Paar vielleicht nicht in der Lage, zu heiraten und ein entsprechendes Fest finanziell zu bewältigen. Aber in ihrer gereiften Liebesbeziehung erleben sie schon eine hohe Zeit (Hoch-Zeit), d. h. sie nehmen die Ehe ernst und sehen ihre Liebe für gültig an, auch wenn sie noch nicht endgültig ist. Damit bekunden sie ihren Respekt vor der Ehe. Sie erleben ansatzweise, was noch in Fülle verheißen ist. Irgendwann werden sie die Möglichkeit sehen und nutzen, um ihre privat begonnene Ehe auch von der Gesellschaft, d. h. beim Standesamt, urkundlich bestätigen zu lassen. So gesehen handelt es sich dann eigentlich um eine Konfirmation, nämlich eine öffentlich-rechtliche Bestätigung oder Ratifikation eines Bundes, zu dem sie vom lieben Gott bereits den Segen erbeten und bekommen haben.

In Deutschland können heutzutage Verlobte allein zum Standesamt gehen und ohne Trauzeugen heiraten. Wenn sie sich eine Hochzeitsfeier wünschen und leisten können, werden sie diese auf einen späteren Termin verlegen oder sogar auf unbestimmte Zeit verschieben, wenn nicht sogar darauf verzichten. Das bürgerliche Gesetz erlaubt einem Pastor eine kirchliche Segnung für Verlobte, die noch keinen Trauschein vorlegen können. So wird die Ehe „in Ehren gehalten bei allen“. Es geht dabei nicht um die Ehre Gottes (doxa), sondern um jene zwischenmenschliche Ehre (time), d. h. um den Respekt, den man gegenüber Eltern und anderen Autoritäten und vor allem dem geliebten Partner gegenüber erweist. Mit anderen Worten geht es hier um die geistgewirkte Freiheit des Christen, die sich in der Liebe entfaltet und bewährt.

Erwin Meier, Pastor im Ruhestand

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